Russland-China-Gaspipeline in Betrieb genommen, müssen sich LNG-Exporteure Sorgen machen? - Commerzbank Kolumne
Russland und China hatten 2014 einen Gasliefervertrag über 30 Jahre mit einem Auftragsvolumen von 400 Mrd. USD abgeschlossen. Durch die neue Gaspipeline „Power of Siberia“ werden ab 2020 4,6 Mrd. Kubikmeter Gas von Sibirien nach China (über Nordchina bis Shanghai) geliefert (ab 2025: volle Kapazität von 38 Mrd. Kubikmeter Gas p.a. bzw. 28,1 Mio. Tonnen LNG, Flüssiggas). 2018 verbrauchte China rd. 276,6 Mrd. Kubikmeter Gas (dav. 45% importiert), so dass durch die neue Pipeline rd. 14% des jährlichen Gasverbrauchs abgedeckt werden. Anfang Dezember 2019 wurde ein Teilstück der Pipeline (2.157 km, Gesamtlänge: über 3.000 km) in Betrieb genommen. Für China bedeutet das Pipeline-Projekt zum einen eine gesicherte Energieversorgung für seine im Norden des Landes angesiedelte Industrie. Zum anderen helfen die neuen Gas-Importe China bei seiner Umstellung des Energie-Mix, d.h. weg von der Kohle und hin zu CO2-ärmeren Alternativen. Für Russland liegen die Vorteile in der Erschließung neuer Absatzmärkte sowie einer vom Geschäft mit Europa (immer noch mit Abstand größter Kunde) unabhängigeren Energiepolitik. Die Frage für die LNG-Exporteure (v.a. Australien, Qatar, USA) ist nun, inwieweit die neue Gaspipeline ihre Export-Chancen nach China mindert. 2019 dürften sich China’s Gasimporte auf rd. 93 Mio. Tonnen (dav. rd. 60 Mio. Tonnen LNG) belaufen. Rechnerisch könnte das durch die neue Gaspipeline transportierte russische Gas (bei voller Kapazität) rd. 45% der LNG-Importe nach China ersetzen. Tatsächlich werden die chinesischen Regionen im Norden Chinas derzeit nicht mit Flüssiggas versorgt, so dass das neue Pipeline-Gas aus Russland überwiegend die dort eingesetzte Kohle als Energielieferanten (für Industrie und Heizung von Wohnanlagen) ersetzen wird. Sorgen müssen sich die LNG-Exporteure eher wegen der Wachstumsverlangsamung in China machen, was das Problem steigender Überkapazitäten noch verschärft.
Anleihen
Japan: Zinsentscheid der BoJ, heute
Großbritannien: Einzelhandelsums. (Nov), 10:30 Uhr
Großbritannien: Zinsentscheid der BoE, 13:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
Nachdem die Einkaufsmanagerindizes zu Beginn der Woche eine herbe Enttäuschung darstellten, überraschte gestern das Ifo-Geschäftsklima für Dezember. So stieg der Gesamtindex überraschend deutlich von 95,0 auf 96,3 Punkte. Dies ist in erster Linie aber auf die zuversichtlicheren Geschäftserwartungen zurückzuführen, deren Index sich von 92,3 auf 93,8 Punkte erhöhte. Aber auch die Beurteilung der aktuellen Lage verbesserte sich von 98,0 auf 98,8 Punkte. Nach Angaben des Ifo-Instituts fielen die Umfragen im Dienstleistungssektor deutlich positiver aus als diejenigen zur Industrie. Aufgehellt hat sich vor allem die Stimmung unter den deutschen Exporteuren. So sind die Exporterwartungen von minus 1,6 auf plus 2,6 Punkte gestiegen. Das ist der beste Wert seit Februar. Damit dürfte es keine Rezession geben, das Wirtschaftswachstum in Deutschland aber sehr niedrigen bleiben. Die Meldung des Ifo-Geschäftsklima hatte zunächst kaum Marktbewegungen zur Folge. Am Nachmittag stiegen die Renditen erstklassiger Staatsanleihen jedoch deutlich an. Die Bundesanleihen folgten den US-Treasuries, die mit Kursverlusten den Handel eröffneten. Dagegen gingen die Renditen griechischer Staatsanleihen gestern kräftig zurück. Die Spreads zu Bundesanleihen im 10-Jahresbereich sanken um gut 10 Bp. Damit fiel die Rendite 10-jähriger griechischer Staatsanleihen (1,25%) erstmals seit 2008 unter die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen (1,30%). Der Euro gab gestern von 1,1150 auf 1,1120 zum US-Dollar nach, nachdem das scheidende EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeuré sich für eine Reform der geldpolitischen Strategie der EZB mit einem Zielband der Inflation um 2% aussprach.
Aktien
Nike – Ergebnis Q2
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte uneinheitlich. Die Indexausschläge hielten sich aber zumeist in engen Grenzen. Die drei Tagesgewinner waren die Börsen in der Schweiz und in England (jeweils +0,2%) sowie der spanische Ibex-Index (-0,1%). Nach dem starken Wochenauftakt infolge der Teileinigung im Handelskonflikt zwischen den USA und China, der dem Dax ein neues Jahreshoch bei 13.425 Punkte und dem MDax ein Allzeithoch bei 28.320 Punkten bescherte, setzte sich die leichte Konsolidierungstendenz fort. Der Ifo-Index, der besser als erwartet ausfiel, konnte dem deutschen Aktienmarkt keine entscheidenden Impulse verleihen. So fiel der Dax gegen Handelsschluss um 0,5% und hielt damit in Europa die rote Laterne. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war die zuletzt stark gebeutelte Aktie von Wirecard, die um 1,3% zulegte. Gewinnmitnahmen gab es dagegen u.a. bei Continental. Die Aktie büßte als Tagesverlierer rd. 1,9% ein. In der zweiten Reihe stürzte der Aktienkurs des Gabelstaplerherstellers Jungheinrich bei sehr hohen Umsätzen um 25,1% ab, nachdem das Unternehmen vor einem Gewinneinbruch für das kommende Jahr gewarnt hatte. Auf europäischer Sektorenebene waren v.a. Aktien aus dem Bereich Nahrungsmittel & Getränke gefragt, die im Schnitt um 0,4% zulegten. Automobilwerte büßten dagegen als Tagesverlierer im Schnitt 0,6% ein. Die Börsen in den USA tendierten leichter. Der Dow Jones-Index gab um 0,1% nach. Für etwas Gegenwind sorgte die Diskussion um eine mögliche Amtsenthebung des US-Präsidenten Donald Trump. Die Aktie von FedEx brach nach einer Herabsenkung des Geschäftsausblicks um rd. 10% ein. Auf Sektorenebene (S&P 500) waren insbesondere Immobilienwerte gefragt, die durchschnittlich um 1,3% zulegten. Industrieaktien büßten dagegen als Tagesverlierer im Schnitt 0,5% ein. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend etwas leichter.