SeniVita Sozial: Harte Einschnitte erforderlich – Hoffnung auf komplette Zinszahlung
Am vergangenen Donnerstag hat die Senivita Sozial mitgeteilt, dass sie in diesem Jahr die Ausschüttung auf Genussrechte und Genussscheine reduzieren werde. Es geht bei einer Verzinsung von 7 Prozent um eine Summe von rund 2,5 Millionen Euro. Wie hoch die Reduzierung der Zinszahlung ausfallen würde, wurde nicht gesagt. Der Kurs rutschte in der Folge von rund 85 Prozent auf unter 65 Prozent ab. Am Mittag – und damit eine Woche nach der Pressemitteilung - hat das Unternehmen in einem Conference Call mit Investoren weitere Informationen zu der Angelegenheit gegeben.
Dabei bleibt weiterhin unklar, wie hoch die im Mai erfolgende Ausschüttung letztlich sein wird. Dies wird noch geprüft, eine genaue Zahl soll zeitnah genannt werden. Senivita-Chef Horst Wiesent macht jedoch klar, dass es eine Ausschüttung geben wird. Eine Nullrunde kommt für ihn nicht in Frage. Zudem will er alles daran setzen, noch in diesem Jahr den vollen Zinsbetrag an die Investoren zu überweisen. Wiesent betont in dem Call, dass er 2018 wieder die volle Zinszahlung zum vorgesehenen Termin leisten will. So soll auch verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden.
Tochtergesellschaft hat Probleme
Würde die Zahlung aktuell in voller Höhe erfolge, würde sich Senivita Sozial in eine schwierige Liquiditätslage begeben. Das Unternehmen hat derzeit Probleme bei der Senivita Social Care. Dort läuft es nicht rund, gesetzliche Rahmenbedingungen haben sich geändert. Man arbeitet an einer Sanierung und Restrukturierung. Den entsprechenden Plan hat Wiesent selber erstellt. Die Tochter hat 2016 ein Minus von 4,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Dadurch ergibt sich bei der Senivita Sozial für das vergangene Jahr ein Fehlbetrag von vermutlich 0,5 Millionen Euro.
Im Rahmen der Sanierung der Senivita Social Care sollen alle Stellen in den Bereichen Hauswirtschaft, Küche, Technik und Reinigung abgebaut werden. Eine genaue Zahl will das Unternehmen zunächst nicht nennen. Es können jedoch bis zu 300 Personen von den Kündigungen betroffen sein. Die Aufgaben sollen in der Folge von Fremdfirmen, die deutlich günstiger arbeiten, übernommen werden. Dabei wird es laut Planung eine Einsparung im siebenstelligen Eurobereich geben. Bisher steht die Zustimmung des Gesamtbetriebsrates aber aus. Senivita-Chef Wiesent setzt jedoch darauf, dass die Sanierung bis zum Sommer abgeschlossen sein wird, und noch in diesem Jahr soll die Sanierung das Ergebnis entlasten.
Wiesent verzichtet auf sein Gehalt
Wiesent zieht aus den Problemen bei Senivita persönliche Konsequenzen. Er verzichtet vorläufig auf sein Gehalt. Erst wenn es wieder läuft, will er seine Gehaltszahlungen wieder aufnehmen. Nicht ganz glücklich zeigt er sich gegenüber Investoren mit dem Verhalten eines Aufsichtsrates. Matthias Köppel hat am 30. März Genussscheine im Volumen von 16.600 Euro verkauft, wenige Tage vor der Zins-Meldung. Damals stand der Kurs bei 83 Prozent. Wiesent macht im Gespräch mit Anlegern deutlich, dass er keinen Einfluss auf die entsprechenden Aktionen von Aufsichtsräten habe.
Verärgert zeigen sich Investoren über die Informationspolitik von Senivita. Dies wird in der Telefonkonferenz mit Wiesent mehrfach betont. Die Zeit zwischen Zinsmitteilung und Investorencall von einer Woche war für viele Investoren zu lang, es gab Panikverkäufe. Der Kurs ist dadurch massiv unter Druck geraten. Hätte man die Lage früher und besser kommuniziert, hätte man möglicherweise eine positivere Außenwirkung erzielen können, so die Argumentation von Anlegern.
Wiesent nimmt diesen Kritikpunkt auf und gelobt, dass er jetzt liefern werde. Er zeigt sich davon überzeugt, dass sich alles sehr schnell drehen könne. Den Investoren verspricht er, sich um alles zu kümmern, so dass alles wieder gut werde.
Der Markt glaubt den Worten von Wiesent offenbar. Nach der Telefonkonferenz erholt sich der Genussschein von Senivita in Stuttgart um 5,4 Prozent auf 68,5 Prozent. In Frankfurt legt das Papier 4,6 Prozent auf 68,0 Prozent zu.