China: Stimmungsindikatoren uneinheitlich – doch grundsätzlich in Moll! - Nord LB Kolumne
Zwei wichtige nationale Stimmungsumfragen aus China wurden im Verlauf des Wochenendes veröffentlicht. Die Zahlen bestätigen den seit Monaten vorherrschenden Eindruck, dass die Ökonomie des Landes sukzessive einen Gang zurückschaltet hat. Bereits am Samstag wurde der CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing bekanntgegeben. Mit 49,5 Punkten wird für den verarbeitenden Sektor den vierten Monat in Folge eine rückläufige Dynamik angezeigt. Auch wenn dieser sogenannte „offizielle“ PMI für das verarbeitende Gewerbe (wie erwartet) enttäuschend ausfiel, so sollte auch festgehalten werden, dass der Dienstleistungssektor in China offenbar in noch recht ordentlicher Verfassung ist: Der CFLP PMI Non-Manufacturing blieb unverändert bei stattlichen 53,8 Punkten.
Am heutigen Montagmorgen wurden dann die Zahlen zum Caixin PMI veröffentlicht. Dieser Stimmungsindikator, der im Gegensatz zum CFLP PMI auch die Rückmeldungen etwas kleinerer Firmen berücksichtigt und als eine Umfrage unter verstärkt weniger staatlich orientierter Unternehmen gilt, zog im August etwas überraschend auf 50,4 Punkte an. Dies mag an den ersten stützenden Maßnahmen der Regierung liegen (insbesondere an den in die Wege geleiteten Infrastrukturausgaben). Allerdings ging die Unterkomponente „neue Exportraufträge“ deutlich zurück, was ein klares Indiz für Probleme im Außenhandel ist.
Trotz der etwas gegenläufigen Tendenz von CFLP PMI und Caixin PMI bleiben die Aussichten für die chinesische Volkswirtschaft gedämpft. Das Thema Handelskonflikt zwischen den USA und China spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Erst gestern sind neue Zölle in Kraft getreten – weitere sind bereits angekündigt. Das vormalige Hoffen auf einen Handelsdeal ist inzwischen der Erkenntnis gewichen, dass die chinesische Industrie im Zuge der Eskalation einen starken Gegenwind zu spüren bekommen wird. Mit der Zündung einer weiteren Eskalationsstufe Anfang August und dem teilweisen Zurückrudern auf eine Position beiderseitiger Verhandlungsbereitschaft sind Fragen zur konjunkturellen Entwicklung schwieriger denn je zu beantworten. Ein einzelner Tweet kann höhere Zölle oder Signale der Entspannung liefern. Wie will man unter dieser Unsicherheit investieren? Es bleibt zu befürchten, dass die Unterhändler auf beiden Seiten mittlerweile doch ein ganzes Stück weit auseinander liegen in ihren Vorstellungen, wie ein „Deal“ aussehen könnte. Damit ist die Wahrscheinlichkeit für eine Einigung tatsächlich zurückgegangen, aber dennoch vorhanden. Schließlich könnten beide Länder davon profitieren. Dazu müssten aber die Wettbewerbsbedingungen vereinheitlicht werden, worauf die USA bestehen.
Heute wird in den USA der Labor Day begangen. Sollte sich Donald Trump zum Frühstück wieder bei Twitter äußern, können die Finanzmärkte in den USA auf seine Kommentare nicht reagieren – wohl aber jene unruhigen Kapitalmärkte außerhalb des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten…!
Fazit: Gegenläufige Tendenzen lieferten die beiden chinesischen Stimmungsindikatoren aus dem Produktionssektor: Während der (offizielle) CFLP PMI auf 49,5 Punkte zurückging, stieg der Caixin PMI etwas überraschend auf 50,4 Punkte. Die konjunkturelle Lage in China bleibt in der Summe aber angespannt. Zumindest der verarbeitende Sektor meldet eine Stimmung in Moll. Sicherlich spielt die Eskalation im Handelskonflikt mit den USA eine große Rolle. Immerhin konnte sich die Stimmung im Dienstleistungsgewerbe stabil halten. Die Wahrscheinlichkeit für einen Deal ist zuletzt zurückgegangen, dennoch bestehen Aussichten auf eine Annäherung noch in diesem Jahr. Beide Länder könnten davon profitieren.