Aktienmärkte: Hoffnung auf die USA - Börse München Kolumne
Rückblick: Verluste trotz positiver zweiter Wochenhälfte: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nachgegeben. Verantwortlich dafür waren Kursverluste in den ersten drei Tagen der Woche, die wiederum auf teilweise enttäuschende Konjunkturdaten und die Unsicherheit in Bezug auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China zurückzuführen waren. Ab Donnerstag hellte sich die Stimmung der Anleger dann etwas auf. Die Aufwärtsimpulse kamen einerseits von zeitweiligen Hoffnungen auf Gespräche zwischen den USA und China, andererseits von geopolitischer Seite, hier sorgten Nachrichten über eine Waffenruhe in Teilen des Jemen und über eine Annäherung zwischen den USA und Iran für Optimismus.
Die erste Wochenhälfte war verhagelt
Auf Wochensicht gab der Deutsche Aktienindex (Dax) 0,7 Prozent ab auf 12.380,94 Punkte. Die Titel des Indexwerts Lufthansa vollführten eine Auf- und Ab-Bewegung. Nachdem der Kurs des Luftfahrtkonzerns anfangs von der Insolvenz von Thomas Cook profitierten konnte, machten schwache Branchenzahlen die Gewinne weitgehend zunichte. Der MDax reduzierte sich um 0,2 Prozent auf 25.833,94 Zähler. Gegen den Trend deutlich nach oben ging es beim Indexwert Osram. Der Übernahmewettbewerb zwischen dem österreichischen Halbleiterhersteller AMS auf der einen und den US-Finanzinvestoren Advent und Bain Capital auf der anderen Seite trieben den Kurs des Lichtkonzerns. Der Tec-Dax verlor 1,6 Prozent auf 2.822,69 Punkte. Der HAFIX-Deutschland büßte 0,5 Prozent auf 3.577,39 Zähler ein. Der HAFIX-Europa sank um 0,4 Prozent auf 2.952,61 Punkte.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche erneut zugelegt. Zurückzuführen war dies in erster Linie auf schwach ausgefallene Konjunkturindikatoren, die die Sorgen vor einer Wirtschaftsflaute oder sogar Rezession in Europa bekräftigten. Dies ließ Investoren zu den als sicher geltenden Bundespapieren greifen. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe ging im Wochenvergleich von -0,52 auf -0,57 Prozent zurück. Die Umlaufrendite sank von -0,51 auf -0,58 Prozent.
In den USA sorgten wie schon in der Vorwoche am Freitag Berichte in Bezug auf den Handelskonflikt mit China für Unruhe, dieses Mal ging es um mögliche Kapitalmaßnahmen seitens der USA. Der Dow-Jones-Index verlor auf Wochensicht 0,4 Prozent auf 26.820,25 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel um 1,0 Prozent auf 2.961,79 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index rutschte um 1,8 Prozent auf 7.681,58 Punkte ab, die stark konjunkturabhängigen Technologiewerte litten besonders unter einer befürchteten weitere Zuspitzung des Handelsstreits.
Anleger blicken weiter auf Konjunkturdaten
Ausblick: Auch in der aktuellen, feiertagsbedingt verkürzten Woche könnten Konjunkturdaten die wichtigsten Impulsgeber für die deutschen Aktienmärkte sein. Dabei werden aus Deutschland und der Eurozone vor allem die Einkaufsmanagerindizes mit Spannung erwartet, zudem kommen Zahlen zum Einzelhandel sowie zum Arbeitsmarkt. Angesichts dessen, dass Zahlen aus Europa zuletzt vielfach wenig überzeugend ausgefallen waren, dürfte sich die Hoffnung vieler Anleger allerdings auf die Veröffentlichungen aus den USA richten und dabei insbesondere darauf, ob diese das Bild einer stabilen US-Wirtschaft untermauern. Im Fokus stehen hier unter anderem die Markit- sowie die ISM-Indizes und die Werkaufträge, vor allem aber der offizielle US-Arbeitsmarktbericht und der ADP-Arbeitsmarktbericht, der bereits zuvor Hinweise auf die Lage geben wird. Die Arbeitsmarktdaten spielen dabei sowohl für die Beurteilung der US-Konjunktur als auch für die Spekulationen über die weitere Geldpolitik der US-Notenbank eine wesentliche Rolle.
Neben den Wirtschaftszahlen könnten aber auch politische Nachrichten Impulse für die Börsen liefern. Thema Nummer eins bleibt hier der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die Nachricht über eine weitere Verschärfung der US-Maßnahmen von Ende vergangener Woche könnte zumindest zu Wochenbeginn noch eine Rolle spielen, dann bleibt abzuwarten, was es sonst Neues in dieser Sache geben wird. Aus China dürfte nach Einschätzung der Experten in den kommenden Tagen allerdings wenig zu erwarten sein; das Land feiert das 70jährige Bestehen der Volksrepublik, die dortigen Börsen bleiben den Großteil der Woche geschlossen. Daneben könnten die Vorbereitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen US-Präsident Donald Trump sowie die weitere Entwicklung in Großbritannien zu Unruhe an den Märkten führen, sollte es wesentliche Neuigkeiten zu diesen Themen geben.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 30.09.: Arbeitsmarktzahlen für Deutschland; Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Verbraucherpreise in Deutschland; Arbeitsmarktzahlen für die Eurozone; Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA); Dallas Fed Herstellungsindex (USA); Caixin PMI Produktionsindex (China)
Dienstag, 01.10.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Verbraucherpreise in der Eurozone; ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA; Markit PMI Herstellungsindex (USA); US-Konstruktionsausgaben; Gesamte Fahrzeugverkäufe in den USA
Mittwoch, 02.10.: ADP-Arbeitsmarktbericht (USA); US-Hypothekenanträge
Donnerstag, 03.10. (Feiertag Tag der Deutschen Einheit): Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; Erzeugerpreise in der Eurozone; ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA; Werkaufträge in den USA; Markit PMI Gesamtindex (USA)
Freitag, 04.10.: US-Arbeitsmarktbericht; US-Handelsbilanz
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG