Wirecard Aktie nach dem „Kurzfrist-Schock”: Das sind die Aussichten!
Nach dem turbulenten Handel bei der Wirecard Aktie am gestrigen Mittwoch geht es am Donnerstag vergleichsweise ruhig zu: Heutige Kursschwankungen im XETRA-Handel der Frankfurter Börse brachten für den DAX-Wert bisher eine Tagesspanne bei 114,20/117,75 Euro zustande. Aktuell notiert Wirecards Aktienkurs bei 117,05 Euro leicht gegenüber dem gestrigen XETRA-Schlusskurs im Minus. Trotz vieler Schlagzeilen in den Börsenmedien gibt es aktuell keine substanziellen Neuigkeiten zu dem Fintech-Unternehmen, die sich kursrelevant auswirken würden.
Interessant am Rande: Nach dem jüngsten „Handelsblatt”-Bericht zu Wirecard gab es lediglich eine Analystenstimme zu den Neuigkeiten - ungewöhnlich wenig Resonanz also bei den Experten. Lediglich die DZ Bank hatte sich zu Wort gemeldet und von Wirecard gefordert, die Rechnungslegungsstandards zu überprüfen und zu verbessern. Wirecard müsse für mehr Klarheit und Glaubwürdigkeit sorgen, so die Analysten - auch keine Forderung, die das erste Mal an den Konzern heran getragen wird. Zuletzt machen die Experten deutlich, dass sie ihre Annahmen zu Wirecard überprüfen werden. Derzeit sprechen die Analysten eine Kaufempfehlung für die Aktien von Wirecard aus. Das Kursziel liegt in der alten Analyse bei 185,00 Euro, ein neues Ziel wird nicht genannt.
Wirecards Aktienkurs bleibt mit der heutigen Tagesspanne weit entfernt von allen übergeordnet interessanten charttechnischen Marken. Übergeorndet entscheidende bullishe Triggermarken finden sich derzeit nach den jüngsten Kursentwicklungen vor allem rund um die Kernmarke bei 122,90/123,40 Euro. Die Hinderniszone reicht von 122,05/122,50 Euro über die Kernmarke bis an den Bereich bei 124,10 Euro. Weiterhin gilt unser jüngsten charttechnische Fazit zur Wirecard Aktie: Knapp darüber wäre mit 125,15/125,80 Euro die nächste Hindernismarke vorhanden. Gelingt der Wirecard Aktie ein Ausbruch über die beiden Widerstandsmarken, wäre der Weg in Richtung 131 Euro frei. Hier finden sich Hürden bei 130,40/131,00 Euro. Kommt es zu einer solchen Bewegung, wächst der Druck auf die Shortseller angesichts der dann klar zu erkennenden Trendwende deutlich, sich einzudecken.
Nach unten hin sind weiter die bekannten charttechnischen Supportmarken entscheidende Triggerzonen für die Wirecard Aktie. Im Chart des DAX-Titel finden sich zum einen die Unterstützungen im Bereich um 110,10/111,00 Euro. Eine starke Supportzone ist zum anderen um 106,70/107,85 Euro zu sehen. Ein Break hierunter würde das charttechnische Bild bei dem DAX-Wert massiv verschlechtern - auch das bleibt wie zuletzt so skizziert.
Wirecard hatte gestern vergleichsweise zu früheren ersten Statements deutlich auf die neuen Vorwürfe in der Presse reagiert. Man habe alle Berichtspflichten ordnungsgemäß eingehalten, so das Unternehmen. „Der Konzernabschluss nach IFRS ist nur für den Wirecard-Konzern bestimmt. Die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat die Konzernabschlüsse und Konzernlageberichte für die Geschäftsjahre 2017 und 2018 mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen”, heißt es in einem Statement des DAX-notierten Konzerns zum „Handelsblatt”-Bericht. „Ungeachtet dessen wurde der lokale Einzelabschluss 2017 auf der Grundlage lokaler GAAP (SFRS) geprüft. Aufgrund der Einschränkungen durch die Untersuchung in Singapur (und nicht wie im Artikel fälschlicherweise durch Unregelmäßigkeiten vorgeschlagen) lagen teilweise keine Akten vor, was dazu führte, dass der lokale Auditor nicht in der Lage war, ein abschließendes Prüfungsurteil auf der Grundlage lokaler Rechnungslegungsstandards abzugeben. Die lokalen Abschlüsse wurden jedoch im Rahmen dieses Umfangs ordnungsgemäß geprüft”, so Wirecard weiter.
Den Angaben im Handelsblatt-Bericht zufolge verweigert der Wirtschaftsprüfer EY für Wirecards ohnehin umstrittene Tochtergesellschaft in Singapur das Testat für die Bilanz des Jahres 2017. Dabei beruft sich die Zeitung auf Dokumente der Finanzaufsicht des asiatischen Stadtstaates. Demnach können die Wirtschaftsprüfer von EY, früher Ernst & Young, „weder die Angemessenheit, Vollständigkeit und Richtigkeit des Jahresabschlusses feststellen”. Auch könne man nicht abschätzen, ob und in welchem Umfang Anpassungen erforderlich sein könnten, zitiert das „Handelsblatt”.
Die Tochtergesellschaft Wirecards in Singapur stand bereits im Zentrum der „Asien-Affäre”, die Wirecards Aktienkurs im ersten Quartal einen heftigen Sturz einbrachte. Auslöser des verweigerten Testats sind offenbar zum einen die Ermittlungen der Behörden zu den Anfang 2019 von der „Financial Times” berichteten Vorwürfen. Darüber hinaus kritisieren die Wirtschaftsprüfer laut „Handelsblatt” unter anderem mangelnde Erklärungen zu Unterlagen und Transaktionen.
Stimmen aus dem Konzern verweisen auf die Ermittlungen in Singapur und das Drunter und Drüber, das nach dem Abgang des lokalen Finanzchefs geherrscht habe. Doch das kann allenfalls eine schwache Begründung sein, die Öffentlichkeit über diesen Fakt im Unklaren zu lassen. Wenn das verweigerte Testat so einfach erklärt werden kann, ist es umso fraglicher, warum der Konzern die Anleger nicht aktiv darüber informiert hat”, kritisiert die Zeitung das Unternehmen in einem begleitenden Kommentar.