Chronischer Optimismus hievt den DAX über 11.600 Punkte - Nord LB Kolumne
Vor einigen Minuten sind in den USA aktuelle Daten zur Entwicklung des ISM PMI Manufacturing veröffentlicht worden. Traditionell gilt diese Zeitreihe als vielleicht wichtigster Stimmungsindikator für die Wirtschaft Nordamerikas. Im Berichtsmonat Dezember zeigte sich zum Abschluss des Jahres 2016 nochmals ein Anstieg – in Zahlen gesprochen notiert der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie nun bei schon beachtlichen 54,7 Punkten. Damit hat sich der Indikator mittlerweile recht nachhaltig oberhalb der vor allem psychologisch wichtigen Marke von 50 Zählern stabilisiert. Diese gilt bekanntlich nach mechanistischer Interpretation als Expansionsgrenze.
Somit beginnen sich die Signale zu mehren, die in Richtung einer generell guten bis sogar sehr guten Stimmung in der US-Wirtschaft deuten. Die aktuellen Daten zum ISM PMI Manufacturing passen in der Tat ganz vorzüglich zur Einschätzung, dass die US-Volkswirtschaft im 2. Halbjahr an Dynamik gewonnen hat. Zudem haben sich nun weitere Hinweise ergeben, die andeuten, dass die Wahl Donald Trumps einen fast schon bemerkenswerten Konjunkturoptimismus im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auslösen konnte.
Auch ein Blick auf die Details der Angaben zum ISM PMI Manufacturing zeigt erfreuliche Fakten. Die Produktionskomponente konnte zum Abschluss des Jahres 2016 auf beachtliche 60,3 Punkte anziehen. Damit ist der tatsächlich realisierte Output der US-Industrie nach Auffassung der befragten Einkaufsmanager nahezu exorbitant angestiegen. Diese Nachricht ist sehr erfreulich. Auch die Auftragskomponente legte klar zu und konnte im Dezember ebenfalls knapp über die Marke von 60 Zählern springen. Die Order-Bücher der befragten Firmen füllen sich also sehr zügig. Dieses Faktum spricht dafür, dass die US-Industrie positiv in die nähere Zukunft blicken kann.
Auch die Beschäftigungskomponente legte etwas zu. Mit einem marginalen Anstieg auf nun 53,1 Punkte wird für Dezember eine ganz leichte Erhöhung des Personalbedarfs der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe signalisiert. Die ökonomische Bedeutung dieser Nachricht sollte aber nicht überbewertet werden; der Dienstleitungssektor ist schließlich ganz eindeutig der Motor des „US-Jobwunders“. Folglich wird die Entwicklung der Beschäftigungskomponente des ISM PMI Non-Manufacturing von größerer Bedeutung sein.
Die Preiskomponente des ISM PMI Manufacturing legte im Dezember unerwartet deutlich auf 65,5 Punkte zu. Auch diese Entwicklung sollte zunächst wohl nicht überinterpretiert werden; der deutliche Zuwachs ist natürlich in den Kontext der Bewegungen am Rohölmarkt zu stellen. Es handelt sich aber schon um einen weiteren Hinweis darauf, dass das Deflationsgespenst in den USA momentan keine größeren Ängste mehr zu verbreiten scheint. Genau dieses Szenario wird momentan vom nordamerikanischen Rentenmarkt allerdings auch schon eingepreist.
Fazit: Der ISM PMI Manufacturing hat im Dezember mit einem Anstieg auf beachtliche 54,7 Punkte klar positiv überrascht. Nach der US-Präsidentschaftswahl ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten somit ein schon fast chronischer Konjunkturoptimismus ausgebrochen. Davon profitieren auch die globalen Aktienmärkte. Der DAX konnte nach den Zahlen beispielsweise über die Marke von 11.600 Zählern steigen. Die US-Wirtschaft hat jüngst sicherlich an Fahrt gewonnen, was natürlich positiv für die Dividendenpapiere ist. Allerdings handelt es sich noch um Vorschusslorbeeren. Wir werden zunehmend nachdenklich und fragen uns immer stärker, ob von den Finanzmärkten Risiken nicht schon in zu starkem Umfang ignoriert werden.