US-Handelspolitik: Donald Trumps Asientour ohne Blues für Dax & Co. - Nord LB Kolumne
Die Gespräche zwischen Donald Trump und Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels in Japan haben das erwartete Ergebnis gebracht. Im Prinzip kann von einem Waffenstillstand im Handelskrieg gesprochen werden. Die USA haben Peking zugesagt, die geplanten weiteren Zölle auf chinesische Produkte zunächst nicht zu erheben. Dies war offenbar eine Vorbedingung Chinas. Zudem wird es US-Technologieunternehmen zumindest vorerst wieder erlaubt, ihre Produkte an den chinesischen Konzern Huawei zu liefern. Donald Trump will kurzfristig klären lassen, wie dieser Punkt im Detail geregelt werden soll und ob Huawei schon jetzt von der schwarzen Liste des US-Handelsministeriums genommen werden kann. Über Konzessionen Chinas ist wenig bekannt geworden. Die Kommentare Donald Trumps deuten an, dass sich Peking zu umfangreichen Käufen von US-Agrarprodukten bereiterklärt hat. Von offizieller chinesischer Seite gab es hierzu in Osaka keine Bestätigung; dies war anlässlich des G20-Gipfels in Argentinien ähnlich.
Auffällig ist in diesem Kontext die eher defensive Kommunikationspolitik der US-Regierung. Der auf dem Gipfel scheinbar generell sehr gut gelaunte US-Präsident, der so unterschiedliche Personen wie Angela Merkel und Mohammed bin Salman überschwänglich lobte, mit Wladimir Putin über Wahlmanipulationen scherzte und mehr oder weniger en passant ein Treffen mit Kim Jong Un verabredete, machte positive Kommentare zum Verlauf des Gesprächs mit Xi, sah aber davon ab, die nun gefundene Übergangslösung als großen persönlichen Erfolg darzustellen. Dies erlaubt den Medien in China eine für Xi Jinping positive Berichterstattung zum Waffenstillstand im Handelskonflikt mit den USA, was von zentraler Bedeutung ist, da Peking in den Gesprächen mit Washington auf keinen Fall das Gesicht verlieren will.
In Osaka wurde noch kein konkreter Zeitplan für die weiteren Verhandlungen zwischen den beiden Ländern vorgestellt. Quellen in Washington haben der Presse allerdings signalisiert, dass man in den nächsten 6 Monaten eine Lösung finden will. Dieser Zeitplan erscheint uns durchaus realistisch; es gibt noch einige sehr komplizierte Detailfragen zu klären. Als Beispiele können die Behandlung geistiger Eigentumsrechte in China, die Subventionspolitik Pekings und die Währungsordnung des Reichs der Mitte genannt werden. Donald Trump betonte in einem Tweet nach dem Gipfel, es ginge ihm bei der Lösung mehr um Qualität als um Schnelligkeit.
Ein Deal scheint damit in Reichweite zu sein. Grundsätzlich bleiben wir bei der Auffassung, dass eine Einigung im Handelsstreit zwischen Washington und Peking positiv für die internationalen Aktienmärkte wäre. Dies ergibt sich zum einen durch das Schwinden von politischen Unsicherheiten - sprich niedrigere Risikoprämien - und zum anderen durch einen positiven Effekt auf das globale Wirtschaftsumfeld - sprich bessere Gewinnaussichten für die Unternehmen weltweit. Zudem werden die High-Beta-Währungen (zum Beispiel der australische Dollar) von einem Deal profitieren. Die zentrale Frage für die Finanzmärkte ist nun, ob der am Wochenende beschlossene Neustart der Handelsgespräche zwischen China und den USA reichen wird, um die Federal Reserve von zügigen Zinssenkungen abzuhalten. Wir denken schon - allerdings müssen nun die US-Arbeitsmarkdaten am Freitag abgewartet werden. Diese haben damit am aktuellen Rand eine ganz besonders große Bedeutung - nur mit schwachen Zahlen im Juni scheint eine Mehrheit für eine zügige Zinssenkung im FOMC möglich.
Fazit: Im Handelsstreit zwischen Washington und Peking zeichnet sich eine konstruktive Lösung zunehmend ab. Die Ergebnisse des Gipfels in Japan liegen auf jeden Fall mindestens im Rahmen der Erwartungen der Markteilnehmer und haben vor allem Pessimisten sogar positiv überrascht. Insofern ist es natürlich schon nachvollziehbar, dass der DAX heute oberhalb von 12.600 Punkten eröffnet hat.