ifo-Geschäftsklimaindex: Flauer Wind in den Segeln der deutschen Konjunktur - Nord LB Kolumne
Der wichtigste deutsche Konjunkturfrühindikator wurde soeben veröffentlicht. Bereits vorab zeichnete sich in den Einkaufsmanagerindizes von Markit, in der ZEW-Umfrage und im sentix Konjunkturindex eine Abschwächung ab. Dies manifestiert sich nun in auch im ifo: Das ifo-Geschäftsklima verschlechtert sich im November von 102,9 auf nunmehr 102,0 Punkte. Die ifo-Geschäftsklima-Erwartungen mussten einen noch deutlicheren Rückgang hinnehmen – hier stehen 98,7 Indexzähler zu Buche, im Oktober waren es noch 99,7.
Damit werden die konjunkturellen Bremsspuren deutlicher, auch wenn wir von einer Rezession freilich weit entfernt sind. Denn alle Werte sind vom Indexstand her noch in einem mehr als akzeptablen Bereich. Aber – die fetten Jahre 2016 und 2017 sind erst einmal vorbei, die Zeichen stehen auf Wachstumsmoderation. Das III. Quartal ist negativ ausgefallen, unter anderem aufgrund von Sondereffekten wie den Problemen der Autohersteller mit dem WLTP-Messverfahren. Allerdings lässt sich eine globale Konjunkturabschwächung nicht mehr verleugnen und hinterlässt Spuren.
Neben dem immer noch schwelenden Handelskonflikt drücken Brexit und die Einbrüche an den Aktienmärkten mit Sicherheit auf die Stimmung nicht nur bei Unternehmen. Auch in wichtigen Exportmärkten etwa in China zeichnet sich eine geringere Wirtschaftsdynamik ab, was sich an den Ausfuhren bemerkbar macht.
Für das IV. Quartal sind das zwar nicht die besten Aussichten, aber allein die Aufholeffekte sollten dafür sorgen, dass das Vorzeichen wieder stimmt. Zudem sorgt unter anderem der sehr robuste Arbeitsmarkt für eine stabile Binnennachfrage. Das III. Quartal dürfte ein Ausrutscher bleiben.
Für die EZB wird es nun weiter kompliziert. Denn der etwas flauere Wind in den Segeln der deutschen Konjunktur kommt fast zur Unzeit. Ohnehin wird die Zentralbank ihre Wachstumsprognosen auf der Dezembersitzung nach unten anpassen müssen. Die Inflationsentwicklung und die positiven Lohnabschlüsse dürften den Ausstieg aus den Nettoankäufen zum Jahresende zwar rechtfertigen, aber eine etwaige Zinserhöhung – ohnehin nicht vor September 2019 avisiert – dürfte es perspektivisch nun schwerer haben.
Fazit: Auch am ifo-Geschäftsklimaindex zeigt sich nun eine weitere Abschwächung der Wirtschaftsdynamik – der Wind in den Segeln der deutschen Konjunktur wird flauer. Viele Faktoren drücken derzeit auf die Stimmung der Unternehmen. Das Chaos um den Brexit, der immer noch schwelende Handelskrieg aber auch die Entwicklung an den Aktienmärkten hinterlassen ebenso Spuren wie das geringere globale Wachstum. Wir sind zwar überzeugt, dass das BIP Wachstum im IV. Quartal allein aufgrund von Aufholeffekten positiv ausfallen wird. Das macht eine Rezession im technischen Sinn sehr unwahrscheinlich. Aber die heutige Veröffentlichung macht deutlich, dass die fetten Jahre 2016 und 2017 vorbei sind.