ZEW-Umfrage: Wohl nicht der letzte Schock durch das Coronavirus - Nord LB Kolumne
Die Ergebnisse der Befragung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern zeigen grundsätzlich die zu erwartende unerfreuliche Entwicklung. Numerisch betrachtet haben die Angaben für den Berichtsmonat März sogar die ohnehin schon pessimistischen Prognosen noch unterboten. Die Konjunkturerwartungen für Deutschland sind am aktuellen Rand auf schwache -49,5 Punkte gefallen. Die aktuelle Lage wird im Februar zwar nicht ganz so negativ beurteilt, mit -43,1 Zählern zeigt aber auch diese Zeitreihe an, dass die Wirtschaft Deutschlands unter sehr großem Druck steht. Die heute gemeldeten Daten des ZEW passen aber in jedem Fall sehr gut zu einem Blick auf den Kursverlauf des DAX seit dem 5. März.
Auch mit Blick auf Euroland hat sich die Stimmung der Befragten im Berichtsmonat März stark eingetrübt. Die Lagekomponente ist auf lediglich -48,5 Punkte gefallen; die Aussichten präsentieren sich nicht besser. Die entsprechende Zeitreihe hat sich auf -49,5 Punkte abgeschwächt. Die momentane ökonomische Situation muss somit als sehr unfreundlich bezeichnet werden und es gibt in den kommenden drei Monaten auch keine Hoffnung auf eine Besserung – eher im Gegenteil.
In Italien notiert der Lageindex bei katastrophalen -81,3 Punkten (und damit ziemlich nahe am absoluten Minimum von -100 Zählern). Die Erwartungskomponente ist im März auf -57,6 Punkte gefallen. Angesichts der Nachrichtenlage sollten diese Zahlen aber wohl nicht als große Überraschung gewertet werden. Das Land befindet sich schließlich mitten in einer Rezession und hat aktuell besonders stark mit der Coronavirus-Krise zu kämpfen.
In den USA ist die Situation etwas komplizierter. Mit -4,8 Punkten wird die Lage im März noch gar nicht wirklich negativ gesehen. Die Erwartungskomponente ist am aktuellen Rand allerdings auf schwache -50,4 Zähler gefallen. Die Finanzmarktteilnehmer sehen somit die Risiken für die US-Wirtschaft vor allem ab dem II. Quartal 2020. Diese Einschätzung der Befragten passt sehr gut zu unseren Wachstumsprognosen für die Vereinigten Staaten.
Fazit: Die vom Kampf gegen das Coronavirus ausgehenden Belastungen für die globale Wirtschaft haben die Stimmung der Finanzmarktexperten in Deutschland im März stark verschlechtert. Die Lage wird generell negativ beurteilt und es gibt unter den Befragten keine Hoffnung auf eine nachhaltige Besserung der ökonomischen Situation in den kommenden drei Monaten. Die Zahlen passen sehr gut zu dem Bild, welches von den internationalen Aktienmärkten eskomptiert wird. So notiert der DAX aktuell beispielsweise wieder unterhalb der Marke von 9.000 Punkten.