DAX: Der Traumstart ins Jahr 2020 rückt neue Rekordmarken ins Blickfeld - Nord LB Kolumne
Heute konnte der deutsche Blue-Chip-Index DAX im frühen Börsenhandel wieder einmal über die Marke von 13.500 Punkte springen. Die Hoffnungen auf das Ausbleiben einer stärkeren Eskalation im Konflikt zwischen den USA und dem Iran haben die Risikofreude der Anleger erhöht. In Verbindung mit zuletzt wieder freundlicheren Wirtschaftsdaten aus den Vereinigten Staaten greifen Investoren mittlerweile wieder beherzter zu Aktien. Von diesem generellen Trend profitieren natürlich auch die deutschen Dividendenpapiere. Anleger scheinen darauf zu hoffen, dass auf dem Börsenparkett nun auch beim DAX bald neue Rekorde gefeiert werden können.
Der Beginn des Jahres 2020 war für die Asset-Klasse Aktien sehr turbulent. Nach einem Traumstart am ersten Handelstag sind geopolitische Risiken wieder stärker in den Fokus gerückt, was den DAX zwischenzeitlich sogar wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Zählern gedrückt hat. Für diese Abwärtsbewegung waren vor allem Ängste bezüglich eines drohenden militärischen Konfliktes am Persischen Golf verantwortlich. Diese Sorgen beginnen nun wieder etwas aus dem Blickfeld der Marktteilnehmer zu rücken. In der Tat nehmen die Anleger mittlerweile dezente Signale aus Washington und Teheran wahr, die in Richtung einer Deeskalation deuten. Entsprechend notiert auch der Ölpreis inzwischen auf einem etwas niedrigeren Niveau.
Auch beim Handelsstreit zwischen den USA und China gibt es neue positive Nachrichten; mittlerweile haben die offiziellen Stellen in China ebenfalls bestätigt, dass es in Washington zu einer Unterzeichnung des Phase-1-Handelsabkommens zwischen beiden Ländern kommen wird. Der chinesische Vize-Premier Liu He soll vom 13.-15. Januar in den USA weilen und die Teileinigung ratifizieren.
Inzwischen dürften die positiven Nachrichten bezüglich des Phase-1-Deals in den Kursen der Dividendenpapiere aber sehr weitgehend eingepreist sein. Damit spricht mittlerweile wohl vor allem das niedrige Zinsniveau in Deutschland für den DAX. Die Anleger sind in der Tat auch weiterhin im Anlagenotstand gefangen, was Investoren fast schon in die Asset-Klasse Aktien drängt.
Die Trends am deutschen Aktienmarkt dürften auch weiterhin vor allem von der Wallstreet vorgegeben werden. In diesem Kontext ist zunächst festzuhalten, dass an den US-Börsen sicherlich noch von keiner spekulativen Preisblase gesprochen werden kann. Dennoch sind die Aktienmärkte im Land der unbegrenzten Möglichkeiten fundamental nicht mehr günstig bewertet. Das KGV des S&P 500 liegt auf Basis der Konsensgewinnschätzung für 2020 bei immerhin schon fast 18,7. Folglich dürften viele positive Nachrichten mittlerweile bereits eingepreist sein. Vor allem geopolitische Risiken können im Laufe des neuen Jahres noch zu nachhaltigen Belastungen führen. Denkbare Auslöser für einen Kursrutsch wären beispielsweise ein massiver Handelskonflikt zwischen der EU und den USA, extrem schwierige Verhandlungen zu den weiteren Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU und eine Eskalation des Konfliktes auf der koreanischen Halbinsel. Auch die Lage am Persischen Golf muss von den Märkten weiterhin im Auge behalten werden. Zudem dürften sich auch die Verhandlungen über den Phase-2-Handelsdeal zwischen Washington und Peking schwierig gestalten. Insbesondere die Subventionspolitik Chinas sollte noch für kontroverse Gespräche sorgen.
Fazit: Die Hinweise auf leichte Entspannungstendenzen im Konflikt zwischen Washington und Teheran haben die Aktienkurse heute deutlich anziehen lassen. Der DAX steht kurz vor neuen Rekordmarken. Die Märkte preisen nun aber bereits viele positive Hoffnungen ein. Insofern steigt die Gefahr von Rückschlägen. Anleger müssen nun vor allem auf ein aktives Risikomanagement setzen; sonst kann aus dem Traum- schnell auch ein Fehlstart ins neue Jahr werden.