US-Märkte blicken hoffnungsvoll auf die Verhandlungen mit China - Weberbank-Kolumne
Brexit, Brexit und kein Ende. Die Nachrichten werden nach wie vor von diesem Thema dominiert. Zeitweise wurde dadurch sogar die Berichterstattung über den Handelsstreit zwischen den USA und China verdrängt. Erfahren Sie im Folgenden, welche Neuigkeiten es bei diesen zwei Themen gegeben hat und was darüber hinaus in den letzten zwei Wochen noch für die Geldanlage von Relevanz gewesen ist.
Ein gespaltenes Parlament findet keine „richtige“ Lösung für die Umsetzung des Brexits
Eine harte Woche liegt hinter Theresa Mary May. Zunächst hatte sie noch in Einzelterminen für die Annahme ihres mit der EU ausgehandelten Brexit-Deals geworben. Dann musste sie sich erneut den bohrenden Fragen und Anfeindungen im Parlament stellen. Schließlich verlor sie am Dienstag die Abstimmung über ihr Brexit-Paket mit dem schlechtesten Abstimmungsergebnis, das ein britischer Premier seit fast 100 Jahren eingefahren hat. Vorgestern musste sie sich dann einem erneuten Misstrauensvotum stellen, welches sie allerdings gewann. Zu beneiden ist die Britische Premierministerin aktuell nicht. Denn in einem Punkt hat sie sicherlich recht: Die Parlamentarier haben ihr zwar gesagt, wie sie sich den Brexit nicht vorstellen. Aber sie haben ihr nicht gesagt, wie der Deal denn nun eigentlich aussehen soll. Zusätzlich hat es May mit einem nicht gerade gesprächsbereiten Oppositionsführer Jeremy Corbyn zu tun. Deshalb stecken die Briten nach wie vor in einem Dilemma, und man hat fast den Eindruck, dass es für keine Option eine Mehrheit geben würde, sei es für eine Verschiebung des Brexits oder für einen neuen Deal oder gar für eine neue Volksabstimmung. Dementsprechend bereiten sich im Moment sicherheitshalber alle EU-Staaten auf einen Hard-Brexit vor. Doch für einen solchen gibt es, wie es der Chef der deutschen Finanzaufsicht Felix Hufeld ausdrückte, keine Checkliste.
Europäische Märkte bleiben nervös
Dementsprechend nervös zeigen sich nach wie vor die Aktienmärkte Europas. Denn die wirtschaftliche Verflechtung zwischen der EU und Großbritannien ist insbesondere bei den Lieferketten nicht zu verachten. So fragen sich die Investoren, ob diese Lieferketten aufrechterhalten werden können, wenn es zum Hard-Brexit kommt? Oder ob dann kilometerlange LKW-Staus zwischen der EU und ihrem verlorenen Mitglied entstehen würden, die letztlich die, in der heutigen Zeit bis auf die Minute optimierten, Produktionsabläufe zum Erliegen bringen würden. Hier ist sicherlich auch der Grund dafür zu sehen, dass sich die US-Aktienmärkte in diesem Jahr bisher deutlich besser zeigen als ihre europäischen Pendants. Zwar wurden die Gewinnschätzungen in den USA für die aktuell startende Berichtssaison zum vierten Quartal 2018 ebenfalls zurückgenommen, aber in den dort belastenden USA/China-Handelsstreit scheint im Gegensatz zum Brexit zumindest etwas Bewegung zu kommen. Zusätzlich unterstützend wirkt der nach wie vor sehr starke Arbeitsmarkt, der die Kaufkraft der Konsumenten weiter antreiben sollte. Gleichzeitig bleibt die Inflation im Zielkorridor, und die Erwartungen an weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed wurden zuletzt eher zurückgenommen. Hemmend wirkt hingegen der nach wie vor anhaltende „Shutdown“, also die Schließung zahlreicher Bundesbehörden aufgrund fehlender Budgets durch den Kampf Donald Trumps um ein Budget für die von ihm geplante Mauer zu Mexiko. Die Aktienmärkte blenden diesen Streit aktuell jedoch noch weitestgehend aus und konnten seit Jahresbeginn ordentlich zulegen.
Unternehmensanleihen mit attraktiven Risikoprämien
Im Gegensatz dazu können sich Renteninvestoren nach dem nicht sehr erfreulichen letzten Jahr auch zum Jahresbeginn 2019 nicht wirklich entspannen. Lediglich deutsche Bundesanleihen zeigen weiter stabile Renditen auf tiefstem Niveau. Zwar hat die EZB ihre Anleihenkaufprogramme nun eingestellt, wird aber weiterhin die aus dem bisher aufgebauten Anleihenportfolio fälligen Papiere durch den Erwerb neuer Anleihen ersetzen. Dies wird weiter auf die Renditen der Staatspapiere drücken. Das absolute Zinsniveau macht diese Papiere in unseren Augen aber weiter unattraktiv, und längere Laufzeiten könnten trotz Notenbank-Reinvestments bei zwischenzeitlichen Renditeanstiegen empfindliche Kursverluste erleiden. Die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen zeigen anders als die Aktienmärkte bislang keine Trendumkehr. Hier wirken nach wie vor Faktoren wie der Handelskrieg zwischen den USA und China, der Ölpreisverfall zum Jahresende und damit der Anstieg der Risikoaufschläge von US-Schieferölunternehmen und die aktuell schwierige Gewinnsituation von Banken. Allerdings haben diese Zinsaufschläge im Vergleich zu Staatsanleihen inzwischen Niveaus erreicht, die wir im historischen Vergleich als durchaus attraktiv einschätzen. Ebenfalls wecken Schwellenländeranleihen nach der zuletzt beobachteten Stabilisierung der Schwellenländerwährungen wieder unser Interesse. Insgesamt sollten die Rentenmärkte somit auch wieder interessante Chancen bieten, die für die von uns verwalteten Rentenportfolios im Jahr 2019 wieder positive Ergebnisse erwarten lassen.
Anzeige