Deutschland BIP: Wirtschaft leicht im Rückwärtsgang - Nord LB Kolumne
In Deutschland hat das Statistische Bundesamt heute Zahlen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im II. Quartal 2019 veröffentlicht. Es handelt sich um eine erste Schätzung. Diesen Angaben folgend hat sich die reale Wirtschaftsleistung in der zweiten Hälfte des ersten Halbjahr 2019 leicht abgeschwächt. In Zahlen gesprochen lag die Veränderungsrate bei -0,1% Q/Q. Diese Nachricht ist grundsätzlich keine große Überraschung. Es hätte sogar noch etwas schlimmer kommen können.
Bei der Vorausschätzung werden von der deutschen Statistikbehörde noch keine Details zur Entwicklung der Komponenten des BIPs veröffentlicht. Wie immer wurden aber gewisse Hinweise auf relevante Details geliefert. Diesen Fingerzeigen der Statistiker folgend haben die privaten Konsumausgaben und der Staatsverbrauch der deutschen Wirtschaft stützende Impulse geliefert. Auch die Investitionen scheinen geholfen zu haben. Die Außenwirtschaft und der Baubereich haben die deutsche Wirtschaftsleistung dagegen offenbar gebremst.
Angesichts des schwierigen Umfeldes wäre es keine Überraschung, wenn auch die noch zu meldenden Details der Zahlen klarere Belastungen des Wachstums durch eine lahmende Nachfrage aus dem Ausland zeigen.
Der Handelskonflikt zwischen Peking und Washington, die anhaltende Brexit-Verunsicherung und auch die sich zuletzt verschärfenden Probleme zwischen Südkorea und Japan gehen nicht ohne Spuren an der exportstarken deutschen Volkswirtschaft vorbei. Immerhin scheint die Binnennachfrage ein stützender Faktor für die deutsche Wirtschaft zu sein.
In diesem Kontext ist darauf zu verweisen, dass im II. Quartal 2019 45,2 Millionen Personen in der deutschen Wirtschaft beschäftigt waren. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein Beschäftigungsanstieg um 435.000 Arbeitnehmer. Wie auch in den USA scheint der Arbeitsmarkt somit eine tragende Säule der Nachfrage in Deutschland zu sein.
Fazit: Die deutsche Wirtschaft musste im II. Quartal 2019 in den Rückwärtsgang schalten. Am aktuellen Rand kam es aber nur zu einem kleinen Rücksetzer. Angesichts des geopolitischen Umfeldes überrascht aber nicht, dass die Außenwirtschaft der Ökonomie Deutschlands momentan keine hilfreichen Impulse mehr liefern kann. Der Arbeitsmarkt präsentiert sich aber sehr robust, was die Nachfrage zu stabilisieren scheint. Zumindest in diesem Punkt scheint die Bundesrepublik Deutschland inzwischen fast schon eine Art kleinere Kopie der Vereinigten Staaten von Amerika zu sein.