Licht und Schatten bei den Auftragseingängen der deutschen Industrie - Commerzbank Kolumne
Nach dem scharfen Rückgang der Auftragseingänge der deutschen Industrie um 4% im Februar hatten die Analysten eine deutliche Gegenbewegung im März erwartet. Die kam auch, fiel aber mit 0,6% zum Vormonat sehr bescheiden aus, zumal volatile Großaufträge die Statistik beschönigten. Die Bestellungen liegen derzeit gut 10% unter dem Niveau von Ende 2017. Zwar dürften viele Firmen noch auf einem Auftragsposter sitzen, doch die Poster werden dünner. Erfreulich ist, dass die Aufträge aus dem Ausland mit 4,2% im März kräftig zulegten. Hoffentlich wird diese leichte Erholung nicht durch eine erneute Zuspitzung des Handelskonflikts zwischen den USA und China beendet.
Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Mrz), 08:00 Uhr
Trotz der Ankündigung der Erhöhung der Zölle auf chinesische Produkte von US-Präsident Trump am Sonntag wollen die Unterhändler die Verhandlungen mit einem Tag Verspätung am Donnerstag und Freitag fortsetzen. Die Meldung half den Kapitalmärkten aber kaum. Die Risikoaversion stieg weiter an und sichere Häfen waren gesucht. Die Folge waren eine Stärkung des US-Dollars und Japanischen Yens, ein deutlicher Renditerückgang bei erstklassigen Staatsanleihen und eine Spreadausweitung bei Unternehmensanleihen und nicht erstklassigen Staatspapieren. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ging auf minus 0,04% zurück. Die Spreads 10-jähriger italienischer Staatsanleihen stieg um 5 Bp. und der Euro sank auf 1,1180 US-Dollar. Im späten US-Handel trat eine Stabilisierung ein. Der US-Dollar schwächte sich wieder ab. Heute Morgen überstieg der Euro wieder die Marke von 1,12 US-Dollar. Grund für die Marktbewegungen waren vor allem schwache Konjunkturdaten und die Bekanntgabe der Frühjahrsprognose der EU-Kommission. So wurde gestern ein geringer als erwarteter Anstieg der Auftragseingänge in der deutschen Produktion gemeldet. Der Abwärtstrend bei den Aufträgen bleibt damit intakt. Stärker als erwartet senkte die EU in ihrer Frühjahrsprognose die Erwartungen für das reale BIP-Wachstum ggü. der Herbstprognose im Euroraum von 1,9% auf 1,2% und in Deutschland von 1,8% auf 0,5%. Momentan wird das Wirtschaftswachstum aufgrund der Abkühlung der Weltwirtschaft und der Handelskonflikte ausschließlich von der Binnenwirtschaft getragen und dürfte 2019 seinen Tiefpunkt erreicht haben. Heute Morgen überraschte die deutsche Industrieproduktion mit einem leichten Plus von 0,5% M/M im März, was aber überwiegend an der guten Entwicklung der Bauwirtschaft lag. Damit könnte das deutsche BIP um 0,3% Q/Q im 1. Quartal gewachsen sein.
Aktien
Quartalszahlen
Deutschland: Munich Re, Siemens, Wirecard, Bilfin-ger, Commerzbank, Fraport, Norma, Osram, Schäffler, Morphosys,
USA: Walt Disney
Zunächst schien es, als hätten die Aktienmärkte den schwachen Wochenauftakt gut verdaut und aus der sukzessiven Befestigung der US-Börsen Hoffnung gezogen. Vier DAX-Werte zogen nach dem 1. Quartal eine stark divergierende Zwischenbilanz. Am Nachmittag ging es dann mit den US-Börsen doch etwas stärker in die Minuszone. Der Dax verlor am Ende 1,6%, der EuroStoxx 50 1,7%. Etwas besser hielten sich MDAX (-0,8%) und TecDax (-0,5%). Dabei fielen die Einzelbewegungen stark auseinander: Stärkster Titel im DAX war Wirecard (+5,5%) vor den heutigen Zahlen, den Immobilienwert Vonovia (+5,2%) beflügelten gute Quartalszahlen. Ein enttäuschender Zwischenbericht brachte Henkel (-5,2%) ans Ende der DAX-Titel. Andere Zykliker wie Covestro (-4,0%) oder BASF (-3,7%) gaben ebenfalls deutlich nach. In den USA belastete erneut der möglicherweise wieder eskalierende Zollstreit. Der Dow Jones gab 1,8% ab, kein einziger Titel lag am Ende im Plus. Während Öl- und Konsumwerte noch einigermaßen ungeschoren davon kamen, gab es bei IT (-2,1%) und Industrie (-2,0%) die deutlichsten Verluste. Der Nasdaq Composite schloss daher mit 2% im Minus. Boeing (-3,9%) und United Technologies (-3,4%) waren die stärksten Verlierer im Dow Jones. Auch Apple (-2,7%) gaben spürbar ab. Biotechnologiewert Mylan verlor nach Zahlen fast ein Viertel seines Börsenwerts. In Asien zeigen sich die Märkte heute überwiegend leichter. In Japan sind die Verluste mit 1,7% im Topix ausgeprägter, in China liegen die Märkte um 1 % im Minus. In Europa dürften die Märkte auf dem Rücken einer Flut von Quartalsberichten eine Stabilisierung versuchen.