Fed pausiert – Bilanzreduzierung beginnt wohl im September - Commerzbank-Kolumne
Die Fed hat bei ihrer gestrigen FOMC-Sitzung wie erwartet keine neuen geldpolitischen Beschlüsse getroffen, nachdem sie seit Dezember im Vierteljahrestakt den Leitzins in 3 Schritten auf 1,25% angehoben hatte. Insgesamt zeigt sich die Fed mit der Entwicklung am Arbeitsmarkt zufrieden; er habe sich seit der Juni-Sitzung weiter gefestigt und sie rechnet damit, dass dieser Trend andauert. Im Unterschied dazu habe die Inflation nachgegeben und liege unter der Zielmarke von 2%; man gehe davon aus, dass sich daran kurzfristig wenig ändern werde, sich die Inflationsrate aber mittelfristig bei 2% stabilisiere.
Die Konjunkturrisiken hält die Fed für ausgewogen, aber man beobachte die Inflationstendenzen sehr genau. Die Fed rechnet damit, dass sich die Wirtschaft so weiterentwickelt, dass graduelle Zinsanhebungen angebracht seien, der Leitzins aber noch länger unter den Niveaus bleiben werde, die man für langfristig für angemessen halte.
Was folgt daraus für den Ausblick? Angesichts der deutlich unter Ziel liegenden Inflationsrate nimmt die Fed jetzt zunächst eine abwartende Haltung ein. Auch bei der September-Sitzung ist mit keiner weiteren Leitzinsanhebung zu rechnen. Doch spricht manches dafür, dass die Fed dann mit der Normalisierung ihrer Bilanz beginnt, dessen Eckpunkte sie vor 6 Wochen vorgestellt hat: Die Umsetzung könne relativ schnell beginnen, falls sich das Wirtschaftsgeschehen im Großen und Ganzen wie erwartet gestalte, erläuterte die Fed in ihrer Pressemitteilung. Dabei dürfte ihr ohnehin daran gelegen sein, dem Markt bei Beginn der Bilanzreduzierung nicht auch noch eine Zinsanhebung zuzumuten, sondern schonend vorzugehen. Mit der nächsten Leitzinsanhebung (abermals um 25 Basispunkte) rechnen wir im Dezember.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: GfK-Konsumklima (August), 8:00 Uhr
Euroraum: Kreditvergabe (Juni), 10:00 Uhr
USA: Aufträge, langlebiger Güter (Juni), 14:30 Uhr
Als Reaktion auf die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank gingen die Renditen am Rentenmarkt zurück und der Kurs des US-Dollar gab gegenüber den Hauptwährungen nach. Dabei lieferte die Fed keine Überraschungen, aller-dings hat sie recht deutlich signalisiert, dass sie im September mit den Anleiheverkäufen beginnen dürfte. Begleitet wird die Politik der Fed derzeit von einer sehr niedrigen Inflation, die mit 1,6% deutlich unter dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank liegt. Vor diesem Hintergrund wird eine weitere Zinser-höhung in diesem Jahr am Swapmarkt nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 50% eingepreist. Das zweite Ziel der Fed, Vollbeschäftigung, ist dagegen weitgehend erreicht: Mit 4,4% liegt die Arbeitslosenquote sogar unter der – von den FOMC-Mitgliedern als „neutral“ geschätzten – Quote von 4,6%. „Neutral“ bedeutet, dass eine unter dieser Marke liegende Arbeitslosenquote nur auf Kosten höherer Inflation erreichbar ist. Weitere Zinsanhebungen sind daher nur eine Frage der Zeit (vgl. „Im Blickpunkt“). Seit dem April zeigt der Schweizer Franken Schwäche. Gestern fiel der Kurs um 0,6% und erreichte 1,116 CHF je Euro. Wie die Fed und EZB hat auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf eine extrem expansive Geldpolitik gesetzt. Dennoch stand der Schweizer Franken unter hohem Aufwertungsdruck. Anfang 2015 gab die (SNB) ihr Ziel, den Kurs des CHF je Euro bei 1,20 zu halten, auf und der Franken touchierte sogar die Parität. Aktuell verlieren angesichts der sich stabilisierenden Wirtschaft im Euroraum die Anleger ihr Interesse an der Schweiz als sicheren Hafen. Zudem sagte der Präsident der SNB vorgestern, der Franken sei immer noch überbewertet, Devisenmarktinterventionen der SNB wie in der Vergangenheit sind daher wahrscheinlich.
Aktien
Airbus, Amazon, Anglo American, Ergebnis Q2
BASF, Bayer, Danone, Deutsche Bank, Ergebnis Q2
Enel, Intel, L´Oréal, Nestlé, Nokia, Ergebnis Q2
Orange, Osram Licht, Qiagen, Ergebnis Q2
Repsol, Roche, Royal Dutch Shell, Ergebnis Q2
Samsung Elec., Telefónica, Total, UPS, Ergebnis Q2
Verizon, Volkswagen, Ergebnis Q2
Wie an der obigen (unvollständigen) Aufstellung zu ersehen ist, herrscht heute an den Aktienmärkten Großkampftag. Aus unserem Aktien-Beratungsgattungsuniversum veröffentlichen 28 Unternehmen ihre Ergebnisse für das zweite Quartal 2017. Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte freundlicher. Die Leitindizes legten um bis zu 1% (Österreich) zu. Tagesverlierer im Dax (+0,3%) war die Aktie von Merck (-3,4%), die insbesondere unter einer Votenherabstufung litt. Die leichte Erholungstendenz bei den Autobauern vom Dienstag setzte sich teilweise fort. Glänzende Zahlen von Peugeot bescherten den Aktionären ein Kursplus von 3,2%. Die Aktie von VW gewann 1,9%. Die Zahlen von Daimler für das zweite Quartal zündeten bei den Investoren nicht. Die Aktie verlor 0,8% (BMW: -0,4%). In der zweiten Reihe kletterte die Aktie von Kion (+7,4%) nach Vorlage von überzeugenden Geschäftszahlen auf ein neues Rekordhoch. Auf europäischer Sektorenebene erzielten Aktien aus dem Bereich Technologie und Reise & Freizeit (+1%) die größten Gewinne. Am schwächsten notierten dagegen Aktien aus dem Pharmasektor, die nahezu unverändert schlossen. Die Börsen in den USA tendierten freundlicher. Der Dow Jones-Index gewann 0,5% und markierte ein neues Rekordhoch. Auf Sektorenebene (S&P 500) waren insbesondere Telekomwerte (+3%) gefragt. Dagegen büßten Rohstofftitel im Schnitt rd. 0,6% ein. Die Börsen in Asien tendierten freundlich. Der MSCI Asia Pacific-Index stieg auf den höchsten Stand seit Dezember 2007. Der Nikkei 225 gewann 0,2%.