Europäische Schuldenkrise ist noch längst nicht vorbei - National-Bank Kolumne
Die Konjunkturdaten dürften der Fed trotz des schwachen Wachstums in Q4 gestern erneut Nahrung geliefert haben, um Leitzinserhöhungen vorzunehmen. Insbesondere der Preistrend sollte den US-Notenbankern allmählich zu denken geben. Der Chicagoer PMI sowie das Konsumentenvertrauen des Conference Board dürften ebenfalls Anhaltspunkte liefern, geldpolitisch einen restriktiveren Kurs einzuleiten, selbst wenn die Werte im Januar im Vergleich zum Dezember gefallen sein sollten. An der Grundtendenz mit guter Stimmung wird das nämlich nichts ändern. Die europäische Geldpolitik ist von einer Straffung dagegen weit entfernt. Daran werden die deutschen Preisdaten bspw. nichts ändern. Auch die europäischen Konsumentenpreise, die im Januar im Vergleich zum Vorjahr deutlich angezogen sein dürften, werden bei der Mehrzahl der europäischen Notenbankvertreter kein Umdenken auslösen. Die Attacken aus Deutschland werden wirkungslos bleiben.
Selbst wenn die EZB-Vertreter, wie gestern angedeutet, im Juni über Veränderungen bei dem QE-Programm diskutieren sollten, bedeutet das nicht, dass Ende 2017 mit QE Schluss ist. Schließlich bleibt das Wirtschaftswachstum trotz der gestern erfreulich ausgefallenen Stimmungsindikatoren der EU-Kommission fragil und „eigentlich“ schwach. Und blickt man auf die jüngste Renditeentwicklung in der europäischen Peripherie, so ist erkennbar, dass sich die Investoren durchaus Sorgen über die finanzielle Stabilität der Länder machen. Die europäischen Schuldenkrise ist eben doch noch nicht vorbei, denn es gab bislang kaum / keine Fortschritte hinsichtlich einer nachhaltigen Reduzierung der Haushaltsdefizite sowie der Verschuldung gemessen am BIP. Und die Politik der EU-Kommission, immer wieder Milde bei Nichteinhaltung von Vereinbarungen walten zu lassen, könnte sich als falsch erweisen. Die Sorgen zu Griechenland sind zurück. Die Aussagen vom ESM waren deutlich: Ohne Beteiligung des IWF am Stützungspaket gibt es kein Geld mehr. Bleibt abzuwarten, was ECOFin dazu entscheidet. Es sieht jedoch derzeit ganz danach aus, als ob es zu einem nächsten Showdown mit Griechenland kommen kann. Dass diese Entwicklungen auf Portugal abstrahlen, ist an den Spreads gegen Bunds zu erkennen. Schließlich sind in Portugal trotz aller Erfolge die Konsolidierungsbemühungen zum Erliegen gekommen. Und Italien dürfte unter strenger Beobachtung wegen des NPL-Problems der Banken stehen. Die Unicredit-Meldung vom gestrigen Tag dürfte aufgeschreckt haben. Das QE-Programm wird also noch gebraucht.
Obwohl das Umfeld derzeit für „Flucht in Sicherheit“ spricht, dürften sich die Investoren vor Ende der FOMC-Tagung am Mittwoch eher in Zurückhaltung üben. Das bedeutet zugleich, dass es heute eher wenig Bewegung an den Rentenmärkten geben dürfte. Der Bund Future sollte kaum verändert in den Tag starten und sich zwischen 161,30 und 162,70 bewegen. Die Renditen der 10jährigen US-Treasuries sollten zwischen 2,41 und 2,56% schwanken.