DAX: Optimismus bricht aus - auf dem Weg zu einem neuen Allzeithoch? - Nord LB Kolumne
Der Coronavirus-Ausbruch in China hat an den Finanzmärkten zwischenzeitlich größere Sorgen bezüglich einer möglichen globalen Pandemie ausgelöst. Steigende Risikoprämien lasteten entsprechend auf den Kursen an den internationalen Aktienmärkten. Im Zuge dieser Abwärtsbewegung war beim DAX sogar wieder die Marke von 13.000 Zählern in den Fokus gerückt. Mittlerweile beginnen die Börsen aber, auf einen Durchbruch bei der Bekämpfung der Krankheit zu hoffen. Dieser Optimismus hat den Kursen an den Aktienmärkten prompt einen signifikanten Auftrieb gegeben. Der DAX könnte damit wieder auf dem Weg zu einem neuen Allzeithoch sein.
Man wird die Erfolge bei der Bekämpfung des Coronavirus genau im Auge behalten müssen. Selbst wenn sich die momentan an den Finanzmärkten eingepreisten Hoffnungen als realistisch erweisen, worauf natürlich zu hoffen ist, werden die von Peking ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie das Wachstum in China zweifellos belasten; die auf jeden Fall zu erwartende Schwäche im I. Quartal 2020 dürfte durch die Nachholeffekte im II. Quartal nicht komplett kompensiert werden. Entsprechend rechnen wir im Reich der Mitte für das Gesamtjahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 5,5%. Diese Abschwächung des Anziehens der ökonomischen Aktivität in China sollte auch andere asiatische Volkswirtschaften belasten. Das makroökonomische Umfeld in der Wachstumsregion Asia-Pacific spricht also noch immer eher für mehr Vorsicht der Anleger.
In jedem Fall dürfte der deutsche Aktienmarkt weiterhin im Schlepptau der Wallstreet bleiben. Die Effekte der zu erwartenden Wachstumsabschwächung in China dürften mit Blick auf die Entwicklung der ökonomischen Aktivität in den USA im statistischen Unschärfebereich bleiben. Von dieser Seite aus ist also auf Basis der aktuell verfügbaren Informationen mit keinem größeren Gegenwind für die Börsen zu rechnen. Allerdings muss das Bewertungsniveau am US-Aktienmarkt wohl bereits als recht ambitioniert bezeichnet werden. Es ist zwar weiterhin nicht von einer spekulativen Preisblase zu sprechen, der Winterschlussverkauf von Dividendentiteln im Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheint inzwischen aber abgesagt worden zu sein. Das KGV des S&P 500 notiert auf Basis der Konsensgewinnschätzung für das Gesamtjahr 2020 bei über 19. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus, welches den Wert von zukünftigen Zahlungsströmen regelrecht aufbläht, ist bei historischen KGV-Vergleichen unserer Auffassung nach große Vorsicht geboten. Dennoch sind auch US-Aktien wohl kein Schnäppchen mehr.
Fazit: Der DAX scheint kurz vor neuen Rekorden zu stehen. Die Marktteilnehmer hoffen offensichtlich auf Erfolge bei der Bekämpfung des Coronavirus. Vor allem die ökonomischen Effekte der Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit in China können aber noch zu Belastungen für die Börsen führen. Mit der aktuellen Aufwärtsbewegung der Kurse scheint es vor allem in den USA keinen Winterschlussverkauf an den Aktienmärkten zu geben!