Gazprom & Co sei Dank: MSCI Russland-Index mit deutlicher Outperformance - Commerzbank Kolumne
Der Mai 2019 gehörte zum schwächsten Monat im bisherigen Börsenjahr 2019. Der MSCI Welt-Index verlor 6,2%. Der russische MSCI-Index gewann hingegen 3,1% im Mai und zählte damit zu den klaren Outperformern. Woran lag das? Zunächst einmal setzte sich die starke Nachfrage nach russischen Bankaktien (+2,7%) wie schon im Vormonat fort. Auch Energieaktien (+5,7%) waren rege gesucht. Hier vor allem die hoch gewichtete Aktie von Gazprom, die nach der Ankündigung einer Dividendenerhöhung am 14. Mai 2019 seither um satte 45% (per 18. Juni 2019) zulegte. Auch die besser als erwartet verlaufene Berichtssaison in Q1 2019 überzeugte die Anleger (ca. 10% bis 15% über Konsensus-Schätzungen). Durch diese positiven Faktoren konnte die schwache Entwicklung des Ölpreises, der im Mai 2019 um 11,4% nachgab, überkompensiert werden. Zudem ist die Angst vor erneuten US-Sanktionen gegen Russland zuletzt wieder gesunken. Auch deswegen legte der Rubel seit Anfang 2019 ggü. dem Euro um fast 10% an Wert zu. Nicht zuletzt trägt die Kapitulation der US-Notenbank weiter zum Aufschwung bei. Mittlerweile geht der Markt sogar von einer Senkung des US-Leitzinses im Herbst 2019 aus, was die Schwellenländerwährungen tendenziell stützt. Die soliden Fiskalkennzahlen Russlands (u.a. niedrige Außenverschuldung und ein stattlicher Haushaltsüberschuss), das vergleichsweise hohe russische Realzinsniveau und die recht hohen Devisenreserven (Mai 2019: rd. 495 Mrd. USD) sorgen derzeit für einen gewissen Puffer gegen erneute Währungsattacken. Zudem hat der Staat zuletzt seine USD-Verbindlichkeiten reduziert. Aufgrund der günstigen Bewertung (KGV 2019e: 5,5) sowie wegen der sich verbessernden Dividendenpolitik (siehe zuletzt Gazprom) bestätigen wir unser neutrales Votum für die Börse in Russland. Gegen eine Übergewichtung sprechen vor allem die Furcht vor weiteren Sanktionen sowie insbesondere ein Mangel an Reformen in Russland.
Anleihen
Großbritannien: Verbraucherpreise (Mai), 10:30 Uhr
USA: Fed-Zinsentscheidung 20:00 Uhr
Beinahe sieben Jahre ist es her, dass sich Mario Draghi mit den Worten „Whatever it takes“ hinter die gemeinsame Währung gestellt hat. Seine Rede als EZB-Präsident – damals war er ein paar Monate im Amt – wurde zum Wendepunkt der Eurokrise. Man arbeitete für die von der Schuldenkrise betroffenen Länder ein Kaufprogramm für Staatsanleihen aus. Das genügte, um Vertrauen zu schaffen. Das Programm wurde nie genutzt. Erst 2015 begann die EZB, Staatsanleihen zu kaufen – aber nicht wegen der Schuldenkrise, sondern um Deflationsgefahren vorzubeugen. Über dieses Programm hat die EZB Anleihen im Wert von 2.500 Mrd. Euro gekauft. Verteilt auf die 340 Mio. Einwohner im Euroraum sind dies gut 33.000 Euro pro Kopf. Die EZB muss sich daher die Frage stellen, wie effizient ihre Geldpolitik war und ob es andere Wege gibt, um für die nächste Krise besser gerüstet zu sein. Olivier Blanchard, Chef des IWF bis 2015, forderte eine stärkere Rolle der Fiskalpolitik. Draghi selber nannte auf einer Presskonferenz 2016 „Helikoptergeld“ – bei dem die Notenbank den Bürgern Geld schenkt – ein „interessantes Konzept“. Gestern beschritt er alte Pfade. Seine Rede zur Konferenz „20 Jahre Währungsunion“ wurde von den Märkten als Ankündigung weiterer Zinssenkungen interpretiert. Das deckt sich mit unserer Prognose. Aber – die EZB rüstet auf für die nächste Krise und sucht nach neuen Instrumenten. Der Immobilienmarkt in den USA tritt trotz sinkender Hypothekenzinsen weiter auf der Stelle. Immerhin zeigen die Mai-Daten der Bauanträge und Baubeginne auch keinen Abschwung – was nach dem Rückgang des NAHB-Index gestern zu befürchten war. Ein pessimistisches Bild zur deutschen Konjunktur lieferte der ZEW-Index: Dessen Erwartungskomponente fiel in die Nähe der Tiefs zum Jahresende 2018 zurück.
Aktien
Oracle, Ergebnis Q4
Am Montag hatte es noch so ausgesehen, als würden die Aktienmärkte vor dem FOMC-Meeting der US-Notenbank kaum in Bewegung kommen. Diese Zurückhaltung der Anleger gipfelte dann am Dienstagmorgen sogar in abschmelzenden Kursen. Mit der Rede von EZB-Präsident Draghi in Sintra drehte sich dann das Sentiment eindeutig. Dieser hatte darauf hingewiesen, dass weitere Stimuli der Notenbanken nötig seien, falls sich der Konjunkturausblick nicht bessert. Bereits zu diesem Zeitpunkt dämmte der Dax seine frühen Verluste ein. Im weiteren Handelsverlauf stieg die Stimmung weiter an, womit die europäischen Börsen eine komplette Kehrtwende hinlegten. Im deutschen Leitindex Dax legten vor allem die zyklischen Titel von ThyssenKrupp (+5,1%) und Covestro (+3,8%) zu, doch auch die Aktien des zinssensitiven Versorgers RWE (+4,5) verzeichneten deutliche Kursaufschläge. Ganz am Ende der Performanceliste setzten die Anteilscheine der Lufthansa (-2,3%) selbst in diesem Umfeld ihren durch die Gewinnwarnung vom Vortag ausgelösten Sinkflug weiter fort. Die Aktien von Infineon (-2,1%) litten unter der Gewinnverwässerung durch eine Kapitalerhöhung. Bei den Branchen im EUROSTOXX entwickelte sich nach anfänglicher Differenzierung (Banken tendierten schwächer, Versorger mit bester Performance) ein breiter Aufwärtstrend. Besonders in den Fokus rückten dabei Grundstoffwerte (+3,6%). Dieser Stimmungswandel setzte sich im Handel an der Wall Street weiter fort; zusätzlich befeuert durch die Ankündigung Trumps, sich mit Chinas Staatspräsidenten treffen zu wollen. Hier flaute die anfängliche Euphorie etwas ab und defensive Branchen wie Basiskonsum (-0,6%) und Versorger (-0,3%) rutschten in negatives Terrain. Outperformer war unter der Führung von Boeing (+5,4%, Großauftrag von IAG) die Industrie (+1,8%). Auch die asiatischen Börsen verzeichnen heute Morgen in der Breite deutliche Gewinne.