Ist UK auf dem Weg zum Hard Brexit? - National-Bank Kolumne
Weder die US-Einzelhandelsumsätze noch der vorläufige Wert des Indikators der Uni Michigan konnten am Freitag so recht überzeugen. Die Weihnachtszeit brachte dann doch nicht die erhofften Zuwächse und das trotz der weiterhin ausgezeichneten Situation auf dem US-Arbeitsmarkt gepaart mit der Hoffnung auf Steuersenkungen sowie mehr Jobs, die durch die neue US-Administration geschaffen werden sollen. Dafür stiegen die Erzeugerpreise auf Monatsbasis deutlich an. Die Jahresraten liegen zwar immer noch unter 2%. Doch wenn die Fed zusätzliche Argumente sucht, warum sie alsbald wieder an der Zinsschraube drehen sollte, wird sie sicher auch bei den Erzeugerpreisen fündig. Immerhin fielen die ersten Unternehmensberichte für Q4 positiv aus. Gerade die meisten Banken konnten Dank eines ausgezeichneten Fixed Income-Geschäftes kräftige Gewinnanstieg verbuchen. Zudem scheinen nun zumindest für die US-Banken die Verfehlungen aus der Immobilienkrise weitestgehend verarbeitet zu sein.
In Europa dürften die Sorgen um den italienischen Bankensektor nicht kleiner geworden sein. Schließlich hat die Rating-Agentur DBRS die Bonitätseinschätzung des Landes am Freitagabend in den BBB-Bereich gesenkt und ist damit der Einschätzung der Wettbewerber gefolgt. Als Begründung wurden u. a. die mangelnde Reformfähigkeit sowie die hohe Verschuldung des Landes angeführt. Das bedeutet nun für die italienischen Banken, dass sie mehr Sicherheiten für die Inanspruchnahme von Repogeschäften mit der EZB bereitstellen müssen und das bei der sowieso angespannten Lage, in der sich die meisten italienischen Banken befinden.
In die Position der britischen Regierung zum Ausstieg aus der EU scheint Bewegung zu kommen. Am Wochenende gab es mehrere übereinstimmende Medienberichte geäußert haben, wonach die britische Premierministerin am Dienstag konkreteres zum Austrittspfad äußern wird. Nach den Medienberichten läuft es auf einen Hard Brexit hinaus. Das brachte bereits das GBP gegen alle wichtigen Währungen unter Druck. Zudem soll nun tatsächlich der konkrete Pfad für die Austrittsverhandlungen bis Mitte Februar erarbeitet sein, so dass das Austrittsgesuch, wie von Theresa May angekündigt, im März gestellt werden wird. Sollten sich die Meldungen vom Wochenende bestätigen, so dürfte es auf der Insel noch einiges an Konflikten geben (u. a. Schottland, Nordirland).
Da heute kaum bedeutende Daten auf der Agenda stehen, dürfte das World Economic Forum in Davos ebenfalls einiges an Aufmerksamkeit erhalten. Schließlich haben dort zahlreiche einflussreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft die Gelegenheit, aktuelle Fragen zu diskutieren. Vermutlich wird es dabei vor allem um die USA unter der Trump- Administration gehen. Noch dürften die diversen Vertreter aus Politik und Wirtschaft dem relativ ratlos gegenüberstehen. Es dauert aber nur noch bis kommenden Freitag. Dann müssen sie sich mit den neuen Gegebenheiten im Weißen Haus auseinandersetzen.
Die Sorgen um den italienischen Bankensektor, der drohende Hard Brexit sowie die Übergabe des Staffelstabes an den 45. Präsidenten der USA am Freitag dürften zumindest heute für Nachfrage nach sicheren Anlageformen führen. Dementsprechend sollte der Bund Future mit Gewinnen in den Handelstag starten. Die europäischen Notenbanker werden keine neuen Informationen bereithalten. Trotz der etwas höheren Preisdynamik wird die EZB ihren Kurs beibehalten. Im Tagesverlauf sollte sich der Bund Future zwischen 163,00 und 164,40 bewegen.