Kohle- und Gaspreise unter Druck – Ölpreise (noch) nicht - Commerzbank Kolumne
Die Preise von Energieträgern tendieren in der Regel in die gleiche Richtung, u.a. da sie untereinander zum Großteil substituierbar sind. Zwar gibt es immer wieder Abweichungen, aber diese sind temporär und haben häufig ihre Ursachen auf der Angebotsseite. Aktuell gilt das wohl für die Ölpreise, da sich das Angebot vor allem durch die OPEC+, Venezuela und Iran verknappt hat. Die fallenden Preise für Kohle, Gas und Uran sprechen jedoch dafür, dass der gegenläufige Trend der Ölpreise nicht von langer Dauer sein könnte und sich ähnlich wie 2014 Nachholbedarf aufstaut. Denn ohne die „künstlichen“ Verknappungen gibt es Öl im Überfluss. Die zunehmenden Nachfragerisiken hängen daher wohl als Damoklesschwert über dem Ölmarkt.
Anleihen
Großbritannien: Industrieproduktion (Feb), 10:30 Uhr
Euroraum: Zinsentscheid der EZB, 13:45 Uhr
USA: Verbraucherpreise (Mrz), 14:30 Uhr
USA: Protokoll der letzten Fed-Sitzung, 20:00 Uhr
Nachdem die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen noch knapp über 0% eröffnete, sank sie im Tagesverlauf wieder in negatives Terrain. Gestern standen keine wichtigen Konjunkturdaten auf der Agenda. Unter Berufung auf ein Regierungsdokument rechnet die italienische Regierung für dieses Jahr nur noch mit einem Wachstum von 0,1% (vorher: 1,0%). Sie geht jetzt offenbar von einem Haushaltsdefizit von 2,5% des BIP aus, vorher hat sie 2,04% erwartet. Bereits in den vergangenen Tagen war mit der Absenkung der Wachstumserwartungen gerechnet worden. Italien war als einziges Land der EU 2018 in eine Rezession gerutscht. Nach Bekanntwerden der Reduzierung der Wachstumsprognosen stieg die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen kurzfristig an. Per Saldo gingen aber auch italienische Staatsanleihen mit leichten Kursgewinnen aus dem Markt. Thema war gestern erneut der Brexit. Am Dienstagmittag reiste die britische Premierministerin May nach Deutschland um Bundeskanzlerin Merkel im Vorfeld des für heute angesetzten EU-Sondergipfels zu treffen. Am Abend reiste sie weiter nach Frankreich um Präsident Macron zu konsultieren. Es geht um einen Aufschub des Brexit, den May möglichst kurz bis 30. Juni halten will. Eine Verlängerung bis 30. Juni wurde vom britischen Unterhaus gebilligt. Gestern sickerte durch, dass die EU-Staaten grundsätzlich bereit seien, Großbritannien einen weiteren Brexit-Aufschub zu gewähren. EU-Ratspräsident Tusk hält aber einen längeren Aufschub für sinnvoller. Die Briten sollen 12 Monate Zeit bekommen, um einen Kompromiss zu finden. Dazu müsste Großbritannien aber an den Europawahlen teilnehmen.
Aktien
LVMH: Trading Update Q1
Rhön-Klinikum: Kapitalmarkttag
Die europäischen Aktienbörsen bestätigten am Dienstag die schwächere Tendenz vom Vortag. Zwar konnten sie zwischenzeitlich positives Terrain erreichen, doch spätestens mit der erhöhten italienischen Defizitprognose bröckelte die auf-keimende Kauflust wieder ab. Zusätzlich belasteten die neuen Zolldrohungen aus den USA gegen die EU sowie die erneut reduzierten Wachstumsprognosen des IWF. Im Dax 30 standen vor allem die Anteilscheine des Softwareentwicklers SAP (-3,4%) unter Druck, nachdem gleich zwei Analysehäuser ihre Kaufempfehlungen gestrichen hatten. Zu den wenigen Ausnahmen mit leichten Kursgewinnen zählten die Aktien von Beiersdorf (+0,8%). Auch im Kleinwerteindex SDax sorgten Analystenkommentare für die stärksten Kursbewegungen. Während Leoni (-3,8%) und Xing (-2,9%) nach Herabstufungen deutlich nachgaben, standen die Titel von Cancom (+3,8%) nach einer positiven Studie mit an der Spitze der Kursliste. Im EUROSTOXX, dem Leitindex des Euroraums, verzeichneten Grundstoffe (-1,6%) und IT (-1,5%) die größten Verluste. Lediglich Finanzen, Medien und Telekommunikation konnten sich stabil präsentieren. Auch die Wall Street weitete ihre Kursverluste vom Vortag weiter aus. Steigende Wachstumsängste und auch zunehmende geopolitische Sorgen drückten auch hier auf die Anlegerstimmung. Im Leitindex Dow Jones rutschen in diesem Umfeld vor allem Industrietitel (Caterpillar: -2,5%, Boeing: -1,5%) ans Ende des Performancetableaus. Lediglich die Aktien von Walt Disney (+1,7%) konnten merklich zulegen. Im marktbreiten S&P 500 konnten nur die defensiven Versorger (+0,3%) zulegen. Neben dem Industriesektor (-1,4%) verzeichneten Energietitel (-1,3%) angesichts leicht nachgebender Ölpreise die größten Verluste. Auch die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen in der Breite schwächer.