CureVac und Trumps „America only” Offerte: Hat er oder hat er nicht?
Am Wochenende überrollte eine Welle plötzlicher Aufmerksamkeit ein kleines Biotech-Unternehmen im beschaulichen Tübingen, das bis dahin wohl nur denen ein Begriff war, die sich mit den Investitionen des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp im Biotech-Sektor beschäftigen. Hopp nutzt die dievini Hopp BioTech Holding als Investment-Vehikel. Im Portfolio des Mäzens der Bundesliga-Fußballer der TSG Hoffenheim befindet sich neben der börsennotierten Heidelberg Pharma auch die CureVac aus Tübingen. Das Unternehmen forscht und entwickelt potenzielle Impfstoffe und Medikamente auf mRNA-Basis - ein Gebiet, das bisher zwar keine am Markt erhältlichen Wirkstoffe hervor gebracht hat, dem Experten aber große Durchbrüche zutrauen. So auch in der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das neue Corona-Virus COVID-19, das aktuell das öffentliche Leben in vielen Ländern zu Stillstand bringt.
CureVac ist nicht das einzige Unternehmen weltweit, das an Impfstoffen gegen den Erreger arbeitet, der sich längst zur Pandemie ausgebreitet hat und der unter anderem auch die börsennotierte BioNTech aus Mainz beschäftigt. Nachdem die US-Regierung die Gefahr lange unterschätzt hat, kam irgendwann im Weißen Haus offenbar Betriebsamkeit auf. Eine ganze Reihe von Biotech-Unternehmen, die an Behandlungs- und Impfmethoden forschen, erhielten eine Einladung ins Weiße Haus. Kurzfristig, mit 24 Stunden Vorlauf, wie das Management des Unternehmens am Dienstag in einer Telefonkonferenz betont. Irgendwann in der Zeit danach rollte die Information an, dass US-Präsident Donald Trump versucht haben soll, das Unternehmen mit viel Geld in die USA zu lotsen. Oder die Wissenschaftler. Zumindest aber wolle er sich die Technologie sichern - und zwar exklusiv für die USA. Der Fall, über den die „Welt am Sonntag” berichtet hat, schlug hohe Wellen der Empörung.
Nur: Gab es Trumps „America only” Angebot überhaupt?
Auflösen konnte CureVacs Management die Verwirrung am Dienstag nicht. CureVacs Management um den aktuellen Acting-CEO Franz-Werner Haas dementiert die Gerüchte zwar entschieden. Die Gesellschaft hat den Aussagen zufolge von keinem wie auch immer gearteten Angebot oder Avancen Kenntnis, so die Quintessenz der Aussagen. Dass es kurz zuvor einen CEO-Wechsel gegeben habe, was die Spekulationen um die angebliche Trump-Offerte weiter anheizte, sei „purer Zufall” gewesen. Dem entgegen stehen aber weiterhin zahlreiche Aussagen vor allem aus dem politischen Berlin, bis hin zu der Aussage aus der Bundesregierung, dass ein solcher Deal vom Tisch war. Auch der Vertreter Hopps in der Runde, Friedrich von Bohlen, konnte die Geschichte nicht wirklich entkräften. Der Neffe von Alfried Krupp und frühere Chef der LION bioscience AG sitzt als Vertreter von dievini Hopp im Aufsichtsrat von CureVac. Er relativierte zwar Aussagen Hopps in der Presse, die man deutlich in Richtung eines möglichen Angebots interpretieren konnte. Doch ob da was und wenn ja was da am Unternehmen vorbei gelaufen sein könnte, weiß niemand sicher.
Für CureVac und Hopp war die Geschichte um Trumps vermeintliches Angebot an CureVac unter der Bedingung einer Exklusivität des Impfstoffes für die USA jedenfalls ein PR-Lottogewinn. Derartige Bekanntheitsgrade hätte wohl nicht einmal ein Börsengang dem Unternehmen einbringen können - derzeit gibt es CureVacs Anteile an keiner Börse zu kaufen, die Anteile halten vor allem Hopp und die Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates. Medienwirksam dementierte man die Offerte scharf und ließ wissen, dass man den Impfstoff selbstverständlich für die ganze Welt entwickle und nicht exklusiv für ein einzelnes Land. Das gab lauten Applaus in der Öffentlichkeit.
Diese wird übrigens noch eine ganze Zeit auf den Impfstoff warten müssen. Mariola Fotin-Mleczek, Chief Technology Officer von CureVac, hofft auf einen Start klinischer Test der ersten Phase für den frühen Sommer dieses Jahres. Andere sind früher dran, so unter anderem BioNTech, die im April mit klinischen Studien beginnen wollen. Wie schnell ein funktionierender Impfstoff dann tatsächlich am Markt erhältlich sein wird, hängt von vielen Dingen ab - vor allem aber von den klinischen Testdaten.