Luxusgüterbranche unter Beobachtung - Commerzbank Kolumne
Die Luxusgüterunternehmen tun sich im aktuellen Umfeld trotz überwiegend glänzender Zahlen - der Branchenprimus LVMH steigerte im dritten Quartal den Umsatz organisch und währungsbereinigt um 10% - nicht leicht. Trotz anhaltend positiver Gewinnrevisionen treten die Aktienkurse bestenfalls auf der Stelle, was die Bewertungen gedrückt hat. Ein Grund für die Zurückhaltung ist relativ schnell gefunden: Ein großer Teil des Wachstums kommt aus Asien und das wichtigste Klientel dort sind Chinesen. Auch in Europa und den USA sind chinesische Touristen eine entscheidende Kundengruppe. Die Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA haben eine Abwertung des chinesischen Renminbi in den vergangenen Monaten gebracht und der Markt rätselt nun, inwiefern die Entwicklung weiter geht und sich dies auf die Kauflaune der Chinesen auswirken wird. Dazu kommt die gestiegene Unsicherheit über eine generelle Wachstumsverlangsamung in China.
Einerseits würden durch eine weitere Abwertung des Renminbi die überwiegend in Europa - und damit auf Euro-Basis - produzierten Luxusgüter auf Reisen teurer, andererseits besteht für die Hersteller in China der Druck, Währungsabwertungen durch Preiserhöhungen zu kompensieren, um ihre Profitabilität zu verteidigen. Zu glauben, dies bliebe komplett ohne dämpfenden Effekt auf die Nachfrage, wäre sicherlich naiv. Dass aber auch immer mehr Unternehmen in den USA auf die negativen Auswirken des Handelsstreits für die US-amerikanischen Verbraucher hinweisen, spricht dafür, dass die Parteien zu einer konstruktiveren Gesprächsführung zurückkehren dürften. Daneben ist der Luxusgüterkunde in der Regel auch weniger konjunktursensitiv. Marktbeobachter sehen die Ampeln in China zumindest weiter auf „Grün“, die weitere Entwicklung ist aber einen genaueren Blick wert.
Anleihen
Frankreich: Industrieproduktion (Aug.), 08:45 Uhr
Italien: Industrieproduktion (Aug.), 10:00 Uhr
Großbritannien: Industrieproduktion (Aug.), 10:30 Uhr
USA: Produzentenpreise (Sep.), 14:30 Uhr
Die Kurse an den Rentenmärkten tendierten gestern seitwärts. Auch die deutschen Außenhandelsdaten lieferten keinen Impuls. Während die Exporte trotz rückläufiger Bestellungen auf hohem Niveau stagnierten, gingen die Importe deutlich zurück. Der IWF fürchtet, dass die Handelsstreitigkeiten das Wachstum der Weltwirtschaft bremsen werden. Paul Romer und William Nordhaus sind in diesem Jahr die beiden Gewinner des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften. Sie wurden für sehr unterschiedliche Forschungsbeiträge geehrt, die Gemeinsamkeiten erschließen sich erst auf den zweiten Blick: Romer integrierte den technologischen Fortschritt in die ökonomischen Wachstumsmodelle. In diesen Modellen fällt Fortschritt nicht vom Himmel, sondern lässt sich endogen erklären. Daher gilt er als einer der Begründer der endogenen Wachstumstheorie. Jener Theorie, die Anfang des Jahrtausends für Furore sorgte, dessen Aussagen durch die Realität aber nur bedingt bestätigt wurden. Nordhaus bildete dagegen die Folgen der globalen Erwärmung in seinen Modellen ab und schuf damit eine Grundlage zur Beurteilung, welches Ausmaß an Erwärmung aus wirtschaftlicher Sicht tragfähig ist. Er votiert dafür, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Beide Forscher haben mithin ihren Blick auf die Faktoren gerichtet, die langfristiges, nachhaltiges Wachstum bestimmen. Und noch etwas verbindet die Forschungsergebnisse der beiden Nobelpreisträger: Während in einer Marktwirtschaft zu viel Erderwärmung produziert wird, weil die Produzenten die Kosten nicht tragen müssen, investieren die Unternehmen andererseits zu wenig in Forschung, weil die Gewinne aus technologischen Fortschritt letztlich allen zu Gute kommen.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach vier schwächeren Tagen konnten sich gestern die Aktienkurse an den meisten Börsenplätzen leicht erholen. Dies galt für Asien wie auch für Europa. Bremsend wirkten als Belastungsfaktoren die fortbestehenden Unsicherheiten zur Weltkonjunktur (Senkung der Wachstumsprognose durch den IWF) aber auch die Budgetdebatte im italienischen Parlament. Der DAX gab im Verlauf nach, erholte sich dann nach einem fast punktgenauen, vorläufig erfolgreichen Test der Unterstützung bei 11.800 und legte letztendlich 0,3% zu. Der EuroStoxx50 gewann mit einer leichten Erholung der Märkte in Spanien und Italien 0,4%. Die Achterbahnfahrt des DAX-Neulings Wirecard ging weiter. Die vorgestellten Langfristperspektiven kamen letztlich aber glänzend an (+9,6%). Auch SAP legten im Zuge einer (technischen) Erholung der Technologietitel um 1,7% zu. Die Liste der Verlierer im DAX führten erneut RWE (-2,5%) und Covestro (-2,1%) an. Ein Debakel erlebte der Konsumelektronikhändler Ceconomy nach Gewinnwarnung mit Verlusten von 18,5%. Der Handel in den USA verlief ruhig mit einer Handelsspanne im S&P 500 von nur gut einem halben Prozent während der Sitzung und die relevanten Marktindizes von Wall Street und Nasdaq schlossen nahezu unverändert. Allerdings gab es unter der Oberfläche deutliche Bewegungen auf Sektoren-ebene: Die zyklischen Segmente Grundstoffe und Industrie verloren 3,4% bzw. 1,5% während Energie mit dem wieder etwas festeren Ölpreis um 1% zulegen konnte. Wal-Mart legten 2,5% zu. Größter Verlierer im Dow war der Chemieriese DowDuPont (-3,7%) sowie die Industrietitel United Technologies (-2,7%), Caterpillar (-2,5%) und 3M (-1,8%). Die asiatischen Börsen verzeichnen heute überwiegend leichte Gewinne. Die Indikationen für die europäischen Börsen deuten eine Fortsetzung der Konsolidierung an.