Der US-Jobmotor läuft, nur die Löhne wollen einfach nicht steigen - National-Bank Kolumne
Obwohl die Markit Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe für den Januar am Freitag durchaus Beachtung verdient hätten, haben sich die Investoren lieber auf den US-Arbeitsmarkt konzentriert. Der Jobmotor ist in den USA in ausgezeichneter Verfassung. Immerhin wurden im Januar mehr als 200 Tsd. neue Arbeitsplätze geschaffen. Selbst die Partizipationsrate stieg um 0,2%-Punkte an. Allerdings können die Arbeitnehmer nach wie vor nicht sonderlich stark von der guten Situation auf dem Arbeitsmarkt profitieren. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen nur leicht an. Besonders hoch ist die Lohndynamik weiterhin nicht. Außerdem stieg die Unterbeschäftigungsquote leicht an. Es sieht also ganz danach aus, als ob viele Arbeitnehmer nach einem Job mit längeren Arbeitszeiten suchen, ihn aber zurzeit nicht finden. Zugleich deutet sich an, dass immer mehr Arbeitnehmer auf den Arbeitsmarkt streben, die die Suche nach Beschäftigung wohl vorher aufgegeben hatten.
Auch wenn sich die Investoren gerade im Hinblick auf die Lohnsteigerungen enttäuscht zeigten, ist der Schwung am Arbeitsmarkt bislang groß. Und ob der niedrige Lohnanstieg die Fed tatsächlich davon abhalten könnte, eine restriktivere Geldpolitik einzuschlagen, ist unwahrscheinlich. Je mehr US-Bürger in Beschäftigung sind, je stärker werden der private Verbrauch und damit die Nachfrage gestützt. Daraus können sich gepaart selbst mit geringen Lohnsteigerungen Preisüberwälzungsspielräume für die Unternehmen ergeben, die sie sicher nutzen werden. Schließlich nimmt der Preisdruck bei den Unternehmen zu. Darauf deuten sowohl die Preiskomponente des ISM für das Dienstleistungs- als auch das verarbeitende Gewerbe hin. Dass die US-Wirtschaft in absehbarer Zeit zur Schwäche neigen könnte, ist aus aktueller Sicht betrachtet ebenfalls unwahrscheinlich. Dementsprechend hat die Fed den notwendigen Spielraum, um vielleicht sogar bald die nächsten Leitzinserhöhungen zu beschließen, ohne dass die wirtschaftliche Entwicklung nennenswert gedämpft wird. Die Fed könnte also problemlos handeln, ohne sich mit den immer noch unklaren fiskalischen Impulsen der US-Administration beschäftigen zu müssen. Die Schwäche des verarbeitenden Gewerbes scheint ebenfalls überwunden zu sein: Die endgültigen Daten für die Auftragseingänge ex Transport deuten jedenfalls daraufhin.
Heute Morgen wurden bereits erste Konjunkturdaten aus China veröffentlicht. Der Caixin Einkaufsmanagerindex schwächte sich leicht ab, lag jedoch erneut oberhalb der Marke von 50 Punkten, was auf eine Fortsetzung des Wachstums in China hinweist. Die jüngste, ganz leichte Straffung der Geldpolitik der PBoC wird ihre Wirkung sowieso erst in einigen Monaten entfalten. Ansonsten stehen heute Morgen kurz die Daten zu den deutschen Auftragseingängen im Fokus. Am Nachmittag wird sich der EZB-Chef vor dem Europäischen Parlament äußern. Neues zur Geldpolitik wird es nicht geben. Er wird jedoch die einzelnen Euroländer noch einmal sehr deutlich dazu auffordern, ihren Beitrag zur Förderung des Wirtschaftswachstums zu leisten sowie zu fiskalischer Disziplin auffordern. Die europäischen Parlamentarier werden dem zustimmen, bei den Regierungschefs der Euroländer bleibt der Appell ungehört.
Der Bund Future sollte mit Kursgewinnen in die Handelswoche starten. Aufgrund fehlender Impulse von Konjunkturdaten dürfte man sich auf die Aussagen von Mario Draghi sowie die Berichtssaison konzentrieren. Der Bund Future sollte sich zwischen 161,75 und 163,05 bewegen. Die Renditen der 10jährigen US-Treasuries sollten zwischen 2,41 und 2,56% schwanken.