Daldrup Aktie: Das Vertrauen ist zerstört
Nach ihrem gestrigen Kurssturz findet die Daldrup Aktie auch heute keinen Boden. Aktuell verliert der Anteilschein mehr als 7,7 Prozent auf 5,26 Euro. Große Teile der gestrigen Intraday-Kurserholungsbewegung, gestartet bei 4,94 Euro, gehen damit wieder verloren. Zum Vergleich: Mitte April gab es noch 9,70 Euro für die Daldrup Aktie, Anfang 2018 sogar 15,00 Euro. Aus dem Nichts kommt der jüngste Absturz allerdings nicht: Schuld trägt eine heftige Gewinnwarnung der Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2018. Diese wird von einigen Merkwürdigkeiten begleitet.
Der Blick auf Daldrups Aktienkursverlauf zeigt bereits in den beiden Tagen vor der überraschenden Gewinnwarnung des Konzerns signifikante Schwäche. Eine starke charttechnische Unterstützungszone bei 7,90/8,00 Euro wurde unterschritten, ohne dass es da schon irgendwelche negativen Hinweise auf schwache Zahlen gab.
Noch größere Merkwürdigkeiten wirft Dadrup & Söhne aber selbst auf. Anfang Oktober 2018 noch bestätigte man die Planungen für das vergangene Jahr. Eine Gewinnspanne vor Zinsen und Steuern von 2 Prozent bis 5 Prozent sollte erzielt werden; bei einer Gesamtleistung von 40 Millionen Euro hätte dies einen operativen Gewinn zwischen 0,8 Millionen Euro und 2,0 Millionen Euro bedeutet. Tatsächlich wird man vor Zinsen und Steuern einen Verlust zwischen 14 Millionen Euro und 17 Millionen Euro ausweisen. Bei einer Gesamtleistung von 37 Millionen Euro wurde damit die operative Ergebnisplanung um einen Betrag zwischen 14,8 Millionen Euro bis 19 Millionen Euro satt verfehlt.
Vollends merkwürdig wird es, wenn man sich die Begründung des Konzerns durchliest. Es waren nämlich nicht nur Sonderfaktoren wie Abschreibungen, sondern auch belastende Faktoren, die zu einem Verlust im operativen Geschäft geführt haben. Diese sei „insbesondere begründet in der dynamischen Preisentwicklung für Material und Dienstleistungen der für die Bohrprojekte verpflichteten Bauwirtschaftsunternehmen, dem fehlenden Fachpersonal für die eigenen Bohranlagen sowie der langen Frostperiode zu Beginn des Geschäftsjahres 2018”. An der Börse hat die Begründung für Aufsehen gesorgt - insbesondere weil Daldrup & Söhne im Oktober die Planungen noch bestätigte.
Das wirft Fragen auf, unter anderem warum Daldrup & Söhne nicht viel früher vor möglichen Planverfehlungen aufgrund der Schwierigkeiten im operativen Geschäft gewarnt hat, die sich ja nicht auf das Schlussquartal und damit die Zeit nach der letzten Bestätigung der Planungen für 2018 begrenzten. Die Höhe der Gewinnwarnung macht es schwer zu glauben, dass Daldrup das operative Geschäft des vergangenen Jahres mit einem Endspurt im Schlussquartal 2018 noch hätte retten können. Das Vertrauen ist damit zunächst zerstört und für weitere Details zu den Sondereffekten muss man wohl auf die Bilanz warten.
Beim Unternehmen zieht man es derzeit übrigens vor, zu schweigen. Eine Anfrage per Mail zu einer Stellungnahme vom Mittwoch blieb bis zum Donnerstagnachmittag ohne Antwort.