Steinhoff Aktie: Eine Schlammschlacht bringt neue Tiefpunkte
Wenn die Steinhoff Aktie eins zurzeit kaum braucht, dann Dreck, mit denen sich die ehemals Verantwortlichen bewerfen. Doch genau das passiert nun und steigert die ohnehin riesige Verunsicherung an der Börse für das Papier weiter: So hat der frühere Steinhoff-Aufsichtsratschef und Großaktionär Christo Wiese in einem Interview mit dem Magazin „Capital“ dem vormaligen Vorstandschef Markus Jooste indirekt Betrug vorgeworfen. Wiese, um einige Milliarden an Vermögen erleichtert, überlegt Schadenersatzforderungen und hält ein Unternehmen für sehr verwundbar, „wenn dein Management, erst recht auf hoher Ebene, einen Betrug begeht, den die Wirtschaftsprüfer nicht entdecken."
Ob das Interview reine Offensiv-Taktik Wieses ist, darüber dürfte heiß diskutiert werden. Wer bei Steinhoff neben Jooste alles von den Manipulationen wusste, die derzeit untersucht werden, ist unklar. In Südafrika, wo Steinhoff sein Quartier hat, glauben allerdings viele, dass die Bilanzakrobatik dem Board des Konzerns und damit vor allem dessen Vorsitzenden Wiese kaum verborgen geblieben sein dürften (wir berichteten). Von Jooste gibt es zu den Vorwürfen übrigens keinen Kommentar, der ehemalige Manager ist nicht erreichbar.
Derweil kämpft das Unternehmen weiter gegen die Krise an und versucht vor allem durch Verkäufe von Unternehmensteilen Liquidität für das operative Geschäft zu schaffen und Schulden abzubauen. Hierbei scheint Steinhoff mittlerweile auch zu tieferen Einschnitten bereit, nachdem man jüngst erste Schulden tilgen und damit Sicherheiten frei machen konnte. Medienberichte, dass der Konzern seinen Anteile an der wichtigen Konzerntochter Steinhoff African Retail, kurz STAR, reduzieren könnte, deuten auf umfassendere Maßnahmen hin. Bisher hieß sprach Steinhoff International lediglich davon, dass man sich zur Stabilisierung der Liquidität und zur Entschuldung von Beteiligungen im Randbereich trennen und STAR einen Gesellschafterkredit in Höhe von einer Milliarde Euro zurückzahlen werde. Allerdings erwartete die Börse bereits, dass der angeschlagene Konzern mit dem Verkauf von Randbereichen allein die Krise nicht bewältigen wird - so soll es unter anderem massives Interesse von Investoren an der britischen Tochter Poundland geben.
Angesichts der Tatsache aber, dass das genaue Ausmaß der Bilanzakrobatik immer noch unklar ist, bleiben die Risiken unüberschaubar und eine seriöse fundamentale Bewertung des Papiers nur schwer möglich. Derweil erreicht die Steinhoff Aktie neue Allzeittiefs. Gestern wurde das Tief auf 0,219 Euro nach unten verschoben. Nach dem Rutsch unter die Supportzone oberhalb des früheren Tiefs bei 0,248 Euro bleibt die Abwärtsdynamik vorherrschend. Immerhin zeigte sich gestern im XETRA-Handelsverlauf um 0,219/0,222 Euro so etwas wie ein Stabilisierungsversuch. Aktuelle Indikationen am Donnerstagmorgen liegen bei 0,224/0,227 Euro. Kommt es zur Erholung, sollte oberhalb vom 0,248 Euro eine erste massivere charttechnische Hürde zu finden sein.