Aktien: Berichtssaison mit Allianz, Wirecard & Co. bestimmt die Richtung - Börse München Kolumne
Viertes Wochenplus in Folge: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche ihre Gewinnserie fortgesetzt. Zurückzuführen war dies auf den Wochenbeginn und -schluss, dazwischen herrschte Zurückhaltung an den Märkten. Während am Montag zuversichtliche Äußerungen von US-Präsident Donald Trump in Bezug auf eine Teillösung im Handelskonflikt mit China für gute Stimmung sorgten, war es am Freitag der positiv aufgenommene US-Arbeitsmarktbericht. Dagegen hielten sich die Anleger direkt vor der Ratssitzung der US-Notenbank Fed zurück, im weiteren Wochenverlauf versetzten Äußerungen aus China, die zeitweilig Zweifel an einer raschen Lösung des Handelsstreits aufkommen ließen, dem Optimismus der Anleger einen Dämpfer. Unternehmenszahlen, von denen die Märkte eine ganze Menge in Form von Quartalsberichten zu bewältigen hatten, sorgten bei den jeweiligen Werten für Bewegung, wiesen insgesamt aber keine einheitliche Tendenz auf.
Im Wochenvergleich legte der Deutsche Aktienindex (Dax) um 0,5 Prozent auf 12.961,05 Punkte, am Freitag verzeichnete er zudem ein neues Jahreshoch. Eine Berg- und Talfahrt erlebten die Anleger beim Indexwert Continental. Nachdem der Autozulieferer erst von Hoffnungen auf eine Lösung im Handelskonflikt profitierte, drückten dann Zweifel an dieser den Kurs, bevor es zu Ende der Handelswoche nach einer Analystenempfehlung wieder deutlich aufwärts ging. Der MDax gewann im Wochenvergleich 1,2 Prozent auf 26.547,34 Zähler. Der Tec-Dax kam um 0,6 Prozent voran auf 2.829,87 Punkte. Der HAFIX-Deutschland rückte um 0,2 Prozent auf 3.680,81 Zähler vor. HAFIX-Europa verbesserte sich um 1,0 Prozent auf 3.020,55 Punkte. Der m:access All-Share stieg um 0,7 Prozent auf 2.462,01 Zähler.
An den deutschen Anleihemärkten sind die Kurse in der vergangene Woche etwas gestiegen. Konjunkturdaten spielten dabei allerdings lediglich eine untergeordnete Rolle, die Anleger reagierten vielmehr auf die zwischenzeitlich etwas gedämpfte Stimmung an den Aktienmärkten. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe ging im Wochenvergleich von -0,37 auf -0,41 Prozent zurück. Die Umlaufrendite reduzierte sich von -0,39 auf -0,40 Prozent.
In den USA zogen die Kurse an den Aktienbörsen deutlich an, was stark an Gewinnen am Freitag lag – hier hatten der Arbeitsmarktbericht und Aussagen sowohl aus den USA als auch aus China, ein Teilabkommen im Handelsstreit stünde kurz vor einem Abschluss, für erheblichen Auftrieb gesorgt. Der Dow-Jones-Index stieg im Wochenvergleich um 1,4 Prozent auf 27.347,36 Punkte. Beim breiter gefassten S&P-500-Index ging es um 1,5 Prozent auf 3.066,91 Zähler nach oben, und beim technologielastigen Nasdaq-100-Index um 1,6 Prozent auf 8.161,17 Punkte. Beide Indizes verzeichneten am Freitag neue Rekordhochs.
Ausblick
Nach dem zuletzt guten Lauf der deutschen Aktienmärkte wächst die Anzahl der Experten, die beim Blick auf die weitere Entwicklung skeptischer werden. Diese argumentieren zum einen damit, dass die Wachstumsaussichten im Euroraum derzeit eher schwach und Aktien angesichts der Unternehmenszahlen nicht mehr billig seien. Zum anderen heißt es, dass es bei den lange Zeit die Märkte beherrschenden Risiken, hier vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie der Brexit, zuletzt zwar erheblichen Optimismus gegeben habe, es in beiden Fällen aber immer noch keine Lösung gebe. In Großbritannien bleibe der Ausgang der beschlossenen Neuwahlen abzuwarten. Und darauf, dass es Mitte November tatsächlich zu einer Teileinigung im Handelsstreit kommen wird, möchten viele Beobachter nicht wetten, was angesichts der vielen enttäuschten Hoffnungen, die es in dieser Hinsicht bislang gab, verständlich scheint. Nichtsdestotrotz gibt es auch Analysten, die sich eine Fortsetzung der jüngsten Gewinnserie der deutschen Aktienindizes vorstellen können, gerade Charttechniker gehören hier dazu.
Wohin es in den kommenden Tagen letztlich gehen wird, könnte – sofern es nicht zu unerwarteten Störungen durch politische Ereignisse kommt – stark vom Fortgang der Berichtssaison abhängen. Dabei gibt ein Drittel der Dax-Unternehmen Einblick in die Bücher, darunter Allianz, BMW, Münchener Rück, Siemens und Wirecard. Und auch aus der zweiten und dritten Börsenreihe kommt eine Menge an Veröffentlichungen, in den USA geht die Berichtssaison ebenfalls weiter.
Hinsichtlich der Konjunkturdaten ist die Agenda dagegen übersichtlicher gefüllt. Zu den wichtigeren unter den Veröffentlichungen zählen dabei aus Deutschland und dem Euroraum die Einkaufsmanagerindizes, die Werkaufträge und die Industrieproduktion in Deutschland sowie die Wachstumsprognose der Europäischen Kommission. Insgesamt gehen Analysten hier von eher schwachen Zahlen aus. Aus den USA dürften vor allem der ISM-Index sowie das Verbrauchervertrauen interessieren.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 04.11.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Werkaufträge in den USA
Dienstag, 05.11.: Erzeugerpreise in der Eurozone; ISM-Dienstleistungsindex (USA); Handelsbilanz der USA; Markit PMI Gesamtindex (USA)
Mittwoch, 06.11.: Werksaufträge in Deutschland; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; Arbeitsproduktivität in den USA; Lohnstückkosten in den USA; US-Hypothekenanträge
Donnerstag, 07.11.: Industrieproduktion in Deutschland; Prognose der Europäischen Kommission zum Wirtschaftswachstum; Verbraucherkredite in den USA
Freitag, 08.11.: Handelsbilanz Deutschlands; US-Verbrauchervertrauen der Universität Michigan; Großhandelsinventare in den USA
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG
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