US-Verbraucherpreise – keine Entwarnung für die Fed - Commerzbank Kolumne
Die hohe Auslastung und die niedrige Arbeitslosigkeit führen in den USA bislang nicht zu einem markanten Anstieg der Verbraucherpreise. Im September sind die Preise nur um 0,1% zum Vormonat gestiegen – dies gilt für die Gesamtinflation ebenso wie für den Preisindex ohne Energie und Nahrungsmittel. Im Vergleich zum Vorjahr liegt diese Kerninflationsrate bei 2,2%. Der gleitende 3-Monatsdurchschnitt weist sogar nach unten (vgl. Schaubild). Das bedeutet aber nicht, dass die US-Notenbank jetzt abwarten kann: Die Löhne steigen und Dienstleistungen werden teurer. Der Preisdruck wird daher wieder zunehmen und die Fed wird die Zinsen weiter anheben.
Anleihen
Euroraum: Industrieproduktion (August), 11:00 Uhr
USA: Verbrauchervertr., Uni Michigan (Okt.), 15:55 Uhr
Der deutliche Einbruch an den weltweiten Aktienmärkten hat gestern die klassische Reaktion „Flucht in den sicheren Hafen“ ausgelöst. Bundesanleihen und US-Treasuries verzeichneten Kursgewinne. Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatstitel, die am Mittwoch im Hoch noch bei 0,58% notierte, sank gestern zwischenzeitlich auf unter 0,50% im Tief. Weitere Unterstützung erhielten die Rentenmärkte durch die aktuelle Herbstprojektion der Bundesregierung zum Wirtschaftswachstum. In dieser sieht sie die deutsche Wirtschaft im laufenden sowie auch im kommenden Jahr mit 1,8% schwächer wachsen. In ihrer vorherigen Prognose waren noch 2,3% und 2,1% Wachstum veranschlagt. Hauptgrund für die Revision seien laut Aussage des Bundeswirtschaftsministeriums geringere Zuwächse beim Export angesichts der schwächeren Weltkonjunktur. Stütze des Aufschwungs sei nach wie vor die Binnenkonjunktur. Die US-Verbraucherpreise weisen im September auf einen eher gedämpften Preisauftrieb hin. Gegenüber August legte die Inflation um 0,1% zu, im Jahresvergleich betrug die Inflationsrate 2,3%. Im August lag die Jahresrate noch bei 2,7%. Gründe für den geringeren Preisauftrieb sind der starke US-Dollar, der die Importpreise drückt sowie niedrigere Energie-kosten. Die Kernrate, welche die besonders volatilen Preise für Energie und Lebensmittel außen vor lässt, liegt im Jahresvergleich bei 2,2%, so hoch wie im August (siehe auch „Im Blickpunkt“). Der Euro konnte gegenüber dem US-Dollar den zweiten Tag in Folge zulegen. Er gewann über einen halben Cent und stieg auf fast 1,16 US-Dollar je Euro. Dem Euro half wohl auch die Kritik des US-Präsidenten an der Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank. Trump befürchtet ein Abwürgen der Konjunktur, sollten die Zinsen zu schnell steigen.
Aktien
BMW, Absatz 09/2018
Fraport, Verkehrszahlen 09/2018
Citigroup, Ergebnis Q3
JP Morgan Chase, Ergebnis Q3
Wells Fargo, Ergebnis Q3
Die aktuellen Zins- und Wachstumsängste hielten die Märkte auch am Donnerstag weiter fest im Griff. Die europäischen Aktienbörsen konnten sich gestern im Mittagshandel nach einer erneut schwachen Eröffnung zwar stetig erholen, wurden dann aber von einer schwachen Wall Street wieder nach unten gezogen. Im deutschen Dax 30 stemmten sich nur die Aktien von Bayer (+3,1%, mögliche Wende im „Glyphosat-Urteil“), Wirecard (+2,1%, Erholung nach dem Kursrutsch vom Vortag) und des Versorgers RWE (+1,3%) gegen den allgemeinen Abwärtstrend. Auch im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50, gab es keine weiteren Gewinner. Hier standen mit den Titeln von Allianz (-3,4%), AXA (-3,5%) und Munich Re (-2,9%) vor allem die bisher noch vergleichsweise stabilen Versicherer am Ende der Kursliste. In diesem Umfeld verzeichneten alle Branchen meist deutliche Verluste, lediglich bei Gesundheit (-0,6%) und IT (-0,9%) hielten sich diese noch in Grenzen. An den US-Börsen scheiterte der Erholungsversuch bereits kurz nach der Eröffnung. Selbst die moderaten Inflationsdaten konnten keine wesentliche Unterstützung liefern. Auch die anlaufende Berichtssaison konnte nur partiell stützen. Delta Airlines (+3,6%) legte nach besser als erwarteten Quartalszahlen zu. Walgreens (-2,0%) stand nach ebenfalls überzeugenden Daten lange im Plus, rutschte aber zum Handelsende ab. Branchenseitig gab es auf allen Ebenen teils massive Verluste. IT (-1,2%) und Kommunikationsdienste (-0,8%) konnten den bisherigen Ausverkauf etwas abbremsen. In Asien gelang den chinesischen Märkten nach unerwartet starken Exportzahlen immerhin eine leichte Stabilisierung, auch der Nikkei 225 legte gegen Ende etwas zu.