Steinhoff stoppt Dividendenzahlungen - Gläubiger sollen überzeugt werden
Steinhoff kämpft weiter um die Stabilisierung der operativen Finanzen. Als Teil der Bemühungen will man neben dem Verkauf von Beteiligungen zur Schaffung von Liquidität auch Teile ihrer Gläubiger von einem begrenzten, temporären Forderungsverzicht überzeugen. Schon seit längerem wird mit Banken um Stillhalteabkommen verhandelt, bisher aber ohne Ergebnis. Nun geht Steinhoff weiter auf die Gläubiger zu: Unternehmensangaben vom Freitag zufolge ist der Konzern zu diversen Zugeständnissen bereit, so soll unter anderem auf Dividendenzahlungen - mit denen ohnehin niemand derzeit rechnet - und für große Teile des Unternehmens auf Fusionen und Übernahmen verzichtet werden. Der MDAX-notierte Konzern rechnet zwar mit Unterstützung seitens der Gläubiger, die Verhandlungen sind bisher aber nicht abgeschlossen. Damit sind auch die Bedingungen der Gläubiger für mögliche Verzichte und Stillhalteerklärungen unklar.
Mit den Maßnahmen will sich Steinhoff vor allem Zeit verschaffen, um das operative Geschäft weiter zu stabilisieren. Im Angesicht des schwelenden Bilanzskandals drohen dem Konzern Geldgeber abzuspringen und bestehende Kreditlinien verloren zu gehen. Ohnehin sind im laufenden Jahr Verbindlichkeiten in Höhe von 2 Milliarden Euro fällig, die Steinhoff in der aktuellen Situation wohl kaum zurückzahlen kann. Mittlerweile hat der Konzern zwar durch diverse Maßnahmen wie Verkäufe von Unternehmensteilen und neue Finanzierungsvereinbarungen bei Tochterkonzernen die kurzfristig drängendsten operativen Finanzlöcher laut eigenen Angaben stopfen können, man benötigt aber weiterhin Geld. Man wolle mit den Verzichtserlärungen ein Stabilitätsfenster bis zur Mitte des laufenden Jahres schaffen, so Steinhoff, um dem Management Zeit zu geben, sich in dieser Phase voll auf die Aufrechterhaltung des operativen Geschäfts und die Verhandlungen mit Gläubigern zu konzentrieren.
Von den Verzichtserklärungen, auf die Steinhoff hinarbeitet, sind allerdings diverse Teile des Konzerns ausgeschlossen, unter anderem das US-Unternehmen Mattress Firm und die britische Tochter Poundland - beide gelten als Kandidaten für einen Verkauf, mit den Verkaufserlösen könnte das niederländisch-südafrikanische Unternehmen Teile der hohen Verschuldung abbauen.
Zudem hat Steinhoff am Freitag weitere Personalien gemeldet: Stephanus Johannes Grobler und Mariza Nel haben ihre Positionen als Directors bei der Steinhoff Investment Holdings Limited niedergelegt, die Nachfolge übernehmen Louis du Preez und Frans Johannes Geldenhuys.
Im XETRA-Handel an der Frankfurter Börse notiert die Steinhoff Aktie bei 0,443 Euro mit 1,66 Prozent im Minus.