Gegenbewegung an den europäischen Aktienmärkten läuft - Commerzbank Kolumne
Nach der schwachen Entwicklung der europäischen Märkte in diesem Jahr hat sich Potenzial für eine Gegenbewegung aufgebaut. Neben soliden konjunkturellen Daten für den Euroraum dienen auch die jüngsten Statements der italienischen Regierung als Katalysator für eine Erholung. Sollten sich die jüngsten deutlich moderaten Töne aus der Regierung bestätigen und die anstehende Haushaltplanung in Italien die bisherigen Befürchtungen des Marktes nicht wahr werden lassen, besteht weiteres kurzfristiges Erholungspotenzial für den italienischen Markt, und damit auch für die breiten europäischen Indizes.
Anleihen
Großbritannien: Arbeitsmarkt (Juli/Aug), 10:30 Uhr
Deutschland: ZEW-Index (Sep.), 11:00 Uhr
USA: NFIB Stimmung kl. Unternehm. (Aug), 12:00 Uhr
Die US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag wirkten gestern noch nach. Sie fielen mit 204.000 neu geschaffenen Stellen im August besser als erwartet aus. Zudem stiegen die Stundenlöhne überraschend kräftig an. Die US-Notenbank wird in ihrer Sitzung am 26. September die Zinsen deshalb wohl erneut um 0,25% anheben. Erstklassige Staatsanleihen kamen zum Wochenauftakt deutlich unter Druck. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen legte um 3 Bp. auf 0,41% zu. Zweitklassige Staatsanleihen erzielten dagegen Kursgewinne, da die Risikofreude der Anleger gestern trotz der Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China insgesamt anstieg. Am meisten engten sich dabei die Spreads von griechischen gefolgt von italienischen Staatsanleihen zu Bundesanleihen ein. Die griechische Regierung plant umfassende Maßnahmen, um die Bürger zu entlasten. Insgesamt habe man laut Regierungschef Tsipras dafür bis 2022 einen Spielraum von 3,5 Mrd. Euro. In Italien sorgte der Finanzminister Giovanni Tria für Zuversicht. Er betonte beim EU-Finanzministertreffen, dass seine Regierung entschlossen sei, eine Verbesserung des Struktursaldos zu erreichen. Für den Haushalt sei eine rückläufige Schuldenquote vorgesehen. In der letzten Woche betonte der stellvertretende italienische Premierminister Salvini mehrmals, dass er eine Einhaltung der EU-Defizitgrenzen anstrebe. Gestern wertete sich das britische Pfund merklich auf. EU-Chefunterhändler Michael Barnier sagte, dass er eine Einigung bei den Brexit-Gesprächen innerhalb von 8 Wochen für realistisch und möglich halte. Eine Vereinbarung müsse bis Anfang November abgeschlossen sein. Es seien aber noch viele Fragen, wie die der Handhabung der irischen Grenze, offen.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Trotz schwacher Vorgaben aus Asien hielten sich die europäischen Aktienmärkte sich den Handelstag weitgehend in der Gewinnzone. Richtiger Optimismus wollte aber trotz einer leichten Entspannung in der Krise der Schwellenlandwährungen nicht aufkommen. Beruhigend waren weiter beschwichtigende Stimmen aus Italien hinsichtlich der Defizitbehandlung, was den italienischen Banken und anderen in Südeuropa stärker engagierten Banken Rückenwind verlieh. Der DAX gewann am Ende 0,2%, schloss aber knapp unter der Marke von 12.000. Tagesgewinner waren Commerzbank (+2,3%) sowie RWE (+2,0%) und E.On (+1,9%), während sich Bayer (-1,4%) und BASF (-0,8%) am Ende einfanden. Volatil bleibt der Verlauf von DAX-Newcomer Wirecard (-3,2%), die nach gutem Start in der Folge deutlich abfielen. Etwas kräftiger legte der EuroStoxx 50 mit 0,5% zu, der von der erneut spürbaren Erholung der Finanzwerte profitierte. Auch Versorger lagen im Vorderfeld. Intesa Sanpaolo stiegen um 4,5%, ENEL um 3,6% und Engie um 2,0%. Wenig los war an den amerikanischen Börsen. Der Dow Jones gab 0,2% ab, S&P 500 und die Nasdaq legten um 0,2% bzw. 0,3% zu. Unter den Dow-Titeln waren Nike und HomeDepot mit Zugewinnen über 2% die Tagessieger. Die Technologietitel beendeten zwar ihre viertägige Verlustserie, doch war der Trend uneinheitlich: Microsoft legte 1,1% zu, während Apple (-2,3%) verlor. Am Ende der Dow-Titel lagen nach Analystenherabstufung UnitedHealth (-3,2%). Die asiatischen Börsen zeigen sich heute uneinheitlich. Zu-wächsen in Japan (Topix +0,7%) stehen leichte Verluste an den chinesischen Handelsplätzen gegenüber. Für die europäischen Märkte stehen damit die Zeichen heute für eine weitere Erholung bzw. Stabilisierung.