Öl: Von Angebots- zu Nachfragerisiken - Commerzbank Kolumne
Die Ölpreise fielen zuletzt deutlich, obwohl die Iransanktionen seit gestern in Kraft sind. Aber derzeit gibt es, außer den Ausfällen iranischer und venezolanischer Produktion, keine weiteren großen Einbußen. Was der Iran und Venezuela weniger fördern, wird durch die anderen OPEC-Staaten mehr als ausgeglichen. Im Oktober lag die OPEC-Förderung mit 33,3 Mio. Fass/Tag auf dem höchsten Stand seit Ende 2016. Da auch die USA und Russland deutlich mehr Öl pumpen und die USA Ausnahmen für Ölimporte aus dem Iran erlauben, beginnt der Markt sogar in eine Überschusssituation zu drehen. Der deutliche Ölpreisrückgang ist aber auch darauf zurückzuführen, dass sich das Augenmerk verstärkt auf die zunehmenden Nachfragerisiken richtet.
Anleihen
Deutschland: Aufträge dt. Industrie (Sep) , 08:00 Uhr
Euroraum: PMI Dienstleistungen, 10:00 Uhr
Im Vorfeld der heutigen Zwischenwahlen zum US-Kongress (Midterm Elections) hielten sich Investoren mit Engagements zurück und die Kursbewegungen an den Rentenmärkten waren gering. Heute wird das gesamte Repräsentantenhaus sowie ein Drittel des Senats neu gewählt. Möglicherweise bekommen die Demokraten mehr als die Hälfte der Sitze im Repräsentantenhaus. Damit würde es für Trump schwieriger werden, seine politischen Vorhaben durch den US-Kongress zu bekommen. Die Spekulationen auf Presseberichte, wonach die EZB neue langfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) als Ersatz für auslaufende Geschäfte anbieten werde, waren kaum noch ein Thema. Die Renditen veränderten sich nur wenig. Auch der Euro erholte sich am Nachmittag wieder. Zuvor schwächelte er. Die Anlegerstimmung im Euroraum trübt sich mehr und mehr ein und folgt somit der Unternehmensstimmung. So fiel der Sentix-Index um 2,6 auf 8,8 Punkte, dem tiefsten Stand seit Oktober 2016. Am Wochenende gab es neue Brexit-Gerüchte um einen vermeintlichen Vorstoß von Premierministerin May. So berichteten die Medien, dass wichtige Stolpersteine aus dem Weg geräumt seien und Großbritannien auch nach dem EU-Austritt zunächst seine Mitgliedschaft in der Zollunion behält. Ein Sprecher der EU-Kommission dämpfte jedoch den Optimismus wieder. Das britische Pfund stärkte sich gestern aber weiter. Der ISM-Index für das nicht verarbeitende Gewerbe ging in den USA von 61,6 auf 60,1 Punkte zurück. Erwartet worden war ein stärkerer Rückgang. Der Oktoberwert befindet sich damit immer noch nahe dem Allzeithoch und signalisiert eine Expansion im Dienstleistungsbereich. Die US-Renditen gingen nach dem kräftigen Anstieg am Freitag aufgrund der kräftigen Arbeitsmarktdaten gestern wieder leicht zurück.
Aktien
Quartalszahlen u.a.
Deutschland: Deutsche Post, Jungheinrich, Hugo Boss, Evonik, SGL Carbon
Europa: Intesa Sanpaolo, ENEL, Telecom Italia, AXA
USA: Eli Lilly
Wenig Bewegung zeigten die europäischen Aktienmärkte zum Wochenstart. DAX und EuroStoxx 50 bewegten sich in einer sehr engen Bandbreite und schlossen mit -0,2% bzw. + 0,1% auf Vortagesniveau. Im DAX legten die Versorger um 1% zu. Tagesgewinner war Linde plc mit +1,7%. Gewinnmitnahmen drückten nach der starken Vorwoche Infineon um 3,9%. Auch Conti (-2,8%) und Covestro (-2,5%) gaben deutlicher nach. Tagesgewinner im MDAX waren Erholungskandidaten nach Vorwochenverlusten wie Wacker Chemie (+5,2%; Hoffnung auf erhöhte Solarinstallationen in China), FMC (+1,0%) oder auch Unternehmen nach positiven Zwischenberichten wie Siemens Healthineers (+2,9%). Im EuroStoxx 50 lagen Total (+2,3%) und Orange (+1,4%) vorne. In den USA war der Handel vor den Kongresswahlen ebenfalls ruhig. Der Dow Jones schloss mit + 0,8% jedoch freundlich. Treiber war aufgrund der steigenden Ölpreise der Energiebereich, der um 1,6% vorankam. Chevron legte um +3,7% zu. IBM war größter Gewinner im Dow Jones mit +3,8%. Berkshire Hathaway schloss nach guten Zahlen 5% höher. Schwächer war dagegen erneut Schwergewicht Apple mit -2,8% nach Meldungen über Produktionseinschränkungen für das neue iPhone. Mit dem leichten Minus von 0,2% bei den IT-Werten schloss die Nasdaq mit -0,4% im Minus. In Asien reichen heute die Entwicklungen von einem Zuwachs von gut 1% in Japan bis zu leichten Minuszeichen in China. Die Gemengelage spricht für ein leichtes Plus auch in Europa aber vor den US-Wahlen dürften stärkere Positionierungen vermieden werden.