Die südkoreanische Börse leidet weiter unter den Handelsstreitigkeiten - Commerzbank Kolumne
Der südkoreanische MSCI-Index büßte im Juli 2019 6,2% ein. Der Leitindex Kospi verlor damit seit Jahresbeginn 2019 rd. 5%. Verantwortlich für die schwache Performance zeichnen vor allem zwei Faktoren. Zum einen belastet der Handelsstreit zwischen den USA und China, der zuletzt wieder an Schärfe gewonnen hat. Die US-Regierung kündigte an, ab dem 1. September 2019 Importzölle von 10% auf alle bisher nicht betroffenen China-Produkte zu erheben. Das entspricht einem Warenvolumen von ca. 300 Mrd. USD. China reagierte prompt und ließ seine Währung (den Renminbi) abwerten. Der Renminbi durchbrach die Schwelle von 7 Renminbi pro USD. Das US-BIP dürfte durch die Zollmaßnahmen um rd. 0,15% niedriger ausfallen. Der MSCI Korea-Index verfügt über ein hohes IT-Gewicht (rd. 40%) und reagiert damit ebenso wie die Börse in Taiwan (rd. 57% IT-Gewicht) sehr sensitiv auf die derzeitigen globalen Handelskonflikte. Belastend wirkte sich zuletzt auch der Konflikt mit Südkorea auf die Börse in Japan aus. Japan strich Südkorea von der sogenannten „Weißen Liste“ und entzog dem Land somit den Status eines bevorzugten Handelspartners. Dies ist als Reaktion auf ein Gerichtsurteil in Seoul im Herbst 2018 zu sehen. Die südkoreanische Justiz hatte zwei japanische Firmen zu Entschädigungszahlungen an koreanische Zwangsarbeiter während der Kolonialzeit verurteilt. Japan wehrt sich dagegen durch die jüngste handelspolitische Maßnahme. Firmen aus Südkorea brauchen ab dem 28. August 2019 eine Exportlizenz für mehr als 930 Waren und Rohstoffe, für die eine militärische Verwendung möglich ist. Südkorea reagierte schnell und strich Japan seinerseits von der Liste der bevorzugten Handelspartner. Die Handelsstreitigkeiten und weitere Konfliktherde wie beispielsweise Italien oder der drohende „No-Deal-Brexit“ dürften das globale Wachstum weiter schwächen. Daher sah sich die südkoreanische Notenbank erneut gezwungen, ihre BIP-Prognose zu senken.
Anleihen
USA: Baubeginne/-genehmigungen Juli), 14:30 Uhr
USA: Verbrauchervertr. Michigan (Aug.), 16:00 Uhr
Die gestern gemeldeten zahlreichen US-Konjunkturdaten fielen gemischt aus. So zeigt sich auch in den Vereinigten Staaten eine Schwäche im Industriesektor. Die Produktion ging im Juli um 0,2% M/M und liegt nur noch 0,5% über dem Vorjahresstand. Im verarbeitenden Gewerbe gab sie sogar um 0,4% M/M nach. Der Rückgang war breit gestreut und zeigt, dass die fortgesetzte Schwäche der globalen Nachfrage zunehmend die US-Produzenten belastet. Da die gestern ebenfalls gemeldeten US-Einzelhandelsumsätze im Juli deutlich stärker als erwartet ausfielen, kann man optimistisch sein, dass sich die Industrieschwäche nicht auf die gesamte US-Wirtschaft überträgt. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Juli um 0,7% M/M (+3,4% J/J), ohne Autos und Benzin sogar um 0,9% M/M. Positiv überrascht hatte gestern, dass der Fed-Philadelphia-Index von seinem kräftigen Anstieg im Juli von 0,3 auf 21,8 Punkte, im August nur wenig - auf 16,8 Punkte - zurückging. In Europa wurden auch aus Großbritannien gestern besser als erwartete Einzelhandelsumsätze gemeldet. Das unterstützte das britische Pfund, das sich nach der starken Abwertung wieder erholte. Der Labour Chef Jeremy Corbyn warb in einem Brief um Unterstützung für ein Misstrauensvotum gegen Boris Johnson. Es ist unwahrscheinlich, dass Corbyn damit eine Chance hat. Die norwegische Zentralbank (Norges Bank) beließ wie erwartet den Leitzins bei 1,25% und zeigte sich zurückhaltend gegenüber weiteren Zinserhöhungen. Dank EZB-Ratsmitglied Rehns Forderung nach einem „signifikanten und wirkungsvollen“ Paket im September ging die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ein neues Rekordtief von fast minus 0,72% und die 30-jähriger von minus 0,27%. Da-von profitierten insbesondere auch italienische Staatsanleihen.
Aktien
Deere & Co., Ergebnis Q3
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Zeiten an den Kapitalmärkten sind wieder einmal sehr sehr hart. Wir alle müssen sehr tapfer sein. Daher fangen wir heute mit einem Zitat von Rudi Völler an: „Immer diese Geschichte mit dem Tiefpunkt und noch `nem Tiefpunkt, dann gibt´s noch mal `nen niedrigeren Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören!“ Ähnlich mögen dieser Tage manche Anleger und Analysten fühlen, gerädert und zermürbt vom gnadenlosen Draghi-Zins-Mahlwerk. Mit schreckgeweiteten Augen sahen wir auch gestern wieder, dass die Rendite für die 10jährige deutsche Bundesanleihe erneut ein noch tieferes Tief erreicht hat (-0,714%!!!). Inverse Zinsstrukturkurven sorgen zunehmend für Nervosität, da sie auf eine mögliche Rezession hindeuten könnten. Die sich abschwächende globale Konjunktur, ungelöste Handelskonflikte, politische und strukturelle Probleme sowie der drohende „No-Deal-Brexit“ stellen die Aktienmärkte momentan auf eine harte Probe, wenngleich die meisten Börsen seit Jahresbeginn immer noch deutliche Pluszeichen aufweisen (Dax: +8,1%; Dow Jones-Index: + 9,7%). Der Dax büßte in diesem Umfeld gestern 0,7% ein. Besonders unter Druck standen erneut zyklische Titel sowie Bankaktien, von denen einige neue Jahres- oder sogar historische Tiefstände markierten. Die US-Börsen legten gestern leicht zu (Dow Jones-Index: +0,4%). Ebenso wie heute Morgen in Asien, wo die meisten Börsen mit leichten Aufschlägen notierten, sorgte die Hoffnung auf eine baldige Entspannung im Handelskonflikt für etwas Rückenwind. Walmart (+6,1%) profitierte von guten Quartalszahlen (Cisco: -8,6%, schlechte Zahlen). Wir wünschen Ihnen jetzt erst einmal ein sonniges Wochenende mit vielen schönen Höhepunkten und vielleicht mit dem einen oder anderen kühlen Weizenbier. Denn, wie nicht Rudi Völler, aber schon Friedrich Nietzsche wusste: „Doch alle Lust will Ewigkeit -, - will tiefe, tiefe Ewigkeit!“