Corona-Krise: Adidas völlig zurecht im „Shitstorm” - Kommentar
Die Entscheidung von Adidas, Mietzahlungen für die Shops des Unternehmens aufgrund der Corona-Krise vorsorglich auszusetzen, sorgt für einen „Shitstorm” gegen den Konzern - und das zurecht. Der Sportartikel-Hersteller sendet ein fatales Signal, schädigt sein Image und sorgt damit für größeren Schaden als die Mietzahlungen Gegenwert haben dürften.
Ausgerechnet Adidas, ein Konzern, der jährlich Unsummen in sein Image investiert, schießt sich mit der Entscheidung, Mietzahlungen für temporär zwangsgeschlossene Shops auszusetzen, selbst ins Knie. Man verweist auf einbrechende Umsätze, die durch das Online-Geschäft nicht aufgefangen würden und versucht so, die Entscheidung zu rechtfertigen. Adidas nutzt damit zwar „nur” ein Recht aus, das ein schnell zusammen gestricktes Gesetz des Bundes zur Abmilderung der Corona-Pandemiefolgen bietet.
Doch die alles entscheidende Frage ist: Müsste Adidas, das über miliardenschwere Rücklagen und große Finanzierungsoptionen verfügt, diesen als Vorsorgemaßnahme deklarierten Schritt überhaupt durchführen? Und das vor dem Hintergrund, dass sich - wie Adidas selbst zugibt - die Lage in China, einem der wichtigsten Absatzmärkte des Unternehmens, langsam wieder normalisiert. „Wir erleben einen Gegentrend in China. Dort sind die Läden wieder zu 100 Prozent geöffnet”, zitiert die „Tagesschau” Adidas-Sprecher Runau. „Das Leben kehrt dort langsam zur Normalität zurück”.
Der Eindruck, der zurück bleibt: Adidas kippt die Probleme, die die aktuelle Situation mit sich bringt, ohne akute wirtschaftliche Not vor die Tür der eigenen Vertragspartner. Das wird der Markt nicht vergessen. Man wird zusammen mit H&M und Deichmann Vorreiter zu einem möglichen Trend: Großkonzerne betätigen sich als Trittbrettfahrer der akuten Nöte vieler kleiner eigentümergeführter Unternehmen, die aktuell durch die Zwangsschließung tatsächlich Null Euro Umsatz erzielen und nicht über ein wieder anspringendes Geschäft in China oder große Internet-Vertriebskanäle, die zurzeit boomen, verfügen. Das wird der Konsument nicht vergessen.
Auf den ersten Blick mag die Entscheidung des Vorstands um Adidas-Chef Kasper Rorstedt zwar ökonomisch sinnvoll erscheinen. Der jetzt einsetzende Shitstorm zeigt, dass das Pendel aber auf Adidas zurück schlägt - härter als Adidas sich das wohl ausgemalt hat. Gespart haben wird Adidas am Ende übrigens nichts, im Gegenteil: Die Mieten müssen nachgezahlt werden - mit 4 Prozent Zinsen. Die Kosten für den mitgelieferten Imageschaden sind dagegen nicht zu beziffern.