Aussichten für den globalen Raffineriesektor trüben sich ein - Commerzbank Kolumne
Die Zeichen im globalen Raffineriemarkt mehren sich, dass sich die Raffinerie-Branche in den kommenden Jahren auf niedrigere Margen einstellen muss. So zeichnet sich ab, dass bis 2024 vor allem China seine Raffinerie-Kapazitäten deutlich steigern und dabei die USA als globaler Weltmarktführer überholen wird. Der neue Kapazitäts-Schub dürfte nach Schätzungen der IEA (International Energy Agency) deutlich über dem Nachfragewachstum liegen. So dämpft eine Abschwächung der Ölnachfrage aus China, eine verbesserte Kraftstoffeffizienz sowie mehr Verkäufe von Elektro-Fahrzeugen die Nachfrage nach herkömmlichen Raffinerieprodukten. Ein gegenläufiger Trend zeigt sich hingegen bei den nicht-raffinierten Produkten (Biokraftstoffe, Verflüssigung von Kohle und Gas, direkter Einsatz von Rohöl bei der Stromerzeugung) und den Erneuerbaren Energien. Diese machen den Anbietern von Ölprodukten verstärkt Konkurrenz und nehmen ihnen Marktanteile weg. Für die Raffineriegesellschaften bedeutet dies, dass sie mit einer potenziell niedrigeren Auslastungsquote ihrer Anlagen rechnen müssen und damit einer Verschlechterung ihrer Kostenposition, was auf die Marge drückt. Ein neuer Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft ergibt sich aus der globalen Ausbreitung des neuen Coronavirus Covid-19. So befinden sich die chinesischen Ölimporte seit Mitte Januar im freien Fall. Auch die asiatischen Cracker-Margen sind Ende Januar ins Negative gedreht. Die große Hoffnung der Raffinerie-Industrie, dass ihre Margen im laufenden Jahr vom IMO 2020-Effekt nennenswert profitieren würden, relativiert sich derzeit. Während die Spanne zwischen schwefelarmem und hoch schwefelhaltigem Kraftstoff in der ersten Januarwoche auf bis zu rd. 221 USD/t schnellte, hat sich die Differenz auf zuletzt rd. 93 USD/t (27. Februar) abgebaut, ein Minus von knapp 60%. Für den Gesamtjahresausblick hängt nun alles davon ab, wann eine Erholung von Nachfrage und Margen einsetzt.
Anleihen
Deutschland: Aufträge Industrie (Jan.), 08:00 Uhr
USA: Handelsbilanz (Feb.), 14:30 Uhr
USA: Arbeitsmarktbericht (Feb.), 14:30 Uhr
Nach einem schwachen Start, drehte die Stimmung an den Rentenmärkten gestern im Laufe des Tages: sie profitierte von der Schwäche der Aktienmärkte. In den USA fielen die Renditen der US-Treasuries um rund 15 Bp. und heute Morgen noch einmal um 10 Bp. Die Rendite 2-jähriger US-Treasuries fiel unter 0,50%, die 10-jähriger auf 0,80%. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ermäßigte sich auf minus 0,69% und nähert sich damit dem historischen Tief von minus 0,742%. Der kräftige US-Renditerückgang half dem Euro bis auf 1,1250 US-Dollar, einem neuen Jahreshoch. Die Spreads der Euro-Staatsanleihen zu Bundesanleihen weiteten sich gestern deutlich aus, am meisten diejenigen der griechischen Staatsanleihen. Die OPEC einigte sich gestern bei ihrem Treffen in Wien auf Förderkürzung von 1,5 Mio. Barrel Öl pro Tag. Seit drei Jahren versucht die „OPEC+“ (mit Russland) durch Förderkürzungen den Ölpreis zu stabilisieren. Gestern sank der Preis für ein Barrel der Sorte Brent um 4% auf 49,9 US-Dollar. Seit Jahresbeginn gaben die Ölpreise um fast 25% nach. Verantwortlich dafür ist die Nachfrageschwäche als Folge des Coronavirus. Voraussetzung für die Förderkürzungen ist, dass sich Russland, daran beteiligt. Russland gab aber an, mit dem derzeitigen Preisniveau gut leben zu können. In den USA enttäuschten gestern die Auftragseigänge in der Industrie, die im Januar um 0,5% M/M zurückgingen. Allerdings legten sie im Dezember kräftig zu. Insgesamt liegen sie leicht unter dem Vorjahresniveau. In Deutschland stiegen die Auftragseingänge in der Produktion im Januar überraschend kräftig um 5,5% M/M an. Dies folgte jedoch einem kräftigen Rückgang in den beiden Vormonaten. Damit lagen die Auf-träge „nur“ noch 1,4% unter dem Vorjahresniveau.
Aktien
Allianz, Geschäftsbericht
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern zur Abwechslung mal wieder deutlich schwächer. Die relevanten europäischen Leitindizes fielen in der Spitze um bis zu 2,8% (Österreich). Damit konnten die Aktienmärkte in Europa nicht von dem satten Kursaufschwung an der Wallstreet vom Mittwoch profitieren. Zu tief sitzt momentan die Angst vor den ungewissen negativen wirtschaftlichen Folgen infolge des Coronavirus. Zudem ist zweifelhaft, ob die zuletzt ergriffenen Maßnahmen diverser Notenbanken kurzfristig positive real-wirtschaftliche Effekte zeigen können, da sich zu der Nachfrageschwäche ein Angebotsschock gesellt, der zu Produktionsausfällen etc. führt. Hinzu kommen teilweise (sehr) schwache Unternehmensdaten. So berichtete gestern u.a. Continental. Die schwachen Zahlen wurden mit einem Abschlag von satten 12,4% quittiert. Die Aktie von ProSiebenSat.1 büßte nach Vorlage von Ergebnissen rd. 7,1% ein. Bankaktien tendierten u.a. aufgrund stark sinkender Renditen und Rezessionsängsten sehr schwach (Deutsche Bank: -3,1%). Der Dax verlor in diesem unverändert fragilen Umfeld 1,5% und fiel wieder unter die Marke von 12.000 Punkten. Auf europäischer Sektorenebene wiesen alle Branchen Minuszeichen auf. Die stärksten Verluste erlitt der Bereich Rohstoffe mit durchschnittlichen Abschlägen von 4,3%. Defensive Sektoren wie Nahrungsmittel & Getränke sowie Pharma wiesen die geringsten Verluste (rd. -0,4%) aus. Die Börsen in den USA tendierten nach den deutlichen Vortagesgewinnen wieder sehr schwach. Der Dow Jones-Index verlor 3,6%. Die heftigen Ausschläge spiegeln die derzeitige starke Unsicherheit wider. Die Zahl der Coronavirus-Fälle geht mittlerweile gegen 100.000. Auf Sektorenebene wiesen Industrieaktien mit durchschnittlichen Verlusten von 5% die stärksten Einbußen aus (Versorger: -1,6%). Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss ebenfalls schwächer (Nikkei: -2,7%).