Starke US-Berichtssaison geht im allgemeinen Stimmungsumschwung unter - Commerzbank Kolumne
Die US-Berichtssaison ist nun bereits weit vorangeschritten. Ca. 85% der Unternehmen der S&P 500 haben ihre Q3-Gewinnberichte vorgelegt und rein statistisch übertreffen sie in der Summe sogar noch das sehr starke zweite Quartal! Aktuell liegen die durchschnittlichen Gewinne 6,8% über den Prognosen und um 32,4% über dem Ergebnis im Vorjahresquartal (Q3 2017). In Q2 hatte die Gewinnüberraschung 6,2% und die Jahresentwicklung 27,0% betragen. Ebenso wie im Vorquartal stellen sich die Ergebnisse der Blue Chips des S&P 100 sogar noch etwas besser dar. Den besten Eindruck hinterlassen in diesem Quartal die rohstoffbasierenden Branchen Grundstoffe und Energie sowie die Finanzindustrie. Die defensiven Branchen erzielen zwar auch zweistellige Gewinnsteigerungsraten, hinken aber dem Ergebnis der eher zyklischen Sektoren etwas hinterher. 82% der Konzerne liegen mit ihren Ergebnissen über den Prognosen, 86% übertreffen das Vorjahresergebnis. Auch in Bezug auf die Umsatzentwicklung können die Quartalsberichte überzeugen: 60% fallen höher als erwartet aus und insgesamt liegen die Umsätze um 8% über dem Vergleichswert von Q3/2017. Große Enttäuschungen blieben die Ausnahme, lediglich Ford mit einem Gewinneinbruch und erneut General Electric fielen da aus dem Rahmen. Im Gegensatz zur Berichtssaison im Sommer werden diese Zahlen aber kaum goutiert, geschweige denn können sie die angeschlagene Marktstimmung drehen. Das Gros der Zahlen wurde Ende Oktober/Anfang November präsentiert, als der politisch getriebene Stimmungsumschwung bereits in vollem Gange war. In Europa stellt sich die Berichtssaison bei weitem nicht so gut dar wie in den USA. Nachdem ca. drei Viertel der Unternehmen des Stoxx 600 ihre Zahlen präsentiert haben, ergibt sich hier eine durchschnittliche Gewinnüberraschung von 2% und eine Jahresveränderungsrate von 11%. Lediglich 52% der Konzerne konnten die Erwartungen übertreffen.
Anleihen
Deutschland: BIP (3. Quartal), 08:00 Uhr
Großbritannien: Verbraucherpreise (Okt.), 10:30 Uhr
Euroraum: BIP (3. Quartal), 11 Uhr
USA: Verbraucherpreise (Oktober), 14:30 Uhr
Am deutschen Rentenmarkt waren die Kursbewegungen gestern recht verhalten. Erst am Spätnachmittag zog die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von 0,38% auf 0,41% an. Grund waren Meldungen über einen Durchbruch bei den Brexitverhandlungen. Heute um 15 Uhr trifft sich das britische Kabinett zu einer Abstimmung über den ausgehandelten Entwurf. Der britische Arbeitsmarkt zeigt sich trotz des quälenden Brexitthemas weiter in einer starken Verfassung, auch wenn die Arbeitslosigkeit im September gegenüber dem Vormonat leicht von 4,0% auf 4,1% angestiegen ist. Der Anstieg erfolgte aber von einem 43-jährigen Tiefstand aus. Mit der robusten Lage auf dem Arbeitsmarkt ziehen auch die Gehälter weiter an: Ohne Bonuszahlungen erhöhten sich die Löhne in den drei Monaten bis September um 3,2% zum Vorjahreszeitraum. Das ist der stärkste Anstieg seit 2008. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen, der die Stimmung der Börsen- und Finanzexperten abbildet, hat sich im November leicht von minus 24,7 auf minus 24,1 Punkte verbessert. Damit spiegeln die immer noch negativen Werte die schwache Entwicklung der deutschen Wirtschaft besonders im dritten Quartal wider. Im Haushaltsstreit zwischen Italien und der EU bleibt die italienische Regierung stur. Kurz vor Ablauf der EU-Frist zur Vorlage von Nachbesserungen am Budget erklärte sie, dass es keine Änderungen am 2,4%-Defizit gäbe. Die OPEC erwartet laut Monatsbericht eine Überversorgung des Ölmarkts für 2019 und sieht damit Kürzungsbedarf bei der Förderung. Der Ölpreis je Fass der Sorte Brent gab gestern zwischenzeitlich über 5% auf unter 64 US-Dollar nach.
Aktien
Alstom, Cisco Systems, Ergebnis Q2/Q3
Deutsche Euroshop, Deutsche Wohnen, Ergebnis Q3
Eon, Leoni, Linde, Ergebnis Q3
Merck KGaA, Patrizia Immobilien, Ergebnis Q3
ProSiebenSat.1, Kapitalmarkttag
RWE, Salzgitter, Ergebnis Q3
United Internet, Wirecard, Ergebnis Q3
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Dienstag mit Ausnahme des Leitindex in Wien, der um 0,6% nachgab, allesamt freundlicher. Größter Gewinner unter den europäischen Leitindizes war der Dax mit einem Plus von 1,3%. Für Rückenwind sorgte u.a. die Hoffnung auf eine baldige Lösung im Brexit-Streit (Einigung auf Brexit-Vertragsentwurf). Auch der etwas besser als erwartet ausgefallene ZEW-Index sorgte für ein wenig Erleichterung, obwohl der ausgewiesene Wert immer noch eine gewisse Konjunkturskepsis zum Ausdruck bringt. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war die Aktie der Deutschen Lufthansa mit einem Plus von 4,1%; hier half bestimmt auch der zuletzt deutlich gesunkene Preis für Rohöl. Verlierer des Tages war die Aktie von Bayer mit einem Abschlag von 2,9%. Hier belastete u.a. die Nachricht von weiter steigenden Klagen gegen Monsanto und dessen Pflanzenschutzmittel Glyphosat. In der zweiten Reihe büßte die Aktie von Tom Tailor rd. 15% ein, nachdem die Ergebniszahlen enttäuschten. Auf europäischer Sektorenebene waren gestern insbesondere Aktien aus dem Bereich Telekommunikation gefragt, die im Schnitt um 2,3% stiegen. Am Ende der Performancerangliste notierten Werte aus dem Bereich Öl & Gas, die durchschnittlich 1,8% verloren. Die Börsen in den USA tendierten etwas schwächer. Der Dow Jones-Index sank um 0,4%. Auf Sektorenebene waren v.a. Finanzwerte (+0,6%) gefragt (Energie: -2,4%). Die Bör-sen in Asien tendierten uneinheitlich. Hoffnungen auf positive Signale im Handelsstreit beflügelten (japanische) Autowerte.