Noch kaum Auswirkungen des Coronavirus auf die US-Unternehmensstimmung - Commerzbank Kolumne
Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ging im Februar nur wenig von 50,9 auf 50,1 Punkte zurück. Die Auswirkungen des Coronavirus scheinen die Unternehmen im Februar noch wenig belastet zu haben. Dennoch ist der Index für die Produktion von 54,3 auf 50,3 und für die Auftragseingänge von 52,0 auf 49,8 Punkte deutlich gesunken. Es ist wahrscheinlich, dass die weitere Ausbreitung des Coronavirus und die unterbrochene Produktion in China größere Blessuren im März in der Stimmung der befragten Unternehmen hinterlassen werden. Die Risiken für die US-Konjunktur sind gestiegen und die Fed wird wohl spätestens in ihrer Märzsitzung die Leitzinsen senken.
Anleihen
Australien: Zinsankündigung Zentralbank, 04:30 Uhr
Euroraum: Verbraucherpreise (Februar), 11:00 Uhr
Euroraum: Arbeitslosenquote (Februar), 11:00 Uhr
Auch in der neuen Woche bleibt die Coronavirus-Epidemie das beherrschende Thema an den Finanzmärkten. Nachdem sich zur Markteröffnung die Lage zunächst etwas entspannt hatte, drehten sie im Laufe des Tages wieder in den Krisenmodus. Für eine Aufhellung der Stimmung sorgten über das Wochenende die japanische Zentralbank und auch die US-Notenbank Fed mit ihrem Signal, angemessen zu handeln, um die Wirtschaft zu stützen, falls die Lage es erfordere. Der Markt rechnet inzwischen fest mit einer Zinssenkung der Fed spätestens auf der kommenden Sitzung am 18. März. Ob die Geldpolitik der Notenbanken mit entsprechenden Maßnahmen zur schnellen Marktberuhigung beitragen kann, ist keineswegs sicher. Denn die aktuelle Situation in den wichtigen Volkswirtschaften verschlechtert sich zusehends. So brachen zum Beispiel in China sowohl der offizielle als auch der Caixin Einkaufmanager Index für das verarbeitende Gewerbe im Februar deutlich ein. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat entsprechend reagiert und ihre Wachstumsprogosen für die Weltwirtschaft nach unten angepasst: Unter der Annahme, dass der Höhepunkt des Ausbruchs in China im ersten Quartal erreicht werde und die Ausbrüche in anderen Ländern mild ausfallen und unter Kontrolle gebracht werden können, prognostiziert die OECD ein weltweites BIP-Wachstum für 2020 von 2,4% (bisher 2,9%). Sollte sich das Coronavirus allerdings stärker in Asien, Euro-pa und Nordamerika ausbreiten als bisher angenommen, könnte das Wachstum in diesem Jahr auf 1,5% einbrechen. Die zehnjährigen US-Treasuries erreichten in dieser Krisenstimmung ein neues Allzeittief von unter 1,03%, der Euro gewann mehr als 1% auf über 1,115 Euro je US-Dollar.
Aktien
Deutschland: Beiersdorf, Kion, Ströer, Quartalszahlen
USA: HP Enterprise, Target, Quartalszahlen
Zur Börseneröffnung in Europa zogen die Anleger noch Mut aus dem Kommentar der amerikanischen Notenbank vom letzten Freitag, möglicherweise mit Blick auf die Coronapandemie zu handeln. Doch nach der freundlichen Eröffnung begannen die Indizes zu erodieren und lagen stellenweise 1,5% im Minus. Am Nachmittag profitierten die europäischen Märkte dann von den anziehenden Kursen in den USA. Beim Dax blieb dennoch ein kleines Minus von 0,3%, der Euro-Stooxx 50 legte immerhin um 0,4% zu, der britische FTSE 100 sogar um 1,1%. Beste Branche waren europaweit die Versorger (+1,6%). Im DAX war es dann auch RWE (+3,7%), im EuroStoxx50 lag Iberdrola (+3,9%) vorn. Schwächster Sektor im Stoxx 600 war einmal mehr Reise und Freizeit (-2,7%). Im DAX unterstrich das Deutsche Lufthansa (-6,5%), aber auch Zykliker wie MTU (-5,1%) und Finanzwerte gaben spürbar Terrain auf. Im MDAX lag Dürr (-10%) zweistellig im Minus. Dagegen setzte bei Teamviewer (+11%) und der volatilen Varta (+8,3%) eine signifikante Wende ein. Diese Wende erreichten spektakulär auch die US-Aktienmärkte mit Hoffnung auf koordinierte Liquiditätsspritzen der Notenbanken. Der Dow legte 5,1% zu, S&P 500 und die Nasdaq in ähnlicher Größenordnung. Apple setzten sich nach Analystenempfehlung mit +9,3% an die Spitze des Dow, in dem es keinen Verlierer gab. Zugewinne auch bei Twitter (+8%) nach Meldungen über Einflussnahme des Hedgefonds Elliot als aktivistischer Investor. Die Stimmung in Asien blieb dennoch angeschlagen. In Japan schloss der Nikkei nach Anfangsgewinnen letztendlich mehr als ein Prozent im Minus. Hong Kong trat auf der Stelle, während an den chinesischen Festlandbörsen kleine Gewin-ne blieben. In Europa sind die Vorzeichen leicht positiv.