Preise für Flüssiggas (LNG) erheblich unter Druck - Commerzbank Kolumne
Deutlich gesunkene LNG-Preise (Flüssiggas) infolge von Überkapazitäten im Markt machen den integrierten Öl- und Gasunternehmen (betroffen u.a. die im LNG-Geschäft stark engagierten Shell, BP und Total) zu schaffen. Asien ist der wichtigste LNG-Markt, auf dem noch im September 2018 ein Spot-Preis von rd. 12 USD/Million British thermal units (MMBtu) erzielt wurde. Anfang August 2019 lag dieser dann bei 4,16 USD/MMBtu. Trotz dieses Preisrutsches steigen die Überkapazitäten weiter. LNG-Produzenten aus Qatar (Produktions-Ausblick: +33% in den nächsten fünf Jahren), Russland, Australien und den USA haben neue Kapazitäten angekündigt. Viele dieser Projekte profitieren davon, dass sie bei der Gasgewinnung auch höherwertiges flüssiges Rohöl (sogenanntes Kondensat) mitfördern, wodurch sich die Förderung trotz niedriger Gaspreise wegen des relativ hohen Ölpreises insgesamt immer noch rechnet. Ob die langfristigen Aussichten für LNG aber noch so rosig sind, wie dies bis vor Kurzem noch angenommen wurde, ist fraglich. Zum einen wird die Umweltfreundlichkeit von Gas mit Blick auf den Klimaschutz kritischer gesehen. Zum anderen schwächt sich die globale Konjunktur ab, was sich negativ auf die LNG-Nachfrage auswirken dürfte. Zwar ist 2018 die weltweite Nachfrage nach Gas laut der International Energy Agency um knapp 5% gestiegen und somit um mehr als das Doppelte wie die nach Erdöl. Diese Dynamik muss sich so aber nicht fortsetzen. Immer mehr Industrienationen erhöhen ihre Anstrengungen zum Schutz des Klimas. So hat beispielsweise Großbritannien beschlossen, bis 2050 die CO2-Emissionen auf Null zu senken. Finnland (2035) und Norwegen (2030) wollen dieses Ziel schon früher erreichen. Auf jeden Fall steigt der Druck auch auf andere Länder, sich ehrgeizigere Ziele zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen (Kohle, Rohöl und Erdgas) zu setzen.
Anleihen
USA: Empire State Index (Aug.), 14:30 Uhr
USA: Philadelphia Fed Index (Aug.), 14:30 Uhr
USA: Einzelhandelsumsätze (Jul.), 14:30 Uhr
USA: Industrieproduktion (Jul.), 15:15 Uhr
USA: NAHB Wohnungsmarktindex (Aug.), 16:00 Uhr
Am Dienstag hatte Donald Trump Bewegung in die Handelsgespräche mit China gebracht und eine kräftige Kurserholung an den Aktienmärkten ausgelöst. Der Stimmungsumschwung wurde gestern bereits wieder ausgebremst – schwache Konjunkturdaten aus China und dem Euroraum dürften dabei eine Rolle gespielt haben. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen erreichten mit -0,66% ein neues Rekordtief. Die schwachen gesamtwirtschaftlichen Zahlen aus Deutschland waren jedoch keine Überraschung. Der Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,1% im Vergleich zum Vorquartal spiegelt die Schwäche der Industrie wider, die u.a. unter der schwachen Importnachfrage in China leidet. Nach den Worten des Statistischen Bundesamts trugen der private Verbrauch und die Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen positiv zum Wachstum bei, während die Bauinvestitionen und die Exporte sich im Krebsgang befanden. Für den Euroraum wurden die Zahlen zur ersten BIP-Schätzung vergangene Woche bestätigt. Negativ überraschte jedoch die Industrieproduktion mit einem Rückfall um -1,6% zum Vormonat und einer Abwärtsrevision des bisherigen Verlaufs, so dass im Vorjahresvergleich die Lücke mit minus 2,6% unerwartet groß ist. Nach den Vorwahlen in Argentinien machen sich Sorgen breit, dass das Land wieder einmal seinen Schuldendienst aussetzen könnte. Der Kurs der US-Dollar-Anleihe mit Laufzeitende 2028 fiel von 75 vor den Wahlen bis auf 46 zum Börsenschluss gestern. Die regierende liberale Partei droht bei den Wahlen im Oktober die Macht an die populistische Partei von Ex-Präsidentin Cristina Kirchner zu verlieren.
Aktien
1&1 Drillisch, Halbjahreszahlen
Deutsche Euroshop, Ergebnis Q2
K+S, Ergebnis Q2
United Internet, Ergebnis Q2
Walmart, Ergebnis Q2
Lange hat der Stimmungswandel an den europäischen Aktienbörsen angesichts der vermeintlichen Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China nicht angehalten. Einerseits bremsten schwache Konjunkturdaten aus China die neue Kauflaune, andererseits schwand mit den wieder steigenden Rezessionsängsten auch der ohnehin fragwürdige Optimismus, der in Bezug auf eine baldige Lösung des Handelskriegs aufgekommen war. In diesem Umfeld stiegen die Kursverluste an den europäischen Aktienbörsen nach einer noch stabilen Eröffnung stetig, womit die Vortagsgewinne mehr als eingebüßt wurden. Im deutschen Leitindex Dax 30 stemmten sich lediglich die Aktien von RWE (+0,6%) lange gegen den negativen Kurstrend. Der Versorger hatte starke Halbjahreszahlen präsentiert und den zuvor angehobenen Ausblick bestätigt. Im Euroraum gerieten letztendlich alle Branchen deutlich unter Druck, besonders stark traf es die Grundstoffwerte (-4,5%). Auch an der Wall Street sackte der Stimmungsaufschwung vom Vortag wieder in sich zusammen und alle Indizes schlossen im tiefroten Bereich. Im Dow Jones Industrial gab es nur Verlierer, selbst die Aktien von Coca Cola (-1,0%), die sich lange im positiven Terrain halten konnten, verbuchten letztendlich Verluste. Das negative Highlight setzte Macy’s (-13,2%), die Kaufhauskette hatte ihr Gewinnziel für 2019 kappen müssen. Im Branchenvergleich standen insbesondere Energiewerte (-4,1%) unter Druck. Versorger (-1,0%) hielten sich in diesem Umfeld noch am besten. Auch die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen in der Breite schwächer, allerdings halten sich die Verluste hier noch einigermaßen in Grenzen.