Schwäche der deutschen Wirtschaft hält noch an - Commerzbank Kolumne
Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie gingen im Juni um 4% M/M unerwartet stark zurück. Die im Mai gemeldeten kräftigen Zuwächse markierten noch keine Trendwende. Im zweiten Quartal ergibt sich ein Oderrückgang von 1,6% Q/Q; sie lagen im ersten Halbjahr 2018 1,5% unter dem Niveau des zweiten Halbjahrs 2017. Besonderes schwach entwickelten sich die Aufträge außerhalb des Euroraums (-4,9% M/M), bei denen sich die schwächere Konjunktur in China bemerkbar machen. Selbst wenn es leichte Stabilisierungsanzeichen bei den Frühindikatoren gibt, dürfte die Schwächephase der deutschen Wirtschaft noch nicht vorüber sein.
Anleihen
Australien: Zinsentscheidung, 06:30 Uhr
Deutschland: Exporte (Juni), 08:00 Uhr
Deutschland: Industrieproduktion (Juni), 08:00 Uhr
Schwache Auftragseingänge der deutschen Industrie sprechen gegen eine deutliche konjunkturelle Beschleunigung im zweiten Halbjahr. Nach den guten Maidaten war zwar mit einem leichten Rückgang der Bestellungen gerechnet worden. Dieser fiel aber mit 4,0% deutlich höher als erwartet aus (vgl. „Im Blickpunkt“). Ein ähnliches Bild liefern heute Morgen auch die Daten zur Industrieproduktion (-0,9% ggü. Mai, -0,5% erwartet). Etwas besser lief es bei den Exporten: Sie stagnierten im Juni gegenüber dem Vormonat – immerhin besser als prognostiziert, denn die Analysten hatten einen Rückgang um 0,3% erwartet. Die guten Maidaten waren von vielen Beobachtern als Zeichen dafür gewertet worden, dass die Daten im Frühjahr aufgrund von Sonderfaktoren (Streiks, Grippewelle) schwach waren. Mit den enttäuschenden Juni-Daten erhalten nun jene Beobachter Aufwind, die eine konjunkturelle Delle sehen, die sich auch noch auf das zweite Halbjahr auswirkt. Allerdings widersprechen sich die beiden Sichtweisen nicht grundlegend: d.h. ein Teil der Schwäche im Frühjahr mag auf den Sonderfaktoren beruht haben, ein anderer Teil dürfte aber auch auf ein sich eintrübendes Umfeld beruhen – beispielsweise auf der wirtschaftlichen Abkühlung in China. Auch in Australien blickt man auf China. Der Handelsstreit zwischen den USA und China könnte auch die australische Wirtschaft belasten. Grundsätzlich ist das Konjunkturbild dort ein positives: Die Firmen profitieren von höheren Rohstoffpreisen sowie von der etwa 5%igen Abwertung des australischen Dollar gegenüber dem US-Dollar. Andererseits ist die Inflation weiterhin unerwünscht niedrig. Daher hat die Notenbank sich heute Morgen zum Stillhalten entschlossen und ihren Leitzins bei 1,5% belassen.
Aktien
Quartalszahlen
Beiersdorf , Commerzbank, Deutsche Post, Uniper SGL Carbon, Zalando, Schaeffler, HeidelDruck
USA: Walt Disney
Wärmebedingte Lethargie lähmte gestern Umsätze und Ent-wicklung an den europäischen Aktienmärkten. Der festere US-Dollar unterstützte, echte Kaufimpulse gab es aber auch aufgrund der schwachen Auftragseingänge der deutschen Industrie nicht. Der DAX schloss mit einem Minus von 0,1% nahezu unverändert. Tagesthema an der Börse waren Spekulationen, dass der neue Flüssiggas-Gigant Linde-Praxair aufgrund Bedenken der US-Wettbewerbsbehörden mehr Unternehmensteile abgeben muss, was Synergien mindern bzw. die Fusion ganz gefährden könnte. Die zum Umtausch angemeldeten Linde-Aktien verloren letztlich 7,5%. Tagesgewinner im DAX war HeidelbergCement (+1,9%). Im MDAX setzten Norma (+4,4%) aber auch andere Automobilzulieferer die Erholung fort. Am Ende standen Ceconomy (-2,7%) und Osram (-2,7%). Die europäischen Indizes lagen ebenfalls praktisch unverändert, der Euro Stoxx 50 legte 0,1% zu. Ganze drei Titel zeigten eine Bewegung über 1%. Im Verlauf etwas freundlicher präsentierten sich die US-Börsen. Die weiter erfreuliche Berichtssaison verdrängte Sorgen über die neuerlichen chinesischen Vergeltungsmaßnahmen im Handelsstreit. Dow Jones (+0,2%), S&P 500 (+0,4%) und Nasdaq (+0,6%) gewannen leicht hinzu. Tagesgewinner waren Berkshire Hathaway (+2,9%) und Facebook (+4,4%). Disney (+1,6%) führten vor den heutigen Zahlen die Gewinnerliste im Dow an. Die asiatischen Börsen sind heute überwiegend freundlich mit Gewinnen zwischen 0,6% im japanischen Nikkei und 1,6% im Shanghai-Composite-Index. Auch der freundliche Schlusston der Wall Street stützt die heutige Börseneröffnung in Europa. Zudem ist erneut eine Fülle von Zwischenberichten zu verarbeiten.