STEICO will ins neue Börsensegment wechseln - Kosten-Kritik an Deutsche Börse
Die derzeit im Entry Standard notierte STEICO plant einen Wechsel in das neue Handelssegment des Frankfurter Aktienmarktes, das die Deutsche Börse als Nachfolger des Entry Standards zum 1. März 2017 starten will. STEICO-Manager David Meyer gibt sich im Interview mit www.4investors.de zwar zufrieden mit den neuen Regeln, kritisiert aber die Kosten für die Börsennotierung, die auf die Emittenten zukommen.
www.4investors.de: Die Deutsche Börse AG hat zum 1. März 2017 ein neues Marktsegment angekündigt, das den Entry Standard ersetzen soll. Hat sie die Entscheidung der Börse überrascht und können sie diese angesichts der vielen Pleiten im Entry Standard für Aktien und Anleihen nachvollziehen?
Meyer: Die Entscheidung der Börse kam für uns nicht überraschend. Bei unseren letzten Gesprächen mit der Börse hat sich bereits angedeutet, dass eine Neustrukturierung des Segments bevorsteht.
Die Idee eines „Mittelstandssegments“ mit einer ausgewogenen Balance zwischen Transparenz und Umfang der Folgepflichten hat uns schon bei unserem IPO 2007 sehr gut gefallen. Dass der Entry Standard seitdem nicht nur für positive Nachrichten gesorgt hat, finden wir sehr bedauerlich. Von daher können wir die Entscheidung der Börse auch gut nachvollziehen.
www.4investors.de: Kann das neue Segment das Vertrauen in den Kapitalmarkt zurück bringen, das in den letzten Jahren durch den Neuen Markt und den Entry Standard verloren gegangen ist?
Meyer: Wir hoffen es. Die neuen Mindestanforderungen, die leicht gesteigerten Transparenzanforderungen sowie die höheren Notierungsentgelte tragen sicher dazu bei, dass sich vermehrt qualitätsorientierte Unternehmen im neuen Segment einfinden.
„Notierungsgebühren finden wir zu hoch“
www.4investors.de: Sind sie mit dem neuen Segment in der vorgeschlagenen Form zufrieden oder hätten sie es anders aufgebaut?
Meyer: Prinzipiell begrüßen wir den Aufbau des neuen Segments. Die Notierungsgebühren finden wir aber zu hoch angesetzt, auch wenn damit der Aufbau eines Basis-Research querfinanziert werden soll.
www.4investors.de: Wie werden sie als betroffene Gesellschaft nun reagieren – wird es einen Wechsel in das neue Segment mit seinen deutlich umfangreicheren Folgepflichten geben, oder steht der Zwangswechsel in ein niedriger reguliertes Segment bevor?
Meyer: Die Folgepflichten stellen für unsere Gesellschaft kein Problem dar. Wir erfüllen sämtliche Mindestanforderungen für die Einbeziehung. In Sachen Transparenz sind wir eines der wenigen Unternehmen, das bereits in der Vergangenheit die Transparenzpflichten übererfüllt hat, zum Beispiel durch die regelmäßige Veröffentlichung von Quartalsmitteilungen. Das wesentlich höhere Notierungsentgelt empfinden wir jedoch als Hemmnis. Als Unternehmen stellen wir dennoch hohe Qualitätsansprüche an unsere Kapitalmarktorientierung und werden den Schritt in das neue Segment mitgehen.
www.4investors.de: Mit welchen zusätzlichen Kosten rechnen sie aufgrund der deutlich erweiterten Pflichten des Handelssegments für die Emittenten, zum Beispiel was Research und Transparenzpflichten angeht?
Meyer: Wie gesagt haben wir bereits in der Vergangenheit die Transparenzpflichten übererfüllt. Hierfür haben wir uns im Laufe der vergangenen Jahre entsprechende interne Strukturen aufgebaut. Zusätzliche interne Kosten erwarten wir durch den Segmentwechsel daher nicht. Andere Unternehmen werden hierfür kurzfristig Ressourcen schaffen müssen oder externe Expertise hinzuziehen. Das verursacht sicherlich jährliche Kosten im vier- bis fünfstelligen Bereich.
Research ist „Schritt in die richtige Richtung“
www.4investors.de: Das neue Marktsegment wird in weniger als drei Monaten an den Start gehen. In diese Zeit fallen Weihnachten und Neujahr und damit die Ferienzeit. Ist der Zeitraum ausreichend, um als Unternehmen die Voraussetzungen für das neue Marktsegment zu erfüllen?
Meyer: Für unser Unternehmen ist der Zeitraum absolut ausreichend.
www.4investors.de: Eine Neuerung ist, dass die Deutsche Börse ein unabhängiges Research über die notierten Unternehmen in Auftrag geben wird und nicht die Unternehmen selbst Analysten beauftragen. Was halten Sie von dieser Regelung?
Meyer: Wir sind in der glücklichen Lage, dass STEICO bereits durch die Häuser Montega und Oddo Seydler gecovert wird. Darüber hinaus begrüßen wir den Ansatz aber sehr. Er gibt Investoren die Gelegenheit, sich an einer zentralen Stelle über eine Vielzahl mittelständischer Unternehmen zu informieren, die sonst keine Coverage vorzuweisen hätten. Auch wenn es nur ein Basis-Research ist, ist das ein Schritt in die richtige Richtung.