Coronavirus: Rückkehr zum Risk-Off-Modus – Zinsen und Aktien fallen - Nord LB Kolumne
Das Coronavirus breitet sich weiter aus: Weltweit haben sich mittlerweile über 17.300 Personen nachweislich infiziert, gemeldet wurden über 360 Tote. Bisher konzentrieren sich die Virusmeldungen weitgehend auf China, dennoch haben sich über das Wochenende auch in Deutschland einige Verdachtsfälle für das Virus bestätigt. Die Ausbreitung könnte sich zwar im Verlauf der nächsten beiden Wochen verringern – das sind allerdings zunächst einmal Prognosen aus dem medizinischen Bereich. Derweil nimmt in China die Kritik am Krisenmanagement der Offiziellen zu.
Angesichts der Unsicherheit über die Auswirkungen des Virus ist auf den Finanzmärkten die Suche nach Safe-Haven-Anlagen angesagt und damit wurde wieder auf einen Risk-Off-Modus geschaltet: So fielen einerseits die Renditen der Benchmarkanleihen deutlich – die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen fiel noch am Freitag unter -0,40% und bei 10-jährigen US-Treasuries auf bis zu 1,50% – andererseits sank der Dax bis zur wichtigen Marke von 13.000 Punkte. Bemerkenswerterweise sind die FX-Auswirkungen bisher weniger gravierend.
Die eingeleiteten Maßnahmen in China und in Teilen der Welt lassen tatsächlich auch ökonomische Auswirkungen für die Konjunktur erwarten. Die Schließung ganzer Städte, Reisebegrenzungen, Produktionsstopps durch die Ausweitung des chinesischen Neujahrsfestes und entsprechende Konsumrückgänge werden das BIP-Wachstum im Reich der Mitte im I. Quartal massiv beeinträchtigen. Mit einem BIP-Rückgang im laufenden Quartal muss wohl gerechnet werden. Die Jahresrate könnte dann in Richtung 4,5% zurückgehen. Sollte das Virus im II. Quartal eingedämmt werden, dürften allerdings Nachholeffekte das BIP wieder stärker zulegen lassen. Die von der chinesischen Regierung angestrebte Marke von 6% für das BIP-Wachstum rückt nun aber in weite Ferne.
Die am Wochenende veröffentlichten chinesischen Einkaufsmanagerindizes für den verarbeitenden Sektor im Januar gingen leicht zurück – trotz der erhofften Impulse durch das unterzeichnete amerikanisch-chinesische Handelsabkommen! So fielen der CFLP PMI von 50,2 auf 50,0 Punkte und der Caixin PMI von 51,5 auf 51,1 Punkte. Hierin dürften aber die in den letzten beiden Wochen deutlich gestiegenen Unsicherheiten durch das Coronavirus erst teilweise berücksichtigt sein.
Derweil hat die PBoC erneut reagiert und zusätzliche Liquidität zur Verfügung gestellt. Die Notenbank senkte die Zinssätze für Reverse Repogeschäfte mit Laufzeiten von sieben und 14 Tagen um 10 Basispunkte. Als großer Wurf ist dies nicht anzusehen, weitere Maßnahmen werden folgen.
Weiterhin scheinen die getroffenen Maßnahmen nötig zu sein. Nimmt man den Verlauf von SARS als Vergleich, sollte im Verlauf des Februars das Virus seinen ganz großen Schrecken verlieren. Dann dürften auch sukzessive die Finanzmärkte in Richtung ihrer Niveaus Anfang des Jahres zurücktendieren. Aber: Wir Finanzmarktteilnehmer sind allerdings auf die Einschätzungen von Fachexperten angewiesen. Die Lage kann sich jederzeit ändern.
Fazit: Das Coronavirus breitet sich weiter aus und zieht zunehmend auch die Finanzmärkte in ihren Bann. Als Safe-Haven-Anlagen sind derzeit deutsche Bundesanleihen und US-Treasuries gesucht, unter Druck geraten dagegen die Aktienmärkte. So notiert der Dax zu Wochenbeginn bei knapp 13.000 Punkten. Während zwei veröffentlichte PMIs aus China nur leicht zurückgingen, aber die Auswirkungen des Virus nur teilweise berücksichtigen, hat die PBoC erneut Liquidität zur Verfügung gestellt. Die drastischen Maßnahmen in China scheinen nötig zu sein, auf eine Begrenzung der Ausbreitung des Virus kommt es jetzt weltweit an. Mit großer Wahrscheinlichkeit sollte dies gelingen – das ist zumindest, was die epidemiologischen Fachexperten verlautbaren lassen! Dann müsste sich im Verlauf des Februars noch die Lage an den Finanzmärkten wieder sukzessive umkehren.