Donald Trump „twittert“ den DAX in Richtung 12.000 Punkte - Nord LB Kolumne
Nachdem die internationalen Aktienmärkte zwischenzeitlich sehr stark auf eine zügige Beilegung des Handelskonfliktes zwischen China und den USA gesetzt hatten, kommen bei den Anlegern nun wieder verstärkt Sorgen bezüglich der Handelspolitik in Washington auf. Ursächlich für den Stimmungsumschwung war wieder einmal Donald Trump. Am Sonntag kritisierte der US-Präsident in zwei Tweets den Mangel an Fortschritten in den Verhandlungen mit Peking. Er drohte sehr konkret mit höheren Strafzöllen. In diesem Umfeld beginnen die Aktienkurse global unter Druck zu kommen. Der deutsche Leitindex DAX startete entsprechend nur noch recht knapp oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 12.000 Punkten in die neue Handelswoche.
Der noch jüngst an den Finanzmärkten zu beobachtende Optimismus beim Blick auf den Handelskonflikt zwischen Peking und Washington erscheint nach den neuen Tweets von Donald Trump zumindest in gewissem Maße übertrieben. Wir hatten verschiedentlich betont, dass in den Kursen der Dividendenpapiere weltweit bereits zu ambitionierte Hoffnungen eingepreist sein könnten. Einige Anleger hatten offenbar noch in dieser Woche mit klaren Signalen in Richtung einer zügigen Einigung gerechnet. Die Gespräche stocken aber offenbar bei einigen recht komplizierten Detailfragen. Aus der US-Handelskammer, die über den Verlauf der Verhandlungen von den offiziellen Stellen informiert wird, kamen zuletzt entsprechend auch nur noch vorsichtig optimistische Töne. In einem Pressegespräch betonte die in dieser wichtigen privatwirtschaftlichen US-Organisation für internationale Fragen verantwortliche Führungskraft Myron Brilliant, dass mittlerweile zwar etwa 95% der zu klärenden Punkte abgearbeitet worden sind, es nun aber kontroverse Diskussionen über einige Details zu geben scheint. In diesem Kontext sind die chinesische Subventionspolitik, die Öffnung des Reichs der Mitte für US-Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen und der Schutz von geistigen Eigentumsrechten im Bereich der Pharmazie zu nennen.
Donald Trump hat am Wochenende offenbar entschieden, dass man weiteren Druck auf Peking ausüben sollte, um bei den noch offenen Punkten für die USA vorteilhafte Regelungen herbeizuführen. Nach erfreulichen Zahlen zum Wirtschaftswachstum und zur Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten glaubt der US-Präsident wohl, inzwischen eindeutig am längeren Hebel zu sitzen und aus einer Position der Stärke verhandeln zu können. Entsprechend hat Donald Trump nun beim Handelskonflikt-Poker den Einsatz weiter erhöht. Dies ist eine gefährliche Strategie, die aber potentiell hohe Gewinne für die US-Wirtschaft versprechen könnte. Das Risiko eines Scheiterns der Gespräche hat sich durch die Tweets Trumps natürlich wieder erhöht. Angesichts der zuletzt bereits sehr ambitionierten Erwartungshaltung der Marktteilnehmer belastet dieses Faktum die Kurse an den internationalen Aktienmärkten ohne jeden Zweifel zu Recht. In der Tat bestand die Gefahr, dass Peking die nächste Runde der Gespräche in den USA absagen könnte. Aktuellen Presseberichten folgend dürfte diese Optionen nun aber vom Tisch sein. China könnte jedoch den Termin des Treffens in Washington verschieben. Zudem ist es möglich, dass die Delegation aus dem Reich der Mitte nicht von Vizepremier Liu He angeführt wird.
Fazit: Donald Trump hat den Handelsstreit mit China durch seine neuen Tweets wieder verschärft. Die erhöhte Unsicherheit vergrößert die Risikoaversion der Marktteilnehmer und löst entsprechend Druck auf die Kurse an den globalen Aktienmärkten aus. Wir sehen in den neuen Drohungen des US-Präsidenten aber eher eine aggressivere Verhandlungsstrategie im Handelskonflikt mit Peking – Washington dürfte weiterhin am Deal interessiert sein.