DAX: Hoffnung auf politischen Rückenwind sorgt für neue Rekorde - Nord LB Kolumne
Die gute Stimmung an den Börsen sorgt für Arbeit bei den Wirtschaftshistorikern. So konnte der deutsche Bluechip-Index DAX heute neue Rekordmarken erreichen. Die internationalen Aktienmärkte setzen derzeit auf politischen Rückenwind für die Kurse. In den USA haben sich Demokraten und Republikaner nach schwierigen Verhandlungen auf eine Zwischenlösung im Haushaltsstreit einigen können. Die Finanzierung des Bundes ist damit zunächst bis Anfang Februar gesichert. Donald Trump hat das entsprechende Gesetz noch am gestrigen Abend unterzeichnet. Damit konnte der „Government-Shutdown“ extrem zügig beendet werden.
In der Summe dürfte der nur sehr kurze Stillstand des Staates die USA wohl kaum ökonomische Aktivität gekostet haben. Dies sind natürlich positive Nachrichten für die internationalen Aktienmärkte.
Zudem mag noch etwas nachhallen, dass die Börsen auf eine zügige Regierungsbildung in Berlin hoffen. Dies würde die politische Stabilität in Europa erhöhen, was ohne jeden Zweifel stützend für die Kurse an den Aktienmärkten wäre.
Allerdings scheint mittlerweile viel Optimismus eingepreist zu sein. Folglich erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von negativen Überraschungen. In diesem Umfeld gibt es natürlich eine erhöhte Gefahr von Rückschlägen.
Ungemach droht beispielsweise von der Seite der US-Politik. Der gestern in Washington gefundene Kompromiss im Haushaltsstreit ist nur eine Übergangslösung. Angesichts der weiterhin zu beobachtenden großen politischen Konflikte im Kongress kann es bereits im Februar zu einem erneuten „Government-Shutdown“ kommen. Eine mittel- bis längerfristige Strategie zur sinnvollen Ausgestaltung der Staatsfinanzierung fehlt also auch weiterhin. Selbst innerhalb der Republikaner gibt es an dieser Stelle sehr unterschiedliche Auffassungen. Wir bleiben bei der Einschätzung, dass die Finanzierung als große Achillesferse der großen Steuerreform zu betrachten ist. Hier kann es ohne jeden Zweifel noch zu Problemen kommen, die dann die Aktienkurse weltweit über höhere Risikoprämien belasten würden.
Grundsätzlich führt der auch auf den jüngsten politischen Ereignissen fußende Optimismus an den internationalen Börsen zu einem Umfeld, in dem Aktien nicht mehr günstig bewertet sind. Angesichts eines vor allem in den USA zu beobachtenden Anstiegs des Zinsniveaus werden Anleihen für Investoren unserer Auffassung nach sukzessive attraktiver. Auf der Basis der Konsensschätzung für das Jahr 2018 liegt die Dividendenrendite des S&P 500 mit weniger als 1,90% beispielsweise unterhalb der Verzinsung von 2J US-Staatsanleihen. In diesem Umfeld ist unserer Auffassung nach zunehmend mit Umschichtungen zu rechnen, welche die Aktienkurse belasten sollten.