Italien: Neuwahlen vor Mai 2018 möglich - National-Bank Kolumne
Am Handelsgeschehen konnte man gestern deutlich erkennen, dass in UK und den USA Feiertage waren. Die Umsätze waren dünn. Nichtsdestotrotz gab es das eine oder andere Ereignis, das an den Kapitalmärkten für Bewegung sorgte. So brachte Matteo Renzi den 24. September als Termin für Neuwahlen in Italien ins Spiel. Da sich die stärksten italienischen Parteien gerade auf eine Wahlrechtsreform zu einigen scheinen, sind vorgezogene Neuwahlen (regulärer Termin ist Mai 2018) gar nicht mehr so unwahrscheinlich. Ob Italien dem Euroraum damit einen Gefallen tun würde, ist zu bezweifeln. Plötzlich wird den Investoren wieder klar, dass der Euroraum ein politisch fragiles Gebilde bleibt, denn den letzten Umfragen zu Folge könnten die europafeindlichen Kräfte in Italien durchaus gestärkt aus Neuwahlen hervorgehen. Das setzte sowohl den Euro als auch die Kurs italienischer Staatsanleihen unter Druck. Gesucht dagegen waren Bunds.
Außerdem rückt Griechenland wieder mehr in den Mittelpunkt des Geschehens. Schließlich ist die nächste Tranche aus dem Stützungspaket weiterhin nicht freigegeben. Die finanzielle Beteiligung des IWF ist offen. Die Schuldenerleichterungen für Griechenland sind ebenfalls nicht beschlossen. Fest steht nur, dass Griechenland das Geld spätestens Anfang Juli benötigt, um Verbindlichkeiten zu begleichen. Gemäß Medienberichten soll man sich in Griechenland auf den Zahlungsausfall vorbereiten, wenn die Schuldenerleichterungen nicht gewährt werden. Das klingt jedoch eher nach einem Versuch, die Gläubiger unter Druck zu setzen. Allerdings hat das Thema „Schuldentragfähigkeit“ weitreichende Bedeutung, denn die EZB wird griechische Staatsanleihen nur dann in das QE-Programm aufnehmen, wenn die Schuldentragfähigkeit nach EZB-Prüfung gegeben ist. Das hat Mario Draghi gestern betont. Ansonsten berichtete er vor Vertreten des Europäischen Parlaments wenig Neues. Erwartungsgemäß wies er mit dem Hinweis auf die Unterauslastung der Kapazitäten und den schwachen Preistrend daraufhin, dass die lockere Geldpolitik trotz der Wachstumsstabilisierung notwendig sei. Konkreter wurde er vor der Tagung des EZB-Rats nicht.
Neben den Sorgen um den Zusammenhalt des Euroraums werden die Konjunkturdaten eine wichtige Rolle spielen. Die europäischen dürften weiterhin Wachstum signalisieren. Die deutschen Preisdaten dürften eine Verringerung der Teuerungsdynamik zeigen. Am Nachmittag stehen der PCE-Deflator sowie die Daten im Mittelpunkt, die sich mit dem Konsumverhalten der US-Amerikaner beschäftigen. Das Verbrauchervertrauen des Conference Board könnte als Reaktion auf die enttäuschende Performance der US-Regierung durchaus deutlicher nachgeben. Am Abend sollte der Ansprache von Lael Brainard viel Aufmerksamkeit zu Teil werden. Gehen ihre Aussagen in Richtung Zinserhöhung, so darf man diese für Juni als gesetzt sehen.
Der Bund Future dürfte behauptet starten. Im Tagesverlauf sollte er sich zwischen 161,50 und 162,80 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte zwischen 2,17 und 2,32% schwanken.