Rentenmarkt erfordert aktives Management - Hansainvest Kolumne
Eigentlich sollte Geld dahin gehen, wo die Zinsen steigen. „Aber obwohl die EZB der Fed nur zeitverzögert und das auch nur in Form einer Tapering-Ankündigung folgt, hat der Dollar in 2017 über weite Strecken abgewertet“, sagt Christian Bender, der bei HANSAINVEST den Rentenfonds HANSAinternational managt. Das eigene Portfolio ist seit Jahresanfang bereits strategisch untergewichtet im Dollar. Und das soll auch so bleiben.
„In den großen Rentenmarktindizes hat der Dollar einen Anteil von 50 Prozent. Wir hatten schon Anfang des Jahres strategisch auf unter 45 Prozent reduziert, mittlerweile sind wir bei nur noch 35 Prozent – und fühlen uns damit sehr wohl“, sagt Bender. Gleichzeitig wurde Kasse aufgebaut, um bei Gelegenheiten zugreifen zu können. Dass sich Gelegenheiten ergeben könnten, folgert Bender daraus, dass die Angst in Europa ausgepreist worden sei. Das Szenario eines Euro-Zerfalls werde mittlerweile als sehr unwahrscheinlich angesehen.
Zudem habe die Europäische Zentralbank angedeutet, dass sie die extrem lockere Geldpolitik langsam aufgeben wolle, ein Zinsanstieg also auch in Europa möglich werde. Und auch wenn dieser nicht so schnell verlaufe wie in den USA, sei doch die Konjunktur robust genug, um einige Zinsschritte zu vertragen.
Opportunitäten nutzen
Eine entsprechend dimensionierte Kasse ermöglicht es, sich bietende Gelegenheiten zu nutzen. „Die großen Märkte lassen sich gut abdecken, bringen Stabilität, zünden aber nicht gerade den Renditeturbo“, sagt Bender. „Die Zusatzrenditen müssen aktive Manager anderenorts suchen – und sie sind auch zu finden.“ So sei er überrascht, wie gut sich die Automobilindustrie noch immer halte, obwohl sie doch von vielen Seiten unter Druck komme. „Deshalb würde ich auch Papiere von VW oder anderen Branchengrößen derzeit nicht anfassen“, so Bender. Interessant sei aber etwa eine Anleihe von Jaguar / Land Rover, die zum indischen Tata-Konzern gehören. „Dies ist der einzige Auto-Emittent, den wir im Portfolio haben.“
Auch polnische Anleihen zählen weiterhin zu den Gelegenheiten. „Es ist wie schon im Frühjahr das Vertrauen auf eine positive Fortsetzung der EU-Konjunktur mit dem gewissen Extra. Da der polnische Zloty etwas mehr Rendite abwirft, lässt sich hier Europa plus X erzielen“, sagt Bender. Ähnliche Positionierungen, die manche Investoren mit Schweden- und Norwegenkronen eingegangen seien, hätten sich hingegen als weniger lukrativ erwiesen. Der Zloty gehöre neben der tschechischen Krone auch zu den beiden Währungen, mit denen seit Jahresanfang gegenüber dem Euro Geld zu verdienen gewesen sei. Ansonsten sei der Euro gegen alle anderen Währungen gestiegen, was den global anlegenden Rentenfonds auf Euro-Basis das Leben in diesem Jahr schwer gemacht habe.
Zins plus Währung gleich reale Renditechance
„Bei einer solchen Betrachtung ist es aber natürlich zu kurz gesprungen, nur die Währungsentwicklung zu betrachten“, sagt Bender. „Erst die Kombination mit dem Zinssatz zeigt, welche reale Rendite möglich ist.“ So habe der mexikanische Peso seit Jahresbeginn fast zwei Prozent gegenüber dem Euro verloren. Da aber im Land der Azteken das Zinsniveau deutlich höher liege, sei die Anlage gleichwohl ein gutes Investment gewesen und böte auch noch weiteres Potential. Ein Negativbeispiel ist die türkische Lira: Ein Absturz derselben um rund 15 Prozent seit Januar 2017 überkompensierte leider die überdurchschnittliche Nominalverzinsung.
Beim Blick nach vorn schaut Bender auch nach Indien und Indonesien: „Beide Staaten sind sehr bevölkerungsreich, was aus unserer Sicht für einen langfristigen Aufstieg spricht.“ Hier dabei zu sein und die bestehenden Positionen bei Gelegenheit zu erhöhen, könne sich auch strategisch lohnen, da das Wachstum robust sei und durch den wachsenden Binnenkonsum auch gut unterstützt bleibe. Andere Länder dagegen hätten an Attraktivität verloren. Die Positionen in Russland oder Südafrika seien aufgrund der politischen Risiken reduziert worden, auch Brasilien gehöre nicht mehr zu seinen Favoriten. Allenfalls lasse sich russisches Tagesgeld nutzen. Bei Sätzen über 7,5 Prozent böten sich hier Parkmöglichkeiten – Wachsamkeit gegenüber Wechselkursveränderungen vorausgesetzt.
Aktives Management
Angesichts der niedrigen bzw. im Minus befindlichen Zinsniveaus in den Core-Märkten führt eine schlichte Buy-and-Hold-Strategie nur zu geringen Erträgen. „Deshalb sind solche Beimischungen wichtig. Alleine im Oktober haben wir Veränderungen bei 17 Positionen vorgenommen“, erklärt Bender. „Das Wording der Zentralbanken ist ein Indikator dafür, dass wir aktiv bleiben müssen.“