Türkische Lira steht nach Erdogan-Äußerungen erneut stark unter Beschuss - Commerzbank Kolumne
Die Äußerungen des türkischen Staatspräsidenten Erdogan, die erneut Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank auf-kommen lassen, führten jüngst zu einer abermaligen kräftigen Abwertung der türkischen Lira. Sie fiel am 16. Mai 2018 auf ein neues Rekordtief von 4,5018 Lira/USD. Nach seiner wahrscheinlichen Wiederwahl bei den vorgezogenen Wahlen am 24. Juni 2018 dürfte Erdogan aller Voraussicht nach noch stärker die Zentralbankpolitik beeinflussen als ohnehin schon. Die derzeitige zweistellige Inflationsrate sowie das hohe Leistungsbilanzdefizit erfordern eher eine (deutliche) Leitzinserhöhung, um die Lira zu stützen und die (importierte) Inflation zu bekämpfen. Durch zu günstige Kredite droht die türkische Wirtschaft sogar zu überhitzen. Das kreditfinanzierte Wirtschaftswachstum birgt u.a. das Risiko der Überschuldung von Unternehmen. In diesem Umfeld volkswirtschaftlicher Ungleichgewichte steigt die Gefahr einer Stagnation oder gegebenenfalls einer Rezession an. Sollte sich der US-Dollar infolge weiterer US-Leitzinsanhebungen festigen, könnte künftig mehr Geld aus den Emerging Markets in Richtung der USA fließen. Dadurch könnten EM-Währungen unter weiteren Abwertungsdruck geraten. Die Finanzierungskosten in diesen Ländern dürften tendenziell steigen und das Wachstum würde sich entsprechend abflachen. Infolge der zunehmend fragilen Situation in der Türkei haben wir uns daher entschieden, unser Votum für den Aktienmarkt in der Türkei von zuvor Neutral auf Untergewichten zurückzustufen. Zu den größten Risikofaktoren zählen neben innenpolitischen Faktoren u.a. das Thema Syrien sowie sicherheitspolitische Herausforderungen. Zudem könnten weitere US-Leitzinserhöhungen im laufenden Jahr die Lira weiter unter Druck setzen und zu Kapitalabflüssen führen. Weitere Risiken bleiben möglicherweise weiter steigende Rohstoffpreise sowie die hohe USD-Verschuldung im privaten Sektor in der Türkei.
Anleihen
Großbritannien: CBI-Umfrage (Mai), 12:00 Uhr
USA: Richmond Fed Index (Mai), 16:00 Uhr
Nachdem die deutschen BIP-Daten für das erste Quartal eine Wachstumsdelle gezeigt haben, ist nun die Frage, mit wieviel Schwung die Konjunktur im zweiten Quartal läuft. Die Grippewelle im ersten Quartal ging mit einem ungewöhnlich hohen Krankenstand einher. So berichten die Betrieblichen Krankenkassen, dass der Krankenstand im März 2018 bei gut 6% lag – um einen Prozentpunkt höher als gewöhnlich. Auch im Januar und Februar war der Krankenstand höher. Insgesamt dürften im ersten Quartal die Fehlzeiten gut 0,5 Prozentpunkte höher gewesen sein als üblich. Der Produktionsverlust ist wohl etwas niedriger anzusetzen, da gesunde Mitarbeiter sicherlich Aufgaben ihrer fehlenden Kollegen erledigt haben. Dennoch – auch ohne diesen Effekt dürfte die Konjunktur im Vergleich zu Ende 2017 Schwung verloren haben. Ein Indikator hierfür ist z.B. die rückläufige Unternehmensstimmung: In dieser Woche werden die neusten Umfrageergebnisse z.B. zum Ifo-Geschäftsklima oder zu den EU-Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht. Der Trend spricht dafür, dass die Stimmung weiter gefallen ist, wobei sich aber langsam eine Bodenbildung zeigen sollte. Die EU möchte am Atomabkommen mit dem Iran festhalten. Die US-Sanktionen gegen den Iran sind ihr ein Dorn im Auge, zumal Unternehmen die auch in Zukunft in den USA oder mit US-Unternehmen Geschäfte machen möchten, wohl gezwungen sind, die US-Sanktionen einzuhalten. Die EU will dies verbieten und Unternehmen entschädigen, sollten sie durch die Nichteinhaltung der US-Sanktionen einen wirtschaftlichen Schaden erleiden. Wie das in der Praxis funktionieren soll, ist unklar. Das Verhältnis zwischen den USA und der EU verschlechtert sich zunehmend. Langfristig könnten die US-Sanktionen dazu führen, dass der Euro den US-Dollar als wichtigste Transaktionswährung ablöst.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nachdem den europäischen Aktienbörsen bereits im Schlusshandel der vergangenen Woche unter dem Druck des Koalitionsprogramms der beiden europafeindlichen italienischen Parteien Lega und Fünf Sterne die Puste ausgegangen war, fiel auch der Start in die neue Handelswoche sehr zurückhaltend aus. Zwar inspirierte auf der einen Seite die am Wochenende erfolgte Annäherung zwischen den USA und China, doch auf der anderen Seite belastete weiterhin die Regierungsbildung in Italien sowie der Umstand, dass an der wichtigen deutschen Börse feiertagsbedingt kein Handel stattfand. So konnte lediglich die positive Entwicklung in Frankreich (CAC 40: +0,4%) den weiterhin bestehenden Kursdruck aus Italien ausgleichen. Auf Branchenebene tendierten weiterhin Banken (-0,8%) und Telekommunikationstitel (-0,7%) schwächer, während insbesondere Nahrungsmittel (+0,8%) zulegten. An der Wall Street gab es hingegen vor allem im Leitindex Dow Jones deutliche Gewinne. Dieser konnte die im Handelsverlauf überschrittene Marke von 25.000 Punkten bis zum Handelsschluss verteidigen. Den besten Eindruck hinterließen dabei nach den Entspannungsanzeichen im Handelsstreit vor allem die großen Industrietitel wie Boeing (+3,6%) und United Technologies (+2,3%). Auch im marktbreiten S&P 500 wies der Industriesektor (+1,6%) noch vor Telekommunikation (+1,5%) und Energie (+1,0%) die beste Performance auf. Im beschriebenen Umfeld konnten alle Branchen zulegen. Die asiatischen Börsen hingegen können diesem positiven Trend nicht folgen und geben heute Morgen in der Breite nach, wobei sich allerdings die Abschläge in Grenzen halten. Der deutsche Aktienmarkt dürfte mit der Aussicht auf einen weiterhin florierenden Welthandel nach dem verlängerten Wochenende wieder Rückenwind bekommen und so seinen zuletzt gezeigten Aufwärtstrend weiter fortsetzen.