Ölpreis über 80 $/Fass: Iranrisiko treibt - Commerzbank Kolumne
Mit 82 $/Fass hat der Preis für die europäische Richtsorte Brent den höchsten Stand seit 2014 erreicht. Dagegen liegt der Preis für die US-Richtsorte WTI mit 72 $/Fass unter dem Hoch vom Juli bei 75 $/Fass. Wie der Chart verdeutlicht, ist mit dem Preis für Brent auch der Aufschlag zu WTI auf fast 10 $/Fass gestiegen. Der Markt preist damit den weitgehenden Ausfall der iranischen Exporte nach Europa und Asien ein. Wir haben zwar Zweifel, dass dies so kommt, da zumindest China sich nicht den US-Sanktionen unterwerfen dürfte. Aber nichts desto trotz droht das saisonal übliche Angebotsdefizit im Winter, um den Iran-Faktor zu verstärken. Dies auch, da Saudi Arabien kurzfristig wohl nicht in der Lage ist, die Angebotslücke auszugleichen.
Anleihen
USA: Neubauverkäufe (Aug.), 16:00 Uhr
USA: Zinsentscheidung, 20:00 Uhr
„Wenn meine Aussagen Ihnen ungewöhnlich klar und verständlich erscheinen, dann haben Sie mich völlig missverstanden", dieser Satz stammt von Alan Greenspan, der von 1987 bis 2006 die Geschicke der US-Notenbank steuerte und mit ein paar genuschelten Worten weltweit die Finanzmärkte dirigierte. Großer hätte der Kontrast kaum sein können als zur Geldpolitik unter Ben Bernanke und Janet Yellen: Der Zinspfad war in den letzten Jahre ebenso vorgezeichnet wie der zeitliche Verlauf der unkonventionellen Anleihekäufe. Diese Phase dürfte der neue Fed-Chef Jerome Powell nun beenden. Die nächsten Zinsschritte werden deutlich stärker datengetrieben sein als bislang; die US-Geldpolitik wird damit schwerer prognostizierbar. Vor diesem Hintergrund ist auch die heutige Pressekonferenz im Anschluss an die Zinsentscheidung zu bewerten, nämlich ein bisschen so wie unter Alan Greenspans Regime. Derweil befinden sich die Anleihenkurse auf der Suche nach einem neuen Renditeniveau. Die Kursrückgänge, die EZB-Chef Draghi am Montag durch seine Bemerkung zur steigenden Inflation auslöste, setzten sich gestern fort. Dabei hatte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet zu beschwichtigen versucht: Dass die Kerninflation kräftig (vigorous) anstiegen werde, sei die bekannte langfristige Prognose der EZB und keine Neueinschätzung der kurzfristigen Entwicklung. Auch das ergebnislose OPEC-Treffen wirkte gestern noch nach: Der Ölpreis stieg auf über 81 US-Dollar je Fass Nordseeöl. Die US-Verbraucher sind aktuell in bester Stimmung. Der Index des Conference Boards zur Verbraucherstimmung notiert mit 138,9 Punkten so hoch wie zuletzt vor Ende des New Economy Booms im Sommer 2000.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach den deutlichen Kursgewinnen der Vorwoche setzte sich die „Verschnaufpause“ an den meisten europäischen Aktienmärkten fort. Eine Ausnahme bildete dabei der italienische Markt. Hier ging es für den FTSE MIB (+1,5%) recht deutlich nach oben. Die Aussicht auf einen italienischen Staatshaushalt, der sich – zumindest optisch – mit dem EU-Regelwerk einigermaßen vereinbaren lässt, hob die Stimmung der Anleger. Der Markt hatte in den vergangenen Monaten deutlich gelitten und holt nun einen Teil seiner Underperformance gegenüber dem europäischen Gesamtmarkt auf. Der Haushaltsentwurf muss zwar erst am 15. Oktober bei der EU eingereicht werden, aber schon morgen ist Abgabetermin für das„Stabilitäts- und Reformprogramm (Economic and Finan-cial Document – DEF)“. Das DEF enthält bereits Prognosen zu Wirtschaftswachstum, Defizit und Verschuldung und liefert damit die wichtigsten Eckdaten des Haushalts für das Jahr 2019. Somit hängt an diesem Dokument auch die weitere kurzfristige Perspektive für den italienischen Aktienmarkt. Auf Branchenseite (Stoxx 600) konnten Öl+Gas-Werte und Grundstofftitel (je +1,8%) von steigenden Öl- und Rohstoffpreisen profitieren, während der Autosektor (-2,2%) deutlich nachgab. Die Gewinnwarnung von BMW (-5,4%) kam nicht gut an und zog auch andere Hersteller mit hinunter. In den USA gaben die Kurse vor dem heutigen Zinsentscheid der Fed leicht nach. Konsumtitel (positive Daten zur Verbraucherstimmung) und Ölwerte (steigender Ölpreis) führten die Gewinner an. In Asien dominieren heute die Pluszeichen. Zwar leidet der Topix unter den Dividendenabschlägen bei über 1.000 Titeln des Index, dafür geht es in China heute deutlich nach oben. Die Überlegung von MSCI das Gewicht chinesischer Aktien im Weltindex nächstes Jahr zu erhöhen, hebt die Stimmung und lässt die neuen Vorwürfe von US-Präsident Trump gegenüber China in den Hintergrund treten.