Deutscher Arbeitsmarkt mit Negativüberraschung: Ist das die Trendwende? - Nord LB Kolumne
Die Arbeitsmarktstatistik der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) für den Berichtsmonat Mai brachte eine deutlich negative Überraschung mit sich. Die Zahl der Arbeitslosen nahm saisonal bereinigt um 60.000 zu. Das bedeutet einen Anstieg der bereinigten Arbeitslosenquote auf 5,0%. Die in den meisten Medien berichtete saisonal nicht korrigierte Quote bleibt bei 4,9%.
Ist dies nun die Trendwende, das Ende von der traumhaften Wachstumsphase? Noch ist es zu früh dies zu unterschreiben, zumal es einen Sondereffekt durch Prüfaktivitäten zum Status von Arbeitslosengeld II Beziehern gab. Dennoch wird der Gegenwind der globalen Konjunktur früher oder später Spuren auch am Arbeitsmarkt zeigen. Die BA hat dies als einen weiteren Faktor für die Zahlen in der aktuellen Veröffentlichung zu Protokoll gegeben.
Die nachlassende Dynamik der deutschen Wirtschaft lässt sich anhand der Indikatoren Markit PMI und ifo Geschäftsklima ablesen. Bislang war eher die Industrie betroffen, doch nun schlägt es sich so langsam auch im Dienstleistungsbereich nieder. Das lässt sich unter anderem am Markit PMI Services ablesen, der im Mai nachgab. Auch das sich eintrübende GfK Verbrauchervertrauen fügt ein weiteres Puzzleteil in das Bild der sich eintrübenden Konjunktur.
Bislang war der private Konsum die große robuste Wachstumsstütze. Eine tatsächliche Trendwende am Arbeitsmarkt wäre entsprechend keine gute Nachricht für die deutsche Konjunktur, denn die Außenwirtschaft hat hier zuletzt wenig geleistet. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt zwar auf hohem Niveau, allerdings hat der entsprechende Indikator BA-X der Anstalt im Mai ebenfalls um 3 Punkte nachgegeben.
Es ist freilich zu früh um Panik auszurufen. Eine Rezession droht weiter nicht. Allerdings nimmt die Zahl der Warnlichter zu. Es wäre aber so langsam an der Zeit sich Gedanken zu machen, wie man mit einem Abschwung konjunkturpolitisch umgeht.
Fazit: Der deutsche Arbeitsmarkt bringt im Berichtsmonat Mai eine dicke negative Überraschung mit sich. Die saisonal bereinigte Zahl der Arbeitslosen ist unerwartet um 60.000 Personen gestiegen. Ob es sich dabei um eine tatsächliche Trendwende handelt, kann aktuell aber nicht gesagt werden, da durch einen Sondereffekt die Zahl verzerrt ist. Aber: Der Gegenwind durch die globale Konjunktur nimmt zu, das zeigen auch andere Indikatoren wie die PMI und das ifo-Geschäftsklima. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich dies am Arbeitsmarkt niederschlägt. Dies wiederum könnte negative Folgen für den bislang robusten Binnenkonsum haben. Noch ist es aber zu früh, das Schreckensbild einer Rezession an die Wand zu malen. Sich konjunkturpolitisch auf einen Abschwung vorzubereiten, kann dennoch nicht schaden.