Deutschland: Exporte wachsen trotz Handelsstreit und Brexitdiskussionen - Commerzbank Kolumne
Die deutsche Wirtschaft hat ihre Ausfuhren im Juli trotz der Handelsstreitigkeiten und der Brexit-Wirren gesteigert. Die Exporteure verkauften kalender- und saisonbereinigt 0,8% mehr im Ausland als im Vorjahresmonat, dagegen sanken die Importe um 3,0% J/J. Besonders gut lief das Exportgeschäft mit Ländern außerhalb der EU, den so genannten Drittstaaten. Hier nahmen die Exporte um 9,8% J/J zu, die Importe gingen um 0,1% J/J zurück. Die Außenhandelsbilanz schloss im Juli 2019 mit einem Überschuss von 20,2 Mrd. Euro ab (Juli 2018: 16,5 Mrd. Euro).
Anleihen
China: Verbraucherpreise (August), 3:30 Uhr
Frankreich: Industrieproduktion (Juli), 08:45 Uhr
Großbritannien: Arbeitslosenzahl (August), 10:30 Uhr
Die Woche startete mit guten Wirtschaftsdaten aus Deutschland, daher verloren Anleger weiter ihr Interesse an Staatsanleihen als sicherer Hafen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erhöhte sich gegenüber dem Handelsschluss vom Freitag von minus 0,64% auf minus 0,58%. Die dreißigjährige Bundesanleihe rentierte kurzfristig wieder über null Prozent. Überraschend hatten die deutschen Exporte trotz der globalen Handelsstreitigkeiten, der Abkühlung der Weltkonjunktur und Risiken wie dem Brexit zugelegt. Im Vormonatsvergleich stiegen die Ausfuhren saisonbereinigt um 0,7%. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang um 0,5% gerechnet. Die deutschen Einfuhren nahmen im Juli mit 1,5% M/M stärker als erwartet ab (-0,3%). Nach einer Serie enttäuschender Daten aus der deutschen Wirtschaft, die vor allem auf eine schwache Entwicklung in der Industrie zurückzuführen sind, lieferten die Kennzahlen aus der Exportwirtschaft somit einen kleinen Lichtblick (siehe „Im Blickpunkt“). Trotz der Hängepartie um den Brexit hat die britische Wirtschaft im Juli einen leichten Aufwind verspürt. Die Industrieproduktion wuchs um 0,1% im Vergleich zum Vormonat (er-wartet -0,3%). Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe stieg sogar um 0,3% M/M (erwartet -0,3%), nachdem beide Komponenten noch im Juni gefallen waren. Laut eines Medienberichts, trifft Johnson konkrete Vorkehrungen zur Verhinderung der vom Parlament angestrebten Brexit-Verschiebung. Trotzdem legte das britische Pfund gegenüber dem Euro leicht auf zwischenzeitlich 0,89 Pfund je Euro zu. Am gestrigen Abend lehnte das Unterhaus Premier Johnsons Antrag auf vorgezogene Neuwahlen ab. In China blieb die Inflationsrate konstant. Die Verbraucherpreise stiegen im August wie schon im Juli um 2,8% J/J.
Aktien
Apple: Neuheiten-Event
Die europäischen Aktienbörsen konnten zum Wochenstart nur bedingt an die Kursgewinne der Vorwoche anknüpfen. Insgesamt zeigten sich die Anleger im Vorfeld der wichtigen EZB-Sitzung am Donnerstag trotz der Unterstützung durch besser als erwartet ausgefallener deutscher Exportdaten über den gesamten Handelsverlauf zurückhaltend. Als Zugpferde im deutschen Leitindex erwiesen sich zum Start der IAA in Frankfurt die Titel aus dem Automobilsegment. Mit an der Spitze des Auswahlindex standen noch vor den Aktien von VW (+2,5%) und Daimler (+2,3%) die Anteilscheine von Con-tinental (+3,6%). Schwächer tendierten dagegen mit Merck KGaA (-2,2%), Beiersdorf (-2,3%) und Vonovia (-2,5%) vor-nehmlich defensive Werte. Während im Dax die Automobiltitel hervorstachen, waren es im EUROSTOXX 50 die Bankaktien (Société Générale: +4,1%, BNP Paribas: +3,0%). Auch im marktbreiten EUROSTOXX 600 standen die defensiven Branchen eindeutig unter Druck (Versorger: -1,5%, Gesund-heit: -1,7%) und die Gewinne konzentrierten sich auf die Segmente Banken (+2,7%) und Automobile (+2,0%). An der Wall Street entwickelten sich die Indizes vergleichsweise träge, ganz im Gegensatz zu den unterliegenden Einzeltiteln. So führten die Titel der Drogerie- und Apothekenkette Walgreens (+5,8%) mit klarem Abstand den Dow Jones Industrial an, deutliche Abschläge verbuchten hingegen die Aktien des Pharmakonzern Merck (-3,6%). Nachdem der Kongress die Sommerpause beendet hat, werden Initiativen zur Deckelung von Medikamentenpreisen befürchtet. Im unveränderten S&P 500 tendierten somit vor allem Gesundheitstitel (-0,9%) schwächer, während Energie (+1,9%) und Finanzen (+1,5%) deutlicher zulegten. Die asiatischen Börsen entwickeln sich heute Morgen uneinheitlich, aber wenig bewegt. Europa wird ebenfalls kaum verändert eröffnen.