Commerzbank: Neue Kapitalvorgaben vor dem Abschluss?
Das Ringen um die neuen Kapitalanforderungen für Banken geht in eine entscheidende Phase. Wegen geplanter umfassender Veränderungen bezeichnet die Branche die Regeln bereits als „Basel IV“. So soll u.a. die Anwendung interner Modelle zur Berechnung von risikogewichteten Vermögenswerten wegen hoher Diskrepanzen und geringer Transparenz eingeschränkt werden. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, in dem weltweite Vertreter von Notenbank und nationaler Aufsicht zusammenkommen, wollte ursprünglich bereits bis Jahresende ein verbindliches Regelwerk veröffentlichen. Dies gilt aber mittlerweile als unrealistisch. Zu sehr prallen unterschiedliche Vorstellungen dies- und jenseits des Atlantiks aufeinander. Jetzt wird zum Jahresanfang 2017 mit Ergebnissen gerechnet. Zwar hat das Komitee zuvor verlautbart, dass sich der Kapitalbedarf der Banken nicht deutlich erhöhen solle, aber dies dürfte eine globale (also gesamthafte) Sicht umfassen. Die aktuellen Planungen scheinen erheblich höhere Kapitalanforderungen für kreditintensive Banken in Europa (hier vorrangig in Deutschland/Frankreich) zu bedeuten. Dies führte zu einer deutlichen Warnung der deutschen Aufsicht, die Gespräche scheitern zu lassen. Die Befürchtung der Aufseher ist, dass betroffene Banken angesichts erhöhter Eigenkapitalanforderungen die Kreditvergabe einschränken, was negative wirtschaftliche Effekte nach sich ziehen könnte. Die USA wiederum bestehen auf eine harte Auslegung, was US-Banken bevorzugen würde. In den USA spielt die Finanzierung über den Kapitalmarkt eine bedeutendere Rolle, die Bilanzen (bzw. das Eigenkapital) der Banken werden durch Kredite weniger in Anspruch genommen. Einheitliche, transparente und weltweit geltende Kapitalanforderungen für Banken wären zu begrüßen. Nachdem Basel II bereits von den USA nicht übernommen wurde, besteht aber die Sorge, dass dies – passend zur bevorstehenden Vor-Adventszeit – ein „frommer“ Wunsch ist.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Produzentenpreise (Okt.), 8.00 Uhr
Euroraum: Leistungsbilanz (Sep.), 8.00 Uhr
USA: Frühindikatoren (Okt.), 16.00 Uhr
So richtig gute Stimmung will an den Rentenmärkten nicht mehr aufkommen. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries stieg gestern auf 2,33% – ein neues Jahreshoch; Bundesanleihen machten den jüngsten Anstieg zwar nicht mehr mit, doch ist auch dort der Stimmungsknick evident. Seit dem Wahlsieg von Donald Trump thematisiert der Markt die Aufwärtschancen für die US-Konjunktur, was zu einem kräftigen Anstieg der Bondrenditen geführt und den US-Dollar gestärkt hat. Der gestrige Datensatz aus den USA unterstreicht, dass die US-Wirtschaft auch unabhängig von einem potenziellen fiskalischen Stimulus in guter Verfassung ist. So sind die Baubeginne im Oktober kräftig angestiegen und haben mit 1,323 Millionen (annualisiert) ein neues Nachkrisenhoch erreicht. Nach einem Durchhänger im Vormonat legte vor allem der Geschosswohnungsbau kräftig zu; regional verzeichneten besonders der Süden und der Westen kräftige Zuwächse. Dies spricht dafür, dass der Wohnungsbau in der BIP-Statistik im Schlussquartal – nach zwei Quartalen der Kontraktion – wieder einen soliden positiven Wachstumsbeitrag liefert. Die US-Verbraucherpreise sind im Oktober um 0,4% M/M gestiegen und lagen damit 1,6% höher als vor Jahresfrist. Bis zum ersten Quartal 2017 ist allein schon wegen ölpreisbedingter Basiseffekte ein Anstieg der Inflationsrate auf über 2% vorgezeichnet. Dies untermauert unsere Einschätzung, dass von fundamentaler Seite her einer Leitzinsanhebung der Fed Mitte Dezember nichts mehr im Wege steht; Fed-Chefin Janet Yellen hat sich gestern gleichfalls in diese Richtung geäußert. Für ein weiteres Abwarten gehen der Fed allmählich schlichtweg die Argumente aus.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Die Euphorie vieler Investoren über den überraschenden Wahlsieg von Donald Trump schien am gestrigen Vormittag erst einmal verflogen zu sein. In einem weitgehend lustlosen und umsatzarmen Handel kam dann aber am Nachmittag doch vielerorts Kaufinteresse in die europäischen Aktienmärkte zurück, so dass die meisten Indizes am Ende moderate Gewinne aufwiesen. Tagesverlierer war der Leitindex in Österreich, der um rd. 0,6% nachgab. In diesem Umfeld gewann der Dax rd. 0,2%. Zu den Tagesverlierern im deutschen Leitindex zählten neben Versorgerwerten wie RWE (-1,8%) und Eon (-2,4%) auch Bankaktien (Deutsche Bank: -0,3%), die in den vergangenen Wochen von sehr gedrückten Niveaus in der Spitze um rd. 50 Prozent zugelegt hatten. Auf die Stimmung drückte gestern u.a. die gesunkene Rendite für die zehnjährige Bundesanleihe. Die Aktie von Infineon (-1,2%) litt u.a. unter den zurückhaltenderen Aussagen des Firmenchefs in Bezug auf eine sich möglicherweise etwas abflachende Nachfrage von Automobilherstellern. Die Notierung von Hugo Boss stand erneut unter Druck und büßte weitere 0,7% ein. In London wurde die Aktie der Royal Mail (-7%) kräftig verkauft, nachdem das Unternehmen einen schwächeren Gewinnausweis präsentiert hatte. Auf europäischer Sektorebene waren am gestrigen Handelstag insbesondere Rohstoffaktien gefragt, die im Schnitt um 1,5% zulegten. Am Ende der Performanceskala rangierten Werte aus dem Sektor Banken mit durchschnittlichen Gewinnen von immerhin noch 0,3%. Die US-Börsen notierten freundlich. Der Dow Jones-Index gewann 0,2%. Finanzwerte profitierten von Aussagen der Notenbankchefin Yellen, wonach eine Leitzinserhöhung wohl in naher Zukunft bevorstünde. Auf Sektorebene (S&P 500-Index) notierten Finanzwerte daher im Schnitt 1,3% fester (Tagesverlierer: Immobilien, -1%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225-Index gewann 0,6%.