Wirecard Aktie - ein Trauerspiel: Haufenweise verpasste Chancen
„Wieder eine Chance verpasst!” - so lässt sich charttechnisch bei der Wirecard Aktie der gestrige Handel zusammen fassen. Der Aktienkurs des DAX-notierten Fintech-Konzerns konnte zwar bis auf 119,80 Euro klettern, sich mit einem XETRA-Schlusskurs an der Frankfurter Börse bei 119,50 Euro (+038 Prozent) aber erneut nicht oberhalb kurzfristig relevanter Tradinghürden festsetzen. Das war auch schon am Dienstag mit einem Tageshoch bei 119,75 Euro und einem XETRA-Schlusskurs bei 119,05 Euro der Fall. Aktuelle Indikationen für die Wirecard Aktie zeigen zwar, dass die Bullen noch nicht aufgegeben haben, neigen aber etwas zur Schwäche gegenüber dem gestrigen Schlusskurs.
Gelingt der Wirecard Aktie nun doch noch der Sprung über die verschiedenen Hindernisse, die von 119,05/119,10 Euro über 119,50/119,55 Euro bis auf 119,75/119,80 Euro laufen, könnten bullishe Impulse für das Papier die Folge sein. Das Potenzial aus diesem Kaufsignal wäre zunächst zwar klar begrenzt und übergeordnet entscheidende charttechnische Signalmarken noch nicht überwunden. Solche Kursimpulse sollte man dennoch nicht unterschätzen, erst recht nicht nach der Kursentwicklung der letzten Tage. Für die Wirecard Aktie bleiben vor allem die charttechnischen Hürden rund um die Kernmarke bei 122,90/123,40 Euro entscheidend, die zuletzt am 15. November getestet wurde. Die Hinderniszone reicht von 122,05/122,50 Euro über die Kernmarke hinweg bis an den Bereich bei 124,10 Euro. Knapp darüber wäre mit 125,15/125,80 Euro die nächste Hindernismarke vorhanden. Gelingt der Wirecard Aktie ein Ausbruch über die beiden Widerstandsmarken, wäre der Weg in Richtung 131 Euro frei. Hier finden sich Hürden bei 130,40/131,00 Euro.
Gelingt ein solcher Ausbruch nicht, kann es für Wirecards Aktienkurs aber wieder in Richtung des jüngsten lokalen Tiefs bei 112,05 Euro nach unten gehen. Knapp darunter liegende charttechnische Unterstützungen in den Zonen 110,10/111,00 Euro und vor allem bei 106,70/107,85 Euro kamen zuletzt im Rahmen der Abwärtsbewegung zwar nicht in Gefahr. Hier bleiben aber massive Supports und wichtige Signalmarken vorhanden, vor allem um 106,70/107,85 Euro.
Die Analysten der UBS haben gestern Wirecard zuletzt einen Besuch abgestattet. Sie haben dabei unter anderem Vorstandschef Markus Braun gesprochen. Bei dem Treffen waren auch mehrere Investoren anwesend. Themen des Austausches waren unter anderem die jüngsten Meldungen aus Singapur, der Markteintritt in China und die Beziehungen zu Softbank. Insgesamt zeigt sich CEO Braun bei dem Treffen sehr optimistisch.
Er erläutert erneut die Situation in Singapur. Für das Audit eigentlich notwendige Unterlagen lagen zum Zeitpunkt der Untersuchung teils bei den dortigen Behörden. Daher standen sie den Prüfern von EY nicht zur Verfügung. Trotz der geringen finanziellen Bedeutung des dortigen Standorts, die Umsätze lagen 2017 bei 40 Millionen Euro, dürften die entsprechenden Nachrichten die Szene aber noch eine Weile beschäftigen.
Braun geht auch auf die Spezialprüfung ein, die von KPMG durchgeführt wird. Diese hat keine Beschränkungen hinsichtlich Umfang und Produkten und soll global durchgeführt werden. Der Vorstandschef rechnet damit, die Ergebnisse am Ende des ersten Quartals 2020 zu publizieren.
Auch Georg von Waldenfels, der bei Wirecard für die Beziehungen zu Softbank verantwortlich ist, nahm an dem Gespräch teil. Er erwartet weitere Geschäfte, die mit der Softbank-Kooperation in Verbindung stehen. Der mit der Unterstützung von Softbank geplante Einstieg in die Märkte von Japan und Südkorea wird noch immer überprüft. In China hat Wirecard den Markteinstieg inzwischen ohne die Hilfe von Softbank geschafft. Dort hat der DAX-Konzern AllScore gekauft. Die Experten haben den Eindruck, dass der Einstieg in China derzeit für Wirecard eine größere Bedeutung hat.