USA: Das FOMC könnte bereits im März unter Zugzwang kommen - Nord LB Kolumne
Die schwachen Zahlen zu den Einkaufsmanagerindizes aus China haben uns nicht wirklich überrascht. Das Ausmaß der Abschwächung mag zwar als unerfreulich gewertet werden, es war aber wohl jedem interessierten Beobachter klar, dass die ökonomische Aktivität im Reich der Mitte zuletzt sehr weitgehend zu einem Stillstand gekommen ist.
Zentrale Frage ist nun, ob die aktuellen Zahlen ein Vorbote für die Entwicklungen in Europa und Nordamerika sein werden – oder eben nicht. Die Finanzmärkte sind zwar besorgt, die in der vergangenen Woche extrem angespannte Marktstimmung, die den DAX beispielsweise unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten gedrückt hatte, weckt bei den Investoren Hoffnungen auf Handlungen der Notenbanken.
Jerome Powell reagierte auf das schwierige Umfeld. In einer Pressemitteilung wies er auf die ökonomischen Risiken durch das Virus hin. Der Fed-Chef betonte aber auch, dass die US-Wirtschaft sich weiterhin stark präsentieren würde. Bei Bedarf stünde die Zentralbank in Washington bereit, auf negative Effekte durch die Krankheit zu reagieren. Innerhalb der Notenbank gibt es hochrangige Offizielle, die einer Zinssenkung aufgeschlossener gegenüberstehen als andere. James Bullard gehört zur ersten Gruppe und betonte jüngst, man werde handeln, wenn sich Hinweise zeigten, dass die Weltwirtschaft durch die Epidemie nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen würde. Andere Notenbanker scheinen aber zu befürchten, dass erneute Zinssenkungen angesichts der momentan überaus positiven Situation am US-Immobilienmarkt die Gefahr einer Hauspreisblase deutlich erhöhen könnte. Dennoch dürfte die Fed bei Bedarf sicherlich tätig werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinssenkung der Fed hat sich also deutlich erhöht.
Die Finanzmärkte preisen ein Handeln des FOMC inzwischen ein – und haben an dieser Stelle vielleicht schon eine zu ambitionierte Erwartungshaltung. Nun müssen die US-Daten mit ganz besonderem Interesse beobachtet werden. Klare Hinweise auf deutliche Belastungen könnten Bewegungen bei der Fed auslösen. Bereits größere Finanzmarktturbulenzen in den USA mögen schon reichen, um die Notenbank in Washington unter Zugzwang zu setzen. Gleiches gilt wohl auch für die PBoC, die RBA, die EZB und andere Notenbanken.
Fazit: Die US-Notenbank könnte durch die Coronavirusepidemie noch unter Handlungsdruck kommen. Noch sieht man zwar eine grundsätzliche Stärke der US-Wirtschaft, klare Signale in Richtung von Belastungen der nordamerikanischen Ökonomie durch die neuartige Erkrankung werden aber wohl zu einem Handeln der Fed führen. Selbst größere Finanzmarktturbulenzen könnten das FOMC unter Zugzwang setzen. Sobald es entsprechende Entwicklungen geben sollte, würden wir unsere Zinsprognose für die USA anpassen. Es gibt aber durchaus auch Hoffnungsschimmer. Da mit einem Impfstoff wahrscheinlich erst in 2021 zu rechnen ist, muss zunächst wohl auf ein effektives Medikament zur Behandlung der Krankheit gehofft werden. Hier gibt es einige Kandidaten. Sobald eindeutige Berichte über statistisch valide positive Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit eines der nun in Erprobung befindlichen potentiellen Gegenmittel vorliegen, dürfte sich der Druck auf die US-Notenbank reduzieren. Damit ist aber wohl frühestens in 4 bis 5 Wochen zu rechnen. Es handelt sich hier also um einen Wettlauf gegen die Zeit.