China - Caixin PMI: Stimmung besser als erwartet - Nord LB Kolumne
Nachdem beim gestern vorgelegten auch als „offizieller“ PMI bezeichneten CFLP Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ein leichter Stimmungsdämpfer in Chinas Industriesektor angezeigt wurde, sendet das heutige Ergebnis zum Caixin PMI Manufacturing eher freundliche Signale aus. So kletterte die Zeitreihe zum eher auf kleine und mittelgroße Betriebe fokussierenden Einkaufsmanagerindex im Juli auf 51,1 Punkte. Damit überraschend wird eine anziehende Wirtschaftsdynamik angezeigt – tatsächlich handelt es sich bei der heutigen Veröffentlichung um das stärkste Ergebnis seit März.
Beim Blick auf die Details fällt auf, dass vor allem die Subkomponenten zu den Bestellungen („New Orders“) sowie zum Output für den unerwarteten Anstieg um 0,7 Punkte verantwortlich sind. Überzeugt hat außerdem die Nachfrage aus dem Ausland („New Export Orders“). Bei den gestern vorgelegten Details zur CFLP-Umfrage präsentierte sich die entsprechende Subkomponente noch vergleichsweise schwach. Tatsächlich sehen wir den Außenhandel im Reich der Mitte in diesem Jahr auf einem robusten Pfad, so dass die gestrige Stimmungseintrübung nicht überbewertet werden sollte.
Das überraschend starke Ergebnis beim Caixin Einkaufsmanagerindex steht jedoch noch aus einem anderen Grund im Widerspruch zum CFLP PMI Manufacturing vom Vortrag. Letzterer hatte eine Stimmungseintrübung bei den kleinen und mittelgroßen Betrieben angezeigt. Insbesondere die großen eher staatsnahen Unternehmen dürften nach unserer Auffassung zunächst weniger stark von Pekings Maßnahmen zur Eindämmung der Schattenbankenaktivitäten sowie zur Zurückdrängung der ausufernden Verschuldung betroffen sein, so dass der gestrige Stimmungsrückgang bei den kleinen und mittelgroßen Betrieben durchaus nachvollziehbar ist. Die Kollateralschäden einer restriktiven Geldpolitik sowie stärker angezogener regulatorischer Zügel werden sich nach unserer Auffassung zuerst bei den kleinen Unternehmen bemerkbar machen.
Insgesamt würden wir aber die aktuelle Divergenz bei den beiden Einkaufsmanagerumfragen nicht überbewerten wollen. So zeigen beide Indikatoren noch Wachstum im Industriesektor der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft an. Auf Sicht der kommenden Monate sollte sich jedoch die konjunkturelle Dynamik im Reich der Mitte spürbar moderieren – dies wäre dann tatsächlich im nennenswerten Umfang auf Pekings Maßnahmen beim Zurückdrängen der Verschuldung im Allgemeinen und beim Kampf gegen die Aktivitäten im informellen Finanzsektor im Besonderen zurückführen. Darüber hinaus bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass die aktuelle konjunkturelle Dynamik – auch für chinesische Verhältnisse – als überhitzt zu bezeichnen ist. Moderatere Zuwachsraten der Wirtschaftsleistung sind damit nicht nur willkommen, sondern eine notwendige Bedingung dafür, auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu gelangen.
Fazit: Der Caixin PMI für das verarbeitende Gewerbe präsentierte sich heute unerwartet stark. Mit einem Anstieg auf 51,1 Punkte wird ein überraschend starkes Anziehen der Wirtschaftsaktivität im Industriesektor der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft angezeigt. Divergenzen zum gestern präsentierten CFLP PMI Manufacturing sollten nicht überbewertet werden. Insgesamt würden wir das aktuelle Wachstumstempo aber als zu rasant bezeichnen. Eine gewisse Ernüchterung dürfte sich einstellen, sobald Pekings Maßnahmen zur Eindämmung der Finanzmarktrisiken schlagend werden.